Wie du genial Farben unabhängig von deiner Kamera aufnimmst
Die Farbstimmung eines Fotos ist logischerweise extrem wichtig. Viele Fotografen schreiben das aber der “Color Sience der Kameraherstellern” zu.
Die Farbstimmung kannst du aber auf viel mehr Wege beeinflussen. Hier sind meine besten Tipps & Tricks dafür.
Deine Ausrüstung ist für die finalen Farben irrelevant
Du hast bestimmt schon oft gehört, dass die Farben deiner Kamera oder die sogenannte "Color Science" eines bestimmten Herstellers den Unterschied machen.
Aber weißt du was? Das ist in der Praxis gar nicht so entscheidend, wie viele denken. Egal, ob du eine Kamera von Nikon, Canon, Sony oder Fujifilm nutzt – die Unterschiede in den Farbergebnissen sind heute so gering, dass sie kaum noch ins Gewicht fallen.
Natürlich haben Kameras ihre Eigenheiten. Nikon-Bilder wirken meist etwas kontrastreicher, Fujifilm hat einen kleinen Hang zu grünlicheren Tönen, und Sony bleibt eher neutral.
Aber das sind Feinheiten, die du locker beim Bearbeiten in den Griff bekommst. Weißabgleich ist hier das Zauberwort.
Wenn du in Programmen wie Lightroom die Farben anpasst und einen guten Workflow hast, kannst du aus jedem Bild die Farben holen, die du dir vorstellst.
Ich habe zum Beispiel in Brasilien mit einer alten Fujifilm X-A5 fotografiert – einer Kamera, die fast schon antiquarisch wirkt. Dazu ein günstiges Objektiv, das technisch sicher nicht mit teuren Profi-Linsen mithält.
Aber die Ergebnisse? Einfach klasse. Die RAW-Dateien lassen sich genauso gut bearbeiten wie die von hochpreisigen Modellen. Der Schlüssel liegt nicht in der Kamera, sondern in deiner Fähigkeit, Farben, Kontraste und Töne bei der Bearbeitung zu optimieren.
Das beste Argument: Schau dir mal eine Fotostrecke in einem Magazin an. Siehst du, welche Kamera dahintersteckt?
Natürlich nicht. Weil es am Ende nicht die Marke ist, die das Bild macht, sondern du und wie du mit Licht, Farben und Bearbeitung umgehst.
Also hör auf, der nächsten Kamera oder dem neuesten Modell hinterherzujagen. Viel wichtiger ist es zu verstehen, wie du mit den Farben in der Fotografie umgehen kannst.
Diese Gedanken mache ich mir bereits beim Fotografieren
Wenn ich fotografiere, denke ich schon früh über Farben nach – lange bevor ich den Auslöser drücke. Denn die besten Farben entstehen nicht zufällig, sondern durch Planung und ein gutes Auge für Licht.
Es geht nicht nur darum, später am Computer alles herauszuholen, sondern schon beim Fotografieren die richtige Grundlage zu schaffen.
Für mich beginnt das mit dem Licht und der Tageszeit. Viele schwören auf die goldene Stunde, wenn die Sonne tief steht und weiches, warmes Licht die Szene beleuchtet.
Und ja, das Licht ist dann fantastisch – aber es bringt auch einen einheitlich goldenen Farbton mit sich. Andere Farben gehen dabei schnell verloren.
Deshalb drehe ich mich zu dieser Zeit gerne von der Sonne weg, meist um 90 bis 180 Grad. So bekomme ich mehr Kontraste und sattere Farben ins Bild.
Besonders spannend wird es nach Sonnenuntergang, in der sogenannten blauen Stunde. Wenn ich direkt von der untergehenden Sonne weg fotografiere, entstehen oft Farben, die fast magisch wirken.
Aber das ist nur die eine Seite. Für wirklich starke Farben liebe ich auch das Licht mitten am Tag. Viele denken, das sei keine gute Zeit zum Fotografieren, aber das Gegenteil ist der Fall.
Die Sonne steht hoch, du hast starke Kontraste, aber auch diese können wir ja gezielt für unsere Fotos und Farben nutzen.
Klar, es kann knifflig sein, die richtigen Schatten und Tiefen zu bekommen, aber gerade für Fotos von oben oder unten funktioniert das Licht perfekt. Du fotografierst also nicht “geradeaus”, sondern in irgendeinem anderen Blickwinkel
Manchmal stelle ich mich auch in den Schatten oder suche nach interessanten Reflektionen – so wird das Licht noch vielseitiger. Auf jeden Fall gibt es auch bei greller Sonne genug Foto-Möglichkeiten
Ein echter Geheimtipp sind bewölkte Tage. Der Himmel wird dabei zu einem riesigen Diffusor, der weiches Licht auf alles um uns herum wirft.
Farben bleiben lebendig und wirken durch das sanfte Licht oft sogar intensiver. Besonders morgens oder am frühen Nachmittag, wenn das Licht schräg einfällt, entsteht eine wunderbare Tiefe in den Bildern.
Sogar Regen kann großartige Fotos hervorbringen, mit satten Farben und einer ganz besonderen Stimmung. Wer schon einmal im Wald nach einem Schauer unterwegs war und gesehen hat, wie satt und saftig grün die Blätter aussehen, weiß wovon ich rede.
Auf jeden Fall kannst du die finalen Farben deines Fotos schon im Vorfeld einigermaßen planen.
Weichere Farbtöne bekommst du logischerweise eher zur Dämmerungszeit. Mittags bei hellem Sonnenschein sind Pastell-Töne eher selten zu finden.
Aber mit etwas Planung schaffst du dir eine gute Ausgangslage für die Nachbearbeitung und Finalisierung der Farbpalette.
So gehe ich bei der Nachbearbeitung vor
Für die Nachbearbeitung habe ich inzwischen ein klares Ziel: Die Farben müssen lebendig und ausgewogen wirken, ohne künstlich zu erscheinen.
Dabei zählt die Nachbearbeitung genauso wie die Aufnahme. Es geht darum, das Beste aus deinen Bildern herauszuholen, ohne sie zu überladen.
Zuerst stelle ich sicher, dass das richtige Farbprofil eingestellt ist. In Lightroom verwende ich meist das Standardprofil „Adobe Color“. Es sorgt dafür, dass die Farben so interpretiert werden, wie es zu meinem Stil passt. Wer eine Fujifilm hat, kann hier aber auch Filmsimulationen wie das “Classic Crome” einstellen.
Danach überprüfe ich den Weißabgleich. Besonders bei Kameras mit voreingestellten Modi wie „Bewölkt“ oder „Schatten“ entsteht manchmal ein ungewollter Grünstich.
Ich korrigiere das, indem ich die Temperatur etwas abkühle und den Farbton Richtung Magenta ziehe. Für blaue Himmel oder Wasser gehe ich oft einen Tick weiter, um die Farben wirklich knackig zu machen.
Das was viele als “Color Sience” abschreiben ist sehr häufig einfach eine leicht unterschiedliche Definition des Weißabgleichs. Wenn ich diesen aber manuell korrigiere, dann habe ich mit jeder Kamera eine gute Ausgangsposition.
Als Nächstes passe ich die Belichtung an. Ich mag es, wenn meine Bilder hell und freundlich wirken, ohne zu überstrahlen. Ein paar kleine Anpassungen bei den Highlights und Schatten helfen dabei, die Details nicht zu verlieren.
Dabei senke ich die Highlights leicht ab und hebe die Schatten an. Das bringt mehr Balance ins Bild. Mit der Tonkurve verstärke ich den Kontrast wieder und verleihe den Farben Tiefe. Besonders wichtig ist mir dabei, dass die Farben lebendig, aber nicht übertrieben wirken.
Ein Geheimtipp, den ich immer anwende: Ich reduziere die Gesamtsättigung des Bildes leicht, meist um etwa 10 Punkte. Danach erhöhe ich die „Dynamik“ – das hebt gezielt weniger gesättigte Farben hervor, ohne die ohnehin schon kräftigen Töne zu übersteuern. So wirken die Farben natürlicher und ausgewogener.
Wenn ich mehrere Fotos im gleichen Stil bearbeiten möchte, arbeite ich oft mit eigenen Presets. Diese speichere ich für verschiedene Licht- und Farbsituationen.
Damit lassen sich Farbkorrekturen und Tonanpassungen schnell übertragen, ohne jedes Bild einzeln zu bearbeiten. So bleibt mehr Zeit für den kreativen Feinschliff.
Letztendlich geht es darum, ein Gefühl für die Balance zu entwickeln. Du kannst immer wieder experimentieren und deinen Workflow optimieren. Die besten Farben kommen nicht von allein – sie entstehen durch bewusstes Arbeiten, sowohl bei der Aufnahme als auch in der Nachbearbeitung.