Sigma hat eine neue Kamera?! Gedanken zur Sigma BF

 

Sigma hat eine neue Kamera angekündigt, die Sigma BF. Das hat viele Gedanken und Fragen bei mir ausgelöst über die wir uns unterhalten sollten.

Mein Video zum Thema:

 

Die technischen Aspekte der Sigma BF

Die Kamera setzt auf einen 24-Megapixel-Vollformatsensor, der Wechselobjektive über den L-Mount-Anschluss unterstützt.

Klingt solide, oder? Aber hier kommt der Haken: Für einen Preis zwischen 2.200 und 2.400 Euro erwartest du eigentlich mehr Leistung. Konkurrenten wie die Sony a7C II, A6700 oder die Fuji X100VI sind günstiger und bieten ähnliche oder sogar bessere Leistung.

Apropos Leistung – der elektronische Verschluss könnte ein Problem sein. Bei schnellen Bewegungen oder im Serienbildmodus (maximal 8 Bilder pro Sekunde) riskierst du den gefürchteten Rolling-Shutter-Effekt. Das bedeutet, dass Motive wie fahrende Autos oder schnelle Sportler gestaucht oder verzerrt aussehen können.

Schuld ist die Auslesezeit des Sensors. Leider hat Sigma hier keine konkreten Angaben gemacht. Erfahrungsgemäß sind Vollformatkameras aber anfällig dafür. Ob die BF da eine Ausnahme ist? Ungewiss.

Auch das Display enttäuscht. Es ist fest verbaut – du kannst es nicht schwenken oder klappen, um aus ungewöhnlichen Winkeln zu fotografieren. Und einen elektronischen Sucher suchst du vergeblich. Für Einsteiger mag das okay sein, aber erfahrene Fotografen vermissen hier Flexibilität.

Doch es gibt ein klares Plus: das Gewicht. Mit nur 446 Gramm (inklusive Akku) ist die Sigma BF extrem leicht. Vergleiche das mal mit der Sony A6700 (493 g) oder der Fuji X100VI (521 g). Klar, die Fuji hat bereits ein Objektiv verbaut, dass bei Sigma noch dazu kommt – aber allein das Gehäuse aus Aluminium überzeugt durch das sehr geringe Gewicht - besonders da wir hier eine Vollformat Kamera haben.

 

Der Elefant im Raum

Es gibt aber natürlich bei diesem Thema auch einen sehr offensichtlichen Elefanten im Raum: Die Sigma BF ist keine Kamera, die mit High-Tech glänzen will. Stattdessen setzt sie alles auf Design.

Sigma nennt es einen „mutigen Ansatz“, und das ist es auch. Das Gehäuse wird aus einem einzigen Aluminiumblock gefräst, keine sichtbaren Schrauben, keine lose Klappen, kein Durcheinander von Anschlüssen. Es sieht aus wie ein minimalistisches Kunstwerk, nicht wie ein Werkzeug. Und genau das ist der Punkt.

Aber Minimalismus hat seinen Preis. Du hast nur vier Knöpfe und einen Auslöser. Keine Drehräder, keine umständlichen Menüs. Alles ist reduziert aufs Nötigste.

Das klingt verlockend, wenn du keine Lust auf komplizierte Einstellungen hast. Doch gleichzeitig fehlt dir die Kontrolle. Ich habe auf meinen Sonys super viele Shortcuts für Optionen, die ich nicht immer, aber oft genug brauche.

Beim Sigma BF? Viel Spaß beim Durchklicken von Menüs. Diese sind dafür aber auch sehr simpel gehalten. Muss man eben mögen. Die Kamera zwingt dich, langsamer zu arbeiten – ob das gut oder schlecht ist, hängt davon ab, was du brauchst.

Noch extremer ist der Verzicht auf einen SD-Karteslot. Die BF speichert alles intern – 230 GB sind erstmal viel. Aber was, wenn der Speicher voll ist? Du kannst keine Karte wechseln, sondern musst die Kamera per USB-C an einen Computer hängen. Für unterwegs ist das umständlich.

Und was, wenn der USB-Anschluss kaputtgeht? Sigma betont, dass das Gehäuse dadurch robuster wird. Keine Klappen, keine beweglichen Teile – die Kamera soll ein Panzer sein. Aber gleichzeitig steckst du fest, wenn der eine Anschluss versagt.

Das Design ist zweifellos ein Statement. Die BF unterscheidet sich radikal von den klobigen, knopfüberladenen Kameras da draußen. Sie wirkt wie ein Accessoire, fast wie ein modisches Gadget.

Doch frag dich: Willst du eine Kamera, die vor allem gut aussieht? Oder eine, die dir mehr Freiheit gibt? Sigma spricht hier gezielt Leute an, die Ästhetik über Funktion stellen – die lieber etwas Einzigartiges in der Hand halten als die technisch beste Ausrüstung.

Es ist ein Risiko. Denn die BF ist nicht für jeden gemacht. Professionelle Fotografen werden die Limitierungen schnell frustrieren. Das führt zur Frage: Für wen ist diese Kamera eigentlich?

 

Welchen Markt will die Sigma BF bedienen?

Du fragst dich bestimmt: Für wen ist die Sigma BF eigentlich gedacht? Die Antwort ist nicht einfach, denn diese Kamera spielt ihr eigenes Spiel.

Sie ist aus meiner Sicht auf jeden Fall kein Arbeitsgerät für Profis – dazu fehlen ihr zu viele Funktionen. Stattdessen zielt sie auf eine ganz bestimmte Gruppe: Menschen, die Fotografie als Hobby und Lifestyle sehen, nicht als Technik-Herausforderung.

Ich denke sie ist in gewisser Weise ein hochwertiges Accessoire. Etwas, das gut aussieht, sich leicht anfühlt und bewusst anders ist als die klobigen Kameras da draußen.

Die BF ist für dich, wenn du Minimalismus liebst und bereit bist, dafür Kompromisse einzugehen. Wenn du keine Lust hast, stundenlang Menüs zu durchforsten oder zwanzig Knöpfe zu bedienen. Vier Tasten, ein Auslöser – mehr brauchst du hier nicht.

Mit Sony Kameras oder auch der Fuji X100 Reihe ist sie schon mal nicht vergleichbar. Denn all diese Kameras bieten dir mehr oder die gleichen Features für weniger Geld.

Auch habe ich jetzt schon öfter den Vergleich zur Panasonic S9 gehört. Aber auch diese Kamera halte ich vom Design noch zu nah an der “regulären” Kamera.

Vergleichen kannst du sie am ehesten mit Kameras wie der Leica Q. Die Leica ist ebenfalls schlank, robust und reduziert aufs Wesentliche. Aber sie kostet fast das Dreifache – rund 6.000 Euro. Die Sigma BF liegt bei 2.200 bis 2.400 Euro und bietet sogar mehr Flexibilität, weil du Objektive wechseln kannst.

Für Leica-Fans mit kleinem Budget könnte sie deshalb interessant sein. Oder für jemanden, der einfach etwas Einzigartiges in der Hand halten will, ohne ein Vermögen auszugeben.

Aber sei ehrlich: Brauchst du wirklich so viel Minimalismus? Oder willst du lieber eine Kamera, die mehr kann, auch wenn sie nicht so stylisch ist?

Die Sigma BF ist eine Nischenkamera – sie spricht gezielt Leute an, die Design über Funktion stellen. Bist du einer davon? Oder gehörst du zu denen, die lieber das Geld in mehr Leistung investieren? Die Antwort liegt bei dir.

 

 
Timo Nausch