Youtube Kanal starten - Meine Erfahrungen nach 6 Monaten

Vor ca. einem halben Jahr habe ich meinen persönlichen Youtube Kanal zum Thema Fotografie gestartet. Auch wenn ich nie Youtuber werden wollte, fand ich die Herausforderung spannend meine Fähigkeiten in der Videobearbeitung auszubauen. Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen nach den ersten 6 Monaten auf Youtube mit dir teilen.

Langsames Wachstum ist gutes Wachstum

Ich glaube jeder träumt davon, dass der eigene Kanal innerhalb weniger Wochen monetarisiert ist um man in kürzester Zeit tausende Klicks und Abonnenten hat. In der Realität ist es aber sehr oft ein sehr langsames, stetiges Wachstum das du verzeichnen wirst.

Ich habe es in meinem ersten halben Jahr auf knapp über 500 Abonnenten geschafft. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht demotivierend. Aber das langsame Wachstum ist auch eine tolle Chance!

Du hast bei einer kleineren Zuschauerschaft viel mehr Möglichkeiten herumzuexperimentieren und verschiedene Dinge und Stile auszuprobieren. Hast du direkt Erfolg und in kürzester Zeit ein virales Video stellt dich das eher vor ein ganz neues Problem: Viele deiner Zuschauer haben dich genau wegen diesem einen Video & Thema gefunden. Hast du jedoch Lust über etwas anderes zu sprechen, werden viele deiner Zuschauer das neue Video nicht mögen oder anschauen.

Auf den ersten Blick klingt das gar nicht so schlimm, einige der Kerndaten für den Youtube Algorithmus sind jedoch Klickrate und Watchtime (also wie oft und lange deine Video geschaut wird). Finde deine Abonnenten das neue Video nun interessant wird es für den Algorithmus so aussehen, als ob niemand das Video sehen möchte und es entsprechend wenig Traffic darauf schicken.

Genau hier zahlt es sich aus, wenn man langsamer wächst. Zwar hat man dann nicht den “Erfolg über Nacht”, aber eine viel breitere Zuschauerschaft, die offener für Experimente und neue Videoideen ist.

Beim Thema “Erfolg über Nacht” sei noch gesagt, dass es diesen nie gibt. Jeder kennt wahrscheinlich die Kanäle die über Nacht explodiert sind, in der Fotografie gibt es hier zum Beispiel den englischspragien Kanal von Peter McKinnon.

Auch wenn dieser ein extremes Wachstum verzeichnet hat (1 Millionen Abonnenten im ersten Jahr), so hatte Peter McKinnon jahrzehntelange Erfahrung in der Fotografie und Videobearbeitung.

 
 

Fängst du jetzt mit Youtube an, ohne auf einen solchen Erfahrungsschatz zurückgreifen zu können, solltest du nicht erwarten das selbe Wachstum verzeichnen zu können. Viele Kanäle brauchen Jahre (ja, Jahre, in der Mehrzahl!) um auf 1000 Abonnenten zu kommen. Aber sieh das als Chance, dich zu entwickeln und neue Dinge lernen zu können.

Keine Angst vor Hatern

Eine meiner größten Sorgen bevor ich meinen Kanal gestartet hatte war die Angst vor Hatern und negativen Kommentaren. Denn immerhin erfordert es einiges an Mut sich selbst zu filmen, über ein Thema zu reden und das ganze ins Internet zu stellen.

Glücklicherweise war diese Angst aber ziemlich unbegründet. Ganz im Gegenteil habe ich viele positive, konstruktive und aufbauende Kommentare erhalten, das Leute inspiriert waren, Dinge die ich gezeigt habe selbst ausprobieren wollten oder eine konstruktive Diskussion gestartet haben. 

Anstatt Hater anzuziehen habe ich mir also eine coole kleine Community aufgebaut, in der sich die Leute gegenseitig austauschen und unterstützen.

Natürlich habe ich aber auch nicht nur positive Kommentare erhalten. Wie bereits gesagt ist einiges sehr konstruktive Kritik, die dir hilft besser zu werden und teilweise sogar als Thema für eine neue Videoidee dienen kann. Der Rest ist stellenweise tatsächlich sehr unfreundlich und negativ. Spaß macht es nie solche Kommentare zu lesen.

Am Ende wird aber auch nicht jede Person deinen Youtube Videos mögen, das ist einfach Teil der Sache. Daher bleibt nicht viel anderes übrig als diese Kommentare zu ignorieren und weiterhin dein Ding zu machen.

Insgesamt überwiegen die positiven Kommentare deutlich die negativen und du wirst dir nach und nach eine tolle Community aufbauen können. Daher lass die Angst vor Hatern dich nicht daran hindern, mit Youtube zu starten!

Suche dir deine eigene Nische

Eine Sache die extrem hilft, ist deine eigene Nische zu haben und mit dieser zu wachsen. Die wenigsten deiner Zuschauer werden direkt nach dem ersten Video dass sie von dir sehen deinen Kanal abonnieren. Lass die Leute daher “mit dir warm werden”.

Mit Nische meine ich vor allem ein Themengebiet, dass dich interessiert und über das du mehrere Videos machen kannst, die thematisch (zumindest grob) miteinander verknüpft sind.

Meine Nische ist zum Beispiel die Fotografie, aber noch genauer derzeit die Street Fotografie. Findet jemand eines meiner Videos und es gefällt ihm, dann sind auf meinem Kanal noch eine Vielzahl an anderen Videos vorhanden, die andere Aspekte des Themas besprechen.

So etwas fördert das Wachstum deines Kanals, denn je mehr Videos ich vom selben Youtuber schaue, desto eher bin ich auch geneigt den Kanal zu abonnieren. Dies ist ebenfalls einer der Gründe, warum du dich auf ein langsameres Wachstum am Anfang einstellen solltest, denn diese Grundstock an Videos zu erstellen und hochzuladen dauert seine Zeit und macht erst einmal viel Arbeit. 

 
 

Dabei solltest du jedoch darauf achten, dich nicht zu sehr auf eine Nische festzulegen, einerseits damit es nicht langweilig für dich wird, du aber gleichzeitig auch eine immer breitere Zuschauerschaft anziehen kannst. Schau also, welche Themen verwandt mit deiner Nische sind und ob du diese in deinen Videos integrieren kannst.

Ich habe zum Beispiel keine Lust, nur über Streetfotografie zu sprechen, selbst wenn mir das Thema Spaß macht. Eine Sache die ich aber extrem spannend finde ist das Reisen (auch wenn das zu Zeiten von Corona gerade schwer ist), also kann ich irgendwann einmal das Thema Reisen & Fotografie miteinander verbinden. Das ganze dokumentieren, Landschaftsaufnahmen zeigen und so weiter.

Dies ist zum einen kein Bruch mit dem Thema meines Kanals (Fotografie), holt aber evtl. neue Leute ab, die Interesse an Reisen und Abenteuer haben, und die Fotografie einfach nur beeindruckend finden, ohne sich aber selbst als Fotografen zu bezeichnen, sondern einfach nur tolle Aufnahmen ihrer eigenen Urlaube machen wollen.

Natürlich ist das nur ein Beispiel für meinen Kanal, du kannst auch ganz andere Themen zu deinen eigenen machen. Machst du Kochvideos kannst du evtl. kleiner lokale Restauranttests machen. Oder eine Mini-Dokumentation mit den Besitzern machen. Denke einfach ein wenig “outside the box”, dann fallen dir bestimmt gute Verknüpfungen auch mit deinem Thema ein.

Versuche etwas einzigartig zu machen

Leute einfach nur zu kopieren bringt meist nichts, da deinen Youtube Videos dann deine eigene Persönlichkeit fehlt. Das heißt aber auch nicht, dass du das Rad völlig neu erfinden musst.

Wenn ich wieder mein Beispiel der Streetfotografie nehme, es gibt im englischsprachigen Bereich einige Youtuber, die im POV-Style (also in der Egoperspektive) eine Fotorunde durch die Stadt laufen und dich hautnah bei der Aufnahme der Fotos dabei sein lassen. 

Dieses Konzept finde ich schon immer mega cool und sehr inspirierend für eigene Fotoideen. Und im deutschsprachigen Raum gibt es niemanden (zumindest niemanden den ich kenne), der so etwas macht. 

Also habe ich einfach nur ein funktionierendes Format (POV-Streetfotografie) genommen und dadurch, dass ich es auf deutsch mache einen neuen Twist gegeben. Und Leute haben sogar unter meinen Videos kommentiert, dass sie die englischen Videos kennen und es cool finden, dass das auch jemand in Deutschland macht.

 
 

Probiere also einfach ein bisschen herum, was dir gefällt und wie du dem ganzen deinen eigenen kleinen Touch geben kannst. Gerade am Anfang kann es einige Zeit - und auch Fehlversuche - dauern, bis du ein gutes Gefühl für den Stil deiner Videos bekommst, aber wenn du diesen dann einmal hast, werden es dir deine Zuschauer mit Abos, Klicks und Unterstützung danken!

Achte auf Bild & Ton in deinen Youtube Videos

Vorweg, lass dir gesagt sein: Du musst nicht tausende Euro an Technik für den Start ausgeben. Nichtsdestotrotz solltest du eine gewisse Grundqualität, vor allem bei Bild und Ton waren.

Jeder kennt Youtuber, die am Abend an Ihrem Küchentisch sitzen und bei künstlichem Licht zu irgendeinem Thema etwas erzählen. Was haben diese Videos alle gemeinsam? Einen starken orangestich im Bild, den wir automatisch mit einer geringen Qualität verbinden. 

Gleiches gilt für den Ton, besonders wenn du ein Voiceover aufnimmst, solltest du im Vorfeld überlegen, wie du das am besten machst. Ein Laptop-Mikrofon oder Headset ist für den Alltagsgebrauch vielleicht ausreichend, aber Zuschauer auf Youtube sind in der Regel eine höhere Qualität gewöhnt.

Wirkt also Bild und Ton unprofessionell, schlägt sich das auf dein gesamtes Video nieder, egal wie gut der Inhalt ist. Unterbewusst wird jeder Zuschauer dich und deinen Kanal etwas herabstufen und die Wahrscheinlichkeit neue Abonnenten zu gewinnen sinkt für dich.

Wie bereits gesagt musst du aber nicht tausende Euro investieren um hier ausreichend gute Resultate zu erhalten. Für die Ausleuchtung kannst du zum Beispiel einfach natürliches Fensterlicht nehmen, dadurch wirken die Farben in deinem Video viel natürlicher, freundlicher und einladender. 

Den Ton kannst du auch mit einem eigenen Mikrofon gut aufwerten. Ich selbst nutze das Rode VideoMic Pro*, alternativ gibt es aber auch schon sehr günstige Mikros, die du mit deinem Handy verbinden kannst*. Die Qualität dieser ist für Youtube völlig ausreichend.

Du musst nicht perfekt sein um mit Youtube starten zu können

Bevor ich den Kanal gestartet habe, habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, ob ich überhaupt schon gut genug dafür bin und ob Leute meine Videos überhaupt sehen wollen würden.

Ich hatte weder Erfahrung damit, vor einer Kamera zu sprechen, noch wie ich daraus ein ansprechendes Video erstelle und nur mein Wissen über die Fotografie. Das schöne an Youtube ist aber, dass diese Plattform einen gigantischen Schatz an Wissen hat und du nahezu alles dort lernen kannst.

Und so habe ich mich immer weiter herangetastet, neue Fähigkeiten entwickelt und neue Sachen ausprobiert. Das Spannende ist, dass du dich manchmal schneller entwickelst als dir bewusst wird. Wenn ich zum Beispiel eines meiner ersten Videos nehme, habe ich sehr stockend und sehr roboterartig und abgehackt gesprochen. Wenn ich das mit heute vergleiche, bin ich ein deutliches Stück flüssiger und authentischer geworden und sitze vor der Kamera nicht mehr wie der Hase vor der Schlange. 

Was damit sagen will: Auch wenn es dir gar nicht so bewusst auffällt, du wirst stetig bessere Videos produzieren können, je länger du am Ball bleibst. Und auch meine “weniger guten” Videos aus meiner Anfangszeit werden heutzutage immer noch geschaut und erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit.

Das heißt, selbst ohne ein Meister deines Faches zu sein, kannst du mit der Videoproduktion beginnen und bestimmt viele Leute für deine Themen begeistern!

Fazit

Eigentlich war es nie mein Ziel Youtuber zu werden, aber je länger ich auf der Plattform bin, desto mehr begeistert mich das Thema. Das liegt vor allem an der Möglichkeit sich zu entwickeln, neue Fähigkeiten zu lernen und sich eine Community aus gleichgesinnten Personen aufzubauen.

Wo ich früher noch Angst vor Hatern hatte freue ich mich inzwischen jeden Tag wenn ich ein neues Video hochlade auf die Interaktion und Austausch mit meinen Zuschauern. 

Noch ist es früh für mich und mein Kanal ist immer noch relativ jung. Aber wenn sich die Entwicklung der letzten Monate fortsetzt, war es eine der besten Ideen, einen Youtube Kanal zu starten. Wenn du selbst mit dem Gedanken spielst, dann kann ich dir das nur empfehlen und hoffe, dir mit meinen Erfahrungswerten eine Stütze auf deinem Weg zu sein! :)

 

*: Bei den markierten Links handelt es sich um Affiliate Links. Dir enstehen bei der Nutzung dieser keine Nachteile, ich erhalte jedoch eine Provision des Websitenbetreibers. Dies unterstützt mich dabei, weiterhin hilfreichen Content für dich produzieren zu können.