5 Tipps wie ich regelmäßig Motivation für Streetfotografie finde
Viele Fotografen finden die Streetfotografie spannend, erzählen mir dann aber, dass sie es irgendwie nicht schaffen regelmäßig fotografieren zu gehen.
Hier sind ein paar meiner besten Tipps, wie ich selbst regelmäßig Motivation für die Streetfotografie finde.
1. Fotografiere zu besonderen Events in der Stadt
Wenn ich mal so gar keine Lust auf Streetfotografie habe, hilft es mir enorm, zu besonderen Events in der Stadt zu gehen.
Du kennst das sicher auch: Im Alltag passiert nicht viel Spannendes, und irgendwie fehlt der Anreiz, die Kamera mitzunehmen.
Aber bei Events ist das anders. Da verändert sich die Stadt, es gibt etwas Neues zu entdecken, und die Atmosphäre zieht einen automatisch in ihren Bann. Genau das gibt mir immer wieder einen Motivationsschub.
Was ich dabei besonders schätze, ist, dass die Leute bei solchen Veranstaltungen meistens entspannter sind, wenn jemand mit einer Kamera auftaucht. Niemand hat Lust, unangenehm aufzufallen oder kritische Blicke zu kassieren.
Auf einem Christopher Street Day oder beim jährlichen Kochel-Ball in München gehört es aber einfach dazu, dass Fotos gemacht werden. Und so fällst du als Streetfotograf auch nicht besonders auf.
Die Menschen sind gut drauf, feiern, und du kannst einfach Teil der Menge werden.
Selbst wenn ich nicht immer DAS perfekte Foto mache, reicht es mir trotzdem schon, die Stimmung und die Atmosphäre einzufangen. Als vor ein paar Wochen die NFL in München war habe ich zum Beispiel keine einzige wirklich “gute” Aufnahme gemacht. Aber dennoch war ich motivert dabei, auf die “Jagd” zu gehen.
Außerdem geht es in der Streetfotografie für mich auch in gewisser Weise darum, das Leben zu dokumentieren. Traditionen wie der Kochel-Ball, bei dem Menschen in Tracht früh morgens durch die Straßen tanzen, sind dafür extrem passende Motive.
Diese Momente sind einzigartig und bringen Abwechslung in die eigene Fotografie. Du hast meist nur einmal im Jahr die Chance, so etwas zu erleben – und genau deshalb bin ich immer motiviert mit meiner Kamera dort hinzugehen, weil ich meine Chance nicht verpassen will.
2. Verabrede dich mit Gleichgesinnten
Manchmal fehlt einfach der Antrieb, alleine rauszugehen und zu fotografieren. Ich kenne das Gefühl gut. Aber was mir hilft, ist, mich mit anderen Fotografen zu verabreden.
Wenn du mit jemandem zusammen losziehst, kommt direkt eine ganz andere Dynamik ins Spiel. Du hast jemanden an deiner Seite, mit dem du Ideen austauschen kannst, und der dich dazu bringt, wirklich rauszugehen und die Kamera in die Hand zu nehmen.
Es ist ein bisschen wie beim Sport. Im Fitnessstudio bist du auch nicht immer motiviert, alleine zu trainieren, aber sobald du einen Trainingspartner hast, zieht ihr euch gegenseitig mit.
Genau so funktioniert es auch bei der Streetfotografie. Wenn du mit einem Freund unterwegs bist, macht ihr euch gegenseitig Mut, die Kamera auch mal auf Menschen zu richten oder in eine Szene reinzugehen, die dich sonst vielleicht abgeschreckt hätte.
Ich gebe zu, ich arbeite alleine fokussierter und die Ergebnisse sind regelmäßig besser. Aber das spielt gar nicht so eine große Rolle, wenn die Alternative ist, dass die Kamera zu Hause bleibt, weil ich nicht motiviert genug bin.
Es geht nicht darum, immer das perfekte Bild zu machen oder die beste Ausbeute zu haben. Viel wichtiger ist, überhaupt draußen zu sein, zu fotografieren und in diesen Flow zu kommen.
In deiner Stadt gibt es bestimmt Gleichgesinnte, die genauso gerne fotografieren wie du. Ein Foto-Walk mit anderen bringt nicht nur Motivation, sondern macht auch einfach Spaß.
Ihr entdeckt zusammen neue Ecken, inspiriert euch gegenseitig und habt vielleicht sogar Themen oder Challenges, die euch herausfordern.
Wenn du dich zudem bei der Streetfotografie unsicher fühlst, gibt dir ein Partner auch ein Stück Sicherheit. Ihr seid ein Team, und das schafft eine ganz andere Atmosphäre.
Selbst wenn die Fotos nicht die besten deines Lebens werden, zählt doch am Ende, dass du wieder draußen bist und deine Kamera nutzt.
3. Nutze Ausrüstung die dir Spaß macht
In der Streetfotografie wird viel darüber gesprochen, welche Ausrüstung "die Beste" ist. Doch weißt du was? Ich denke, es gibt nicht wirklich ein absolutes "Bestes".
Für mich ist es viel wichtiger, dass du mit der Ausrüstung fotografierst, die dir wirklich Freude bereitet. Der Spaß daran, die Kamera in die Hand zu nehmen, Bilder zu machen und einfach kreativ zu sein, ist das, was zählt.
Ich habe zum Beispiel eine Fuji X100VI. Diese Kamera macht mir einfach richtig Spaß. Ein Grund dafür sind die Film-Simulationen von Fuji. Es ist unglaublich befriedigend, die verschiedenen Optionen auszuprobieren, ein bisschen damit herumzuspielen und am Ende ein fast fertiges Bild direkt aus der Kamera zu bekommen. So spare ich mir auch Zeit bei der Bildbearbeitung.
Für jemanden wie mich, der sonst immer im RAW-Format mit großen Kameras unterwegs war, ist das eine willkommene Abwechslung.
Es gibt Tage, da greife ich fast automatisch zur Fuji, weil ich weiß, dass sie mir ein gutes Gefühl beim Fotografieren gibt. Aber genauso gerne nehme ich auch meine Sony Kamera, wenn ich gerade Lust auf ein anderes Setup habe.
Mit meinem 85mm unterwegs zu sein ist für mich genauso spannend und spaßig. Es kommt einfach darauf an, worauf ich gerade Lust habe.
Welches Setup das bei dir ist, wirst du wahrscheinlich am besten wissen.
Vielleicht hast du eine alte Filmkamera, die dir Freude bereitet, oder ein Vintage-Objektiv, das du immer wieder gerne benutzt. Vielleicht macht dir ein Standard-Zoom Spaß oder sogar ein Super-Zoom-Objektiv, mit dem du flexibel alles abdecken kannst.
Es gibt kein Richtig oder Falsch. Lass dich nicht davon stressen, was andere als "perfekt" für die Streetfotografie empfehlen.
Das Wichtigste ist, dass du dich mit deiner Ausrüstung wohlfühlst und sie dich dazu bringt, rauszugehen und zu fotografieren. Denn am Ende zählt nur, dass dir das Fotografieren Spaß macht.
4. Wechsle deine Motive / Setze dir Herausforderungen
Wenn ich in einem Motivationsloch bin, hilft es mir, etwas Neues auszuprobieren oder mir selbst eine kleine Herausforderung zu setzen. So bleibt das Fotografieren spannend und ich entdecke immer wieder neue Seiten an der Stadt und an mir selbst.
Als ich mit Streetfotografie angefangen habe, habe ich einfach Leute auf der Straße fotografiert. Da war es mir gut genug, wenn jemand einen coolen Hut oder einen auffälligen Mantel trug.
Aber irgendwann habe ich das Gefühl gehabt, dass sich alles wiederholt. Ich wollte mehr Tiefe in meine Bilder bringen, etwas anderes einfangen.
Dann habe ich angefangen, mir selbst Aufgaben zu stellen. Einmal habe ich zum Beispiel 30 Tage lang nur in Schwarz-Weiß fotografiert. Das hat meinen Blick geschärft, weil ich mich viel mehr auf Licht, Schatten und Kontraste konzentrieren musste. Das Video dazu findest du auch auf meinem Youtube Kanal:
Ein anderes Mal habe ich mich nur auf Silhouetten konzentriert. Das hat mich dazu gebracht, in Situationen zu fotografieren, die ich vorher vielleicht ignoriert hätte.
Oder ich habe eine sogenannte "Color Walk"-Challenge gemacht: Ich habe mir eine Farbe ausgesucht, zum Beispiel Rot, und nur nach dieser Farbe gesucht. Alles andere habe ich ausgeblendet. Das hat nicht nur meine Aufmerksamkeit verbessert, sondern auch meine Bilder auf eine Art vereinfacht und klarer gemacht.
Langfristige Projekte motivieren mich zusätzlich. Ich arbeite zum Beispiel an einer Sammlung von Fotos über meine Stadt, die ich irgendwann als Serie zusammenstellen will.
So ein Ziel gibt mir immer einen Grund, rauszugehen und zu fotografieren, selbst wenn ich wenig Zeit habe oder die Stimmung nicht perfekt ist.
Es fühlt sich dann nicht wie ein Spaziergang ohne Plan an, sondern wie ein Schritt hin zu etwas Größerem. Das macht die Fotografie fast ein bisschen wie ein Spiel, bei dem jeder kleine Fortschritt zählt.
Solche Herausforderungen und Projekte machen die Streetfotografie für mich nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch sinnvoller. Sie sorgen dafür, dass ich motiviert bleibe und immer wieder Neues entdecke.
5. Habe eine gesunde Erwartungshaltung an deine Fotografie
Manchmal fühlt es sich an, als ob alle anderen Fotografen da draußen ständig Meisterwerke schaffen, während man selbst nur Ausschuss produziert. Ich kenne das Gefühl, und es kann ganz schön an der Motivation kratzen.
Vor allem, wenn man von einer Streetfotografie-Runde nach Hause kommt, die Speicherkarte durchsucht und merkt, dass kaum etwas dabei ist, was wirklich vorzeigbar ist.
Aber weißt du was? Das ist völlig normal. Und genau hier hilft es mir, eine gesunde Erwartungshaltung an meine Fotos zu haben.
Die meisten Fotos, die ich aufnehme, landen nie irgendwo. Sie bleiben auf meiner Speicherkarte oder verschwinden direkt im digitalen Papierkorb. Und das ist okay.
Viele der Streetfotografen, die ich kenne, sagen, dass 99 % ihrer Bilder nie gezeigt werden. Sie zeigen logischerweise nur die besten Ergebnisse – dieses eine Bild aus hunderten, das wirklich „Klick“ macht.
Social Media verstärkt das natürlich. Auf Instagram oder in YouTube-Videos siehst du logischerweise nur die Highlights. Niemand zeigt dort die misslungenen Versuche, die unscharfen Bilder oder die langweiligen Shots, die keinen Funken Emotion transportieren.
Für mich heißt das, meine Ansprüche anzupassen. Ich setze mir das Ziel, bei gutem Licht vielleicht ein oder zwei brauchbare Bilder zu machen.
Wenn das Licht schlecht ist, freue ich mich schon, wenn überhaupt ein einziges Foto halbwegs gelungen ist.
Und da das mein Durchschnitt ist, gibt es auch mal Tage, an denen ich mit einer vollen Speicherkarte und ohne ein einziges wirklich gutes Bild zurückkomme. Aber genau das gehört dazu.
Ich habe gemerkt, dass es völlig unsinnig ist, von jeder Runde 20 fantastische Fotos zu erwarten. Wenn ich so denken würde, wäre ich ständig enttäuscht und würde die Kamera irgendwann gar nicht mehr in die Hand nehmen.
Stattdessen sage ich mir: Wenn ein Bild richtig gut ist, war die Runde erfolgreich. Wenn zwei dabei sind, war’s ein richtig guter Tag. Und wenn mal gar nichts klappt? Kein Problem – ich habe trotzdem Zeit draußen verbracht, habe geübt und bin bereit für die nächste Runde.
Mit dieser Haltung bleibt die Motivation erhalten, auch wenn nicht jedes Bild ein Knaller wird.