30 Tage, 30 Fotorunden: Das ist passiert [Fotografie Selbstexperiment]
Ich habe jeden Tag für 30 Tage eine Fotorunde gemacht. Dabei bin ich insgesamt 270.306 Schritte gegangen und habe 3.268 Fotos aufgenommen.
Was ist dabei passiert? Und was habe ich aus diesem Fotografie Selbstexperiment gelernt? Das schauen wir uns hier genauer an!
Warum überhaupt 30 Fotorunden an 30 Tagen?
Warum macht man überhaupt so ein Selbstexperiment, jeden Tag für 30 Tage eine Fotorunde zu machen?
Einer der Hauptgründe für mich war, dass ich mich selbst als „faulen Fotografen“ bezeichnet habe.
Ich liebe es, mit der Kamera loszuziehen, aber meistens mache ich keine riesigen Touren oder verbringe den ganzen Tag damit. Meistens gehe ich nur für ein paar Stunden raus, wenn überhaupt.
Aber was passiert, wenn ich das jeden Tag mache?
Eines der Dinge, die mich zu diesem Experiment inspiriert haben, war ein englischer Spruch, der mir immer wieder durch den Kopf ging: „Volume negates luck.“
Das bedeutet, dass man, wenn man etwas nur häufig genug macht, irgendwann nicht mehr auf Glück angewiesen ist.
Beim Fotografieren bedeutet das dann logischerweise, dass, wenn ich oft genug draußen bin, ich einfach irgendwann ein gutes Foto machen werde – nicht, weil ich Glück habe, sondern weil es statistisch gesehen einfach passieren wird.
Vielleicht klappt es an einem Tag nicht, aber wenn ich am nächsten Tag wieder rausgehe, stehen die Chancen gut, dass mir irgendwann das perfekte Motiv vor die Linse kommt.
In der Theorie klingt das einleuchtend. Aber als fauler Fotograf habe ich mir bislang nie die Mühe gemacht diese These wirklich einmal zu überprüfen.
Ich wollte sehen, ob das in der Praxis wirklich so funktioniert. Ob ich durch die ständige Wiederholung tatsächlich Fortschritte mache und am Ende mehr gute Fotos bekomme, als wenn ich nur gelegentlich losziehe?
Das Experiment hat mich auch dazu gebracht, zu überlegen, ob ich wirklich mehr gute Fotos mache, wenn ich jeden Tag unterwegs bin.
Wenn ich in einer Woche normalerweise vielleicht 2 - 3 gute Aufnahmen mache, weil ich nur einmal rausgehe – könnte ich dann durch tägliche Fototouren das Doppelte oder sogar Dreifache erreichen?
Natürlich spielte auch mein YouTube-Kanal eine Rolle. Solche Experimente bieten sich perfekt als Content an. Die Fotos, die ich während dieser Fotorunden mache, kann ich in anderen Videos verwenden.
Und das ganze Konzept eines 30-Tage-Experiments ist an sich schon ein spannendes Videoformat. Es könnte sogar zu einer längeren Challenge werden, wenn es gut läuft – 90 Tage, 180 Tage, vielleicht sogar ein ganzes Jahr.
Für mich war dieser Monat außerdem besonders gut geeignet, weil ich die Chance hatte, einen ganzen Monat in Wien zu verbringen, einer Stadt, die ich nicht kannte.
Da bot es sich an, täglich eine Fotorunde zu machen und gleichzeitig war dabei mein Ziel mindestens 5.000 Schritte pro Tag zu gehen.
Es war eine großartige Gelegenheit, die Stadt zu erkunden, neue Orte zu entdecken und dabei meiner Leidenschaft für Fotografie nachzugehen.
Dieses Selbstexperiment ist also nicht nur eine Herausforderung an die eigene Disziplin, sondern auch eine Chance, durch ständige Wiederholung besser zu werden, die Umgebung intensiver wahrzunehmen und natürlich auch Inhalte für meinen Kanal zu schaffen.
Unter anderem ist dadurch auch eines meiner Fotowalk Videos entstanden, dass du dir hier anschauen kannst:
Die positiven Aspekte dieser Challange
30 Tage lang jeden Tag eine Fotorunde zu machen bringt natürlich einige positive Aspekte mit sich.
Zum einen habe ich mir selbst bewiesen, dass ich durch die Regelmäßigkeit tatsächlich deutlich mehr gute Fotos aufgenommen habe.
Je häufiger ich unterwegs war, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass ich etwas Spannendes vor die Linse bekomme.
Ich bin sehr zufrieden - wenn auch nicht unbedingt überrascht - dass sich das bestätigt hat. Es fühlt sich gut an, wenn du merkst, dass du nicht nur auf Glück angewiesen bist, sondern durch stetige Wiederholung deine Chancen erhöhst, tolle Aufnahmen zu machen.
Es liegt vor allem daran, dass du einfach länger und häufiger die Kamera in der Hand hast. Dadurch sind einige Fotos entstanden, auf die ich wirklich stolz bin.
Ich denke, jeder Fotograf will schöne Bilder machen. Niemand geht raus, um am Ende des Tages nur enttäuscht mit schlechten Fotos nach Hause zu kommen.
Diese Challenge hat mir gezeigt, dass ich durch konsequentes Fotografieren deutlich mehr dieser "guten" Aufnahmen schaffen kann.
Interessanterweise hat mich die Challenge auch dazu gebracht, aus meiner Komfortzone herauszukommen.
Normalerweise bin ich eher der Typ, der bei schönem Wetter fotografiert. Doch mit dieser Challenge musste ich auch an Tagen raus, an denen das Wetter alles andere als “gut” war.
In Wien gab es während des Monats, in dem ich die Challenge gemacht habe, heftige Unwetter und Überschwemmungen.
An manchen Tagen hat es seitlich und so stark geregnet, dass ich fast sofort durchnässt war. Aber auch an diesen Tagen habe ich Motive gefunden, die spannend waren – selbst wenn es nicht immer Spaß gemacht hat, draußen zu sein.
Diese Tage haben mir gezeigt, dass interessante Aufnahmen auch unter schwierigen Bedingungen entstehen können. Und obwohl es nicht meine bevorzugte Art des Fotografierens ist, hat es mich dazu gebracht, anders zu denken und kreativer mit den Gegebenheiten umzugehen.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt dieser Challenge war, dass ich gezwungen war, neue Gegenden zu erkunden.
Jeden Tag die gleichen Viertel abzulaufen, wäre schnell langweilig geworden, also habe ich begonnen, auch weniger bekannte Teile von Wien zu besuchen.
Ich habe Viertel erkundet, die nicht auf jeder Touristenliste stehen, und bin durch Wohngebiete gelaufen, die abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten lagen.
Auch wenn dort nicht immer die aufregendsten Fotos entstanden sind, war es trotzdem eine interessante Erfahrung, mehr von der Stadt zu sehen, als ich es sonst getan hätte.
Zusätzlich zu den fotografischen Fortschritten hatte die Challenge auch den positiven Effekt, dass ich mich körperlich mehr bewegt habe. Mein Ziel war es, jeden Tag mindestens 5000 Schritte zu gehen. Und das habe ich anhand der Gesamtzahl von über 270.000 Schritten ja auch locker geschafft.
Die negativen Aspekte der Challange
Auch wenn so eine 30-Tage-Challenge viele positive Seiten hat, gibt es auch einige negative Aspekte, die nicht zu übersehen sind.
Zu Beginn bin ich noch voller Energie und Motivation, jeden Tag rauszugehen und zu fotografieren.
Doch irgendwann, besonders in den letzten anderthalb Wochen, fängt es an, richtig an den Kräften zu zehren. Ich merke, wie die Lust nachlässt, und es wird immer schwieriger sich zu motiveren vor die Tür zu gehen.
Zu dieser Zeit habe ich meine Fotorunden auch häufig bis in die Abendstunden hinausgezögert, weil ich den ganzen Tag über einfach keine Motivation gefunden habe.
Am Ende gehe ich zwar schon noch raus, aber nicht, weil ich wirklich Lust habe, sondern eher, weil ich es muss. Und das merkt man auch an den Ergebnissen.
Die Fotos, die ich an diesen Tagen mache, sind nicht wirklich gut. Es sind eher „Alibi-Runden“. Ich habe die Kamera in der Hand, aber im Grunde könnte ich genauso gut nur spazieren gehen.
Die Leidenschaft, wirklich etwas Schönes festzuhalten, fehlt komplett. Es fühlt sich dann eher so an, als würde ich die Runden nur machen, um die Challenge nicht zu unterbrechen, statt aus Spaß oder kreativer Inspiration.
Ein weiterer negativer Punkt ist, dass ich normalerweise die Fotografie in meinen Alltag integriere und nicht meinen Alltag um die Fotografie herum plane.
Gerade in Wien möchte ich auch mal andere Dinge erleben, zum Beispiel einfach mit meiner Freundin die Stadt genießen. Nicht jeder Tag dreht sich nur ums Fotografieren.
Manchmal will ich einfach Tourist sein, die Sehenswürdigkeiten genießen oder einfach nur entspannen.
Doch durch die Challenge habe ich das Gefühl, dass ich immer Zeit für die tägliche Fotorunde freimachen muss, und das kollidiert manchmal einfach mit anderen Plänen.
Hinzu kommt noch, dass ich einen YouTube-Kanal betreibe, was zusätzlich viel Zeit für Videoaufnahmen und die Produktion erfordert.
Das bedeutet, dass ich meinen ohnehin vollen Alltag mit dieser täglichen Challenge noch weiter belaste.
Irgendwann fühlt sich das Ganze nicht mehr wie ein Hobby oder eine entspannende Aktivität an, sondern eher wie eine zusätzliche Arbeitsbelastung.
Die Freude am Fotografieren beginnt zu schwinden, und die Challenge wird zu einem Pflichtprogramm, das ich einfach nur noch durchziehen will.
Das heißt nicht, dass ich während der letzten zwei Wochen keine guten Fotos gemacht habe. Tatsächlich habe ich zwei meiner besten Bilder an meinem letzten Tag in Wien aufgenommen.
Aber insgesamt merke ich, dass die Freude, die ich anfangs noch an der täglichen Fotorunde hatte, langsam nachlässt. Am Ende mache ich es eher, um die 30-Tage-Challenge abzuschließen, als aus der Begeisterung für die Fotografie.
Was habe ich aus der Challenge gelernt?
In den letzten 30 Tagen habe ich jeden Tag eine Foto-Runde gemacht und dabei eine Menge gelernt.
Es war eine spannende Challenge, die mir geholfen hat, nicht nur besser im Fotografieren zu werden, sondern auch einige interessante Erkenntnisse über mich selbst und meine Herangehensweise an das Fotografieren zu gewinnen.
Eine der wichtigsten Lehren war, dass es tatsächlich stimmt: Wer oft fotografieren geht, wird zwangsläufig mehr gute Aufnahmen machen.
Es ist nicht nur eine Frage des Talents, sondern auch der Häufigkeit und der Wahrscheinlichkeit. Je öfter du draußen bist und die Kamera dabei hast, desto mehr Chancen hast du, außergewöhnliche Motive zu finden.
Das klingt zwar offensichtlich, aber es war dennoch spannend, diese Theorie in der Praxis bestätigt zu sehen.
Eine weitere interessante Entdeckung war, wie sehr mich diese Challenge aus meiner Komfortzone geholt hat. Ich habe nicht nur an schönen Tagen fotografiert, sondern auch bei Regen, und genau diese Fotos haben mich am meisten herausgefordert.
Es sind die Momente, in denen du dich an Bedingungen anpassen musst, die dir neue Perspektiven eröffnen.
An Tagen, an denen ich normalerweise nicht fotografiert hätte, habe ich genauso spannende Motive gefunden, die sich aber von dem unterscheiden, was ich sonst fotografiere.
Und dadurch das viele Fotografen eher in der Komfortzone fotografieren, fällt es auch viel leichter mit solchen Fotos aus der Masse herauszustechen.
Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass es auf lange Sicht nicht gut ist, sich jeden Tag zum Fotografieren zu zwingen. Nach den 30 Tagen fühlte ich mich ausgebrannt und hatte nicht mehr so viel Spaß daran.
Die Vorstellung, diese Challenge über 60 oder 90 Tage weiterzuführen, erscheint mir einfach nicht reizvoll.
Ständig kreativ sein zu müssen ist sehr anstrengend und ich freue mich auch auf Tage ohne Fotografie. Auf Dauer würde ich mit so einer Challenge wahrscheinlich die Freude am Fotografieren verlieren.
Dennoch fand ich die ersten Wochen der Challenge sehr motivierend. Besonders in den ersten Tagen war ich voller Energie und hatte Spaß daran, jeden Tag neue Fotos zu machen.
Ich denke, eine kürzere Challenge – vielleicht eine Woche oder maximal zwei Wochen – wäre eine gute Balance, um regelmäßig zu fotografieren, ohne sich dabei zu überfordern.
So lässt sich das Fotografieren auch leichter in den Alltag integrieren, ohne dass man sein ganzes Leben umplanen muss.
Ein unerwarteter Punkt war, wie viel Zeit das Fotografieren trotz allem in Anspruch nimmt. Ich dachte, ich könnte die Foto-Runden einfach nebenbei machen, während ich sowieso draußen bin.
Aber es war deutlich schwieriger, das in meinen Tagesablauf zu integrieren, als ich erwartet hatte.
Es gab Tage, an denen ich einfach nur zu Hause bleiben und entspannen wollte, weil ich am Tag zuvor viel unterwegs war. Trotzdem musste ich rausgehen und fotografieren, selbst wenn ich keine Lust hatte.
An diesen Tagen habe ich gemerkt, dass ich keine besonders guten Fotos gemacht habe, weil mir einfach die Energie und die Motivation gefehlt haben.
Ingesamt bin ich froh das dieses Selbstexperiment nun Zuende ist. Es war definitiv spannend, aber für mich hat mir irgendwann die Balance gefehlt.
Dennoch war es ein spaßiges Projekt, bei dem viele gute Fotos entstanden sind.
Ich denke jedoch nicht, dass es zwingend etwas ist, dass jeder Fotograf einmal tun sollte oder du unbedingt auch einmal selbst ausprobieren müsstest.