Warum du keine Farbkalibrierung am Monitor brauchst

 

Ein Thema über das ich öfter etwas höre ist die Farbkalibrierung deines Monitors, an dem du deine Fotos bearbeitest.

Warum ich davon kein Fan bin und den meisten Fotografen rate, das Thema einfach zu ignorieren erfährst du in diesem Beitrag.

 

Was soll dir die Farbkalibrierung deines Monitors überhaupt bringen?

Du sitzt stundenlang am Rechner, feilst an deinem Foto, justierst Farben, optimierst Kontraste. Alles sieht perfekt aus.

Doch dann der Schock: Auf dem Handy wirken die Farben plötzlich zu blass, auf dem Tablet viel zu knallig, und der Druck? Da stimmt irgendwie gar nichts mehr. Frustrierend, oder? Gerade bei Bildern, in die du so viel Zeit und Liebe gesteckt hast.

Für viele Fotografen im Internet scheint die Antwort klar: Monitor kalibrieren. Aber was bringt das eigentlich, was genau versteht man darunter?

Die Idee hinter einer Monitor-Kalibrierung ist ziemlich simpel: Dein Bildschirm soll die Farben genau so zeigen, wie sie tatsächlich sind. Ohne Verfälschungen, ohne Tücken.

Denn wenn dein Monitor dir die „falschen“ Farben anzeigt, bearbeitest du dein Bild immer mit einer verzerrten Wahrnehmung.

Nehmen wir mal ein Beispiel: Dein Monitor hat einen leichten Blaustich. Du korrigierst also dein Bild, bis es für dich auf dem Bildschirm ausgewogen aussieht. Aber was passiert dann? Auf einem anderen Gerät wirkt dein Bild plötzlich gelbstichig.

Das Problem liegt nicht an deiner Bearbeitung, sondern daran, dass du von Anfang an mit einem verfälschten Bild gearbeitet hast.

Eine Kalibrierung zielt darauf ab, genau das zu verhindern. Mit spezieller Hardware, wie einem Colorimeter, misst du die Farben deines Bildschirms und gleichst sie so ab, dass sie mit dem übereinstimmen, was „in Wirklichkeit“ sein sollte.

So soll verhindert werden, dass du mit der falschen Ausgangslage arbeitest und dich darauf verlassen kannst, dass dein Foto wirklich so aussieht, wie du es siehst.

Klingt ja auf den ersten Blick erstmal nach einer recht praktischen Lösung, oder?

 

Warum ich nicht viel von der Monitorkalibrierung halte

Ich finde, dass die Farbkalibrierung am Monitor eher überschätzt wird. Klar, es klingt erst mal professionell und nach einem wichtigen Schritt in der Bildbearbeitung, aber wenn man genau drüber nachdenkt, hat das Ganze nur begrenzten Nutzen – vor allem, wenn du deine Fotos hauptsächlich digital teilst.

Das größte Problem ist, dass du keine Kontrolle darüber hast, wie andere Leute deine Bilder sehen. Du kannst deinen Monitor perfekt kalibrieren, die Farben also genau so einstellen, wie sie in der Realität aussehen sollten.

Aber was bringt dir das, wenn jemand dein Foto auf einem Handy mit einem schlechten Display oder einem übermäßig gesättigten Fernseher anschaut? Die meisten Leute betrachten Bilder auf Geräten, die nicht farbtreu sind.

Dein perfekt kalibriertes Bild wird dort dann trotzdem anders aussehen. Das liegt einfach daran, dass nicht alle Bildschirme die Farben gleich darstellen – und darauf hast du keinen Einfluss.

Dazu kommt, dass diese Farbkalibrierungs-Tools oft sehr teuer und umständlich sind. Du zahlst locker 100 Euro oder mehr für ein Gerät, das dir zwar theoretisch genauere Farben bringt, aber letztlich keinen riesigen Unterschied macht – zumindest nicht, wenn du deine Bilder online teilst.

Das Ganze ist auch zeitaufwendig. Du musst erst verstehen, wie die Kalibrierung funktioniert, alles einstellen, und das Ganze regelmäßig wiederholen, damit es aktuell bleibt. Für viele von uns, die einfach Spaß an der Fotografie haben und ihre Bilder teilen wollen, ist das viel zu viel Aufwand für zu wenig Nutzen.

Dazu kommt, dass moderne Geräte wie Laptops, Monitore und Smartphones mittlerweile eigentlich schon eine gute Farbdarstellung haben.

Wenn du kein uraltes oder super günstiges Gerät benutzt, hast du meistens ohnehin schon eine solide Grundlage. Besonders MacBooks, die ja bei vielen Fotografen beliebt sind, haben ziemlich farbtreue Displays.

Da frag ich mich ehrlich: Braucht es wirklich noch eine teure Kalibrierung?

Natürlich gibt es Situationen, in denen die Farbkalibrierung sinnvoll ist. Zum Beispiel, wenn du deine Fotos drucken lassen willst. Dann möchtest du natürlich sicherstellen, dass die Farben auf dem Ausdruck mit denen auf deinem Bildschirm übereinstimmen.

Aber mal ehrlich, wie oft passiert das? Für die meisten von uns ist das eine Seltenheit. Wenn du vor allem für Social Media fotografierst, gibt es wichtigere Dinge, in die du dein Geld, deine Zeit und deine Energie investieren kannst. Vielleicht ein besseres Objektiv, ein Fotokurs oder einfach mehr Zeit draußen mit der Kamera.

Farbkalibrierung mag nett sein, aber für die meisten von uns ist es einfach nicht nötig. Lieber fokussiere ich mich auf die Aspekte, die wirklich einen Unterschied machen – und du vielleicht auch.

 

 
Timo Nausch