Immer dieselben langweiligen Orte? Das Streetfotografie-Dilemma erklärt
In der Streetfotografie gibt es ein Thema, dass mich immer wieder beschäftigt: Meine Stadt langweilt mich und ich will eigentlich einen neuen Ort finden, an dem ich mich inspiriert fühle Fotos zu machen.
Gleichzeitig nehme ich mir eigentlich selten die Zeit die Viertel meiner Stadt zu erkunden, sondern gehe immer an dieselben Orte. Und erziele damit sogar ziemlich gute Ergebnisse.
Das ist ein richtiges Dilemma. Gibt es am Ende eine Lösung dafür?
Warum ich so gerne neue Orte fotografiere
Manchmal ist es einfach so, dass die Umgebung, in der du schon lange lebst, irgendwann langweilig wird. Du kennst jedes Haus, jede Straße und jede Ecke.
Genau deshalb liebe ich es, neue Orte zu fotografieren. Sie bieten dir immer wieder frische Eindrücke, und das ist ein richtig guter Boots für meine Kreativität.
Wenn ich zum Beispiel in einer Stadt wie Lissabon oder Paris unterwegs bin, sehe ich so viele Dinge, die komplett anders sind als das, was ich von zu Hause kenne. Noch stärker ist der Unterschied wenn man z.B. in asiatischen Städten wie Tokyo unterwegs ist.
Die Architektur, die Farben, die Atmosphäre – alles wirkt plötzlich spannender und aufregender.
Es fühlt sich so an, als würde hinter jeder Ecke eine neue Überraschung auf mich warten. Und genau das hält mich motiviert. Ich laufe stundenlang durch die Straßen, immer auf der Suche nach dem nächsten besonderen Moment, den ich mit meiner Kamera einfangen kann.
Bin ich zum Beispiel in München, eine Stadt in der ich seit einigen Jahren lebe und die ich gut kenne, dann ist das nicht mehr so. Dort habe ich fast alles schon einmal fotografiert, und es gibt wenig, das mich wirklich überrascht.
Aber in einem fremden Land oder einer neuen Stadt kommt dieses Gefühl des Entdeckens wieder auf. Du siehst die Welt mit frischen Augen, und das verändert, wie du fotografierst. Du suchst anders, findest andere Motive und hast am Ende das Gefühl, bessere Fotos aufgenommen zu haben
Der Vorteil der alten Lieblingsorte
Es gibt Orte, die man immer wieder besucht, wenn man mit der Kamera unterwegs ist. Ich kenne das nur zu gut.
Ich habe so meine Standardorte, wo ich weiß, dass ich auf jeden Fall gute Fotos machen kann. Einer meiner Favoriten ist der Hofgarten in München.
Wenn die Sonne scheint, fällt dort immer tolles Licht ein. Die Menschen sitzen im Park, spielen, gehen spazieren oder Gassi. Es gibt Cafés und Geschäfte drumherum, und von dort aus kannst du locker in andere Stadtteile weiterziehen.
Dieser Ort zieht mich immer wieder an, weil er so viel zu bieten hat. Aber genau das bringt auch das Gefühl mit sich, dass ich dort schon alles mal fotografiert habe.
Genau hier liegt jedoch auch der Vorteil. Wenn du einen Ort gut kennst, weißt du genau, wann und wo das Licht am besten ist. Ich kenne zum Beispiel die besten Stellen im Hofgarten, um mit Silhouetten zu arbeiten, weil ich weiß, wie das Licht durch die Torbögen fällt.
Vormittags habe ich andere Möglichkeiten als nachmittags. Und im Sommer? Da stehen regelmäßig Musiker am kleinen Tempel in der Mitte des Gartens, und die Menschenmengen dort bieten immer spannende Motive.
Durch diese Ortskenntnis kannst du viel gezielter fotografieren. Du weißt, was dich erwartet, und kannst dich besser darauf einstellen. Das erhöht nicht nur die Chance auf gute Fotos, sondern sorgt auch dafür, dass du weniger Zeit damit verbringst, nach Motiven zu suchen.
Stattdessen kannst du dich darauf konzentrieren, das Beste aus dem Moment herauszuholen.
Alte Lieblingsorte sind also nicht immer langweilig, sondern geben dir auch Sicherheit und eine Art Routine. Gleichzeitig kannst du an solchen Orten immer wieder Neues entdecken, wenn du genau hinschaust.
Orte ändern sich mit der Zeit, Menschen kommen und gehen, und selbst das Licht spielt jeden Tag ein anderes Spiel. Und genau das macht es am Ende spannend.
Wie gehe ich mit diesem Dilemma um?
Genau hier entsteht natürlich das Streetfotografie Dilemma:
Einerseits liebe ich es, neue Orte zu fotografieren. Sie sind spannend, abwechslungsreich und voller Möglichkeiten. Andererseits finde ich mich oft an den gleichen Plätzen wieder, weil ich dort genau weiß, was mich erwartet, und weil ich dort immer ein paar gute Fotos mache.
Für mich ist - wie bei vielem im Leben - die Mischung der Schlüssel. Ich versuche, meine Fotografie durch kleine Veränderungen aufzulockern.
Es ist nicht immer möglich, spontan in eine völlig neue Stadt zu reisen. Zeit und Geld machen das eher schwierig.
Aber es gibt auch in der eigenen Stadt sicher genug Orte, die ich noch nicht gut kenne. Besonders in großen Städten wie München gibt es Viertel, die eher übersehen werden. Wohngebiete, Parks oder Plätze abseits der Touristenpfade haben manchmal ihren ganz eigenen Charme. Ich nehme mir dann bewusst vor, genau diese Orte zu erkunden.
Natürlich sind solche Orte oftmals genauso langweilig wie man die restliche Stadt empfindet. Es gibt dort eher selten die spektakulären Motive oder das perfekte Licht.
Aber dennoch ist es etwas anderes als das, was man tagtäglich an seinen Standardorten so sieht. Dennoch fällt die Ausbeute an wirklich “guten” Fotos hier eher dünn aus.
Wenn ich das merke, mische ich meine Standardorte wieder ein. Diese Plätze geben mir Sicherheit, weil ich weiß, dass ich dort erfolgreicher bin.
Es fühlt sich dann an wie eine kleine Belohnung, wenn ich nach einer schwierigen Fotosession wieder an einen Ort gehe, der mir vertraut ist. Da ich auch eine Weile nicht mehr am Standardort war, kommt mir dieser wieder etwas spannender vor. Und nach ein paar Erfolgserlebnissen kann ich auch wieder ein paar weniger bekannte Viertel in meine Fotorunden einstreuen.
Dieser Wechsel zwischen Vertrautem und Neuem hilft mir, in der Streetfotografie immer wieder frische Ideen zu finden. Aber es wird am Ende trotzdem nie so aufregend sein, wie ein richtige Fotoreise.
Aber auch wenn eine neue Stadt oder ein neues Land immer besonders inspirierend ist, bringt auch die eigene Umgebung genug Abwechslung, wenn man das ganze ein bisschen taktischer angeht.