7 schlechte Angewohnheiten die Fotografen haben

 

Es gibt verschiedene schlechte Angewohnheiten, die man als Fotograf über die Zeit entwickelt. Hier sind 7 die ich selbst habe oder mir bei anderen Leuten aufgefallen sind.

 

1. Du unterbelichtest Fotos extrem

Als ich angefangen habe, mich intensiver mit der Fotografie zu beschäftigen, habe ich festgestellt, dass eine der häufigsten Fehlerquellen das Unterbelichten von Aufnahmen ist, oft sogar um mehr als eine Blendenstufe.

Der Grund dafür ist meist der Versuch, die Highlights zu bewahren.

Aber hier ist das Problem: Durch das Unterbelichten verlierst du eine Menge an Bildinformationen, insbesondere in den Schattenbereichen.

Kamerasensoren fangen die meisten Informationen in den hellen Bereichen ein. Deshalb ist es entscheidend, diese richtig zu belichten. Eine Überbelichtung solltest du natürlich auch vermeiden, denn auch hierbei gehen wichtige Details verloren.

Versuchst du aber deine Highlights um jeden Preis zu schützen, bekommst du meist ein recht matschiges, kontrastarmes Bild. Das sieht dann auch nicht gut aus.

Um sicherzustellen, dass du die Belichtung richtig hinbekommst, solltest du dich mit den Hilfsmitteln deiner Kamera vertraut machen.

Viele moderne Kameras bieten Hilfsfunktionen wie Histogramme oder Zebras. Diese Einstellungen zeigen dir während der Aufnahme an, welche Bereiche des Bildes über- oder unterbelichtet sind.

 

2. Du verstehst die manuellen Einstellungen nicht

Zu Beginn will ich sagen: Es ist völlig in Ordnung, häufig die Programm- oder Blendenautomatik zu nutzen – ich mache das selbst auch zu 95% der Zeit.

Aber um die Fotografie wirklich zu beherrschen, solltest du auch verstehen, was du mit diesen manuellen Einstellungen bewirken kannst.

Wenn du die Verschlusszeit erhöhst, frierst du Bewegungen ein, und eine langsamere Verschlusszeit kann zu einer schönen Bewegungsunschärfe führen, ideal für Wasserfälle oder fließendes Wasser.

Die Anpassung der Blende hingegen beeinflusst die Tiefenschärfe deiner Aufnahmen.

Eine offene Blende lässt mehr Licht auf den Sensor und sorgt für ein weicheres Bild, während eine geschlossene Blende alles von Vorder- bis Hintergrund scharf stellt, aber auch weniger Licht auf den Sensor lässt.

Die ISO-Einstellung spielt auch eine große Rolle, besonders in schwierigen Lichtverhältnissen. Eine höhere ISO ermöglicht es dir, auch bei weniger Licht zu fotografieren, kann aber auch zu Bildrauschen führen.

Die Fähigkeit, diese Einstellungen zu verstehen und anzupassen, ermöglicht es dir, in jeder Situation die richtige Belichtung zu finden.

So kannst du auch mit Halbautomatischen Modis die passenden Einstellungen treffen, um das Bild so aufzunehmen wie du es dir vorstellst.

Das Verstehen der manuellen Modi deiner Kamera hilft dir also nicht nur, bessere Bilder zu machen, sondern gibt dir auch die Freiheit, kreativ zu sein und deinen eigenen Stil zu entwickeln.

 

3. Man geht nur bei perfekten Bedingungen fotografieren

Viele von uns Fotobegeisterten machen oft den Fehler, dass wir nur dann die Kamera schultern, wenn der Himmel blau ist und die Sonne lacht.

Ich gebe es zu, ich bin inzwischen selbst zu einem kleinen Schönwetterfotograf geworden und war früher viel häufiger bei rauem Wetter unterwegs.

Wer möchte auch schon bei Regen oder Schneesturm draußen sein? Aber genau das sind die Momente, in denen einige der spektakulärsten Aufnahmen entstehen können!

Nehmen wir mal das Beispiel Deutschland im Winter. Wenn es kalt ist, dann ist es nicht nur ein bisschen frisch, sondern meist richtig, richtig kalt. Schnee, Wind, graue Wolekn, die ganze Palette.

Klingt nach dem perfekten Grund, drinnen zu bleiben, oder? Falsch gedacht! Gerade bei solchem Wetter verwandelt sich die Umgebung in eine völlig andere Welt.

Die Landschaften sind (zumindest in München) meist mit Schnee bedeckt, alles sieht anders aus – fast wie eine andere Welt.

Die klare Luft und der frische Schnee sorgen für eine atemberaubende Kulisse, die man bei Sonnenschein nie einfangen könnte.

Und dann der Regen – viele scheuen sich, bei Nässe rauszugehen. Doch gerade der Regen bietet fantastische Möglichkeiten!

Wenn es regnet, wirken die Farben der Umgebung intensiver und alles wird ein bisschen dramatischer.

Besonders mag ich es, wenn der Regen nachlässt und alles noch nass ist. Die Pfützen auf den Straßen spiegeln die Welt auf ihre eigene magische Weise wider.

Man kann die Szenerie sogar auf den Kopf stellen, indem man die Spiegelungen kreativ nutzt.

Das bedeutet also, dass schlechtes Wetter nicht gleich schlechte Fotogelegenheiten bedeutet.

Im Gegenteil, es sind diese unerwarteten, rauen Bedingungen, die meist die kreativsten und beeindruckendsten Bilder hervorbringen.

 

4. Entweder keine oder viel zu starke Bildbearbeitung

Die Bildbearbeitung ist ein ewiges Dilemma für uns Fotografen!

Es gibt zwei Extreme, in die viele von uns oft verfallen: Entweder bearbeiten Fotografen ihre Bilder gar nicht oder sie neigen dazu, es komplett zu übertreiben.

Ich bin selbst auch schon in beide Fallen getappt, glaube aber inzwischen an einem ganz guten Punkt angekommen.

Natürlich sollte immer das Ziel sein, das Bild so gut wie möglich direkt in der Kamera zu erfassen. Das bedeutet, dass ich mir beim Fotografieren viel Mühe gebe, die perfekte Belichtung und Bildausschnitt zu erreichen.

Doch egal wie sehr ich mich bemühe, manchmal braucht es einfach ein bisschen Nachbearbeitung, um ein gutes Bild in ein großartiges zu verwandeln.

Die Nachbearbeitung ermöglicht es mir, Kontraste anzupassen, bestimmte Bereiche aufzuhellen oder abzudunkeln und somit die Aufmerksamkeit auf wichtige Elemente zu lenken.

Dies ist besonders hilfreich, wenn die Lichtverhältnisse vor Ort nicht perfekt waren. Kleine Anpassungen können ein Bild wirklich zum Leben erwecken.

Da ich im RAW-Format fotografiere, ist die Bearbeitung unumgänglich, da RAW-Dateien die Daten direkt vom Sensor ohne interne Kameraverarbeitung speichern.

Sie sind wie ein ungeschliffener Diamant, der noch bearbeitet werden muss, um seine wahre Schönheit zu zeigen. Selbst JPEGs, die schon in der Kamera bearbeitet werden, können oft von einer leichten Nachbearbeitung profitieren.

Ein wichtiger Punkt ist jedoch, dass man es mit der Bearbeitung nicht übertreiben sollte.

Übertriebene Sättigung, zu starke Kontraste oder unnatürliche Filter können das Bild schnell künstlich und unecht wirken lassen.

Ich halte mich meistens an die grundlegenden Regler wie Belichtung, Höhepunkte, Schatten, Kontrast und vielleicht ein wenig Textur oder Dehaze.

Zu Beginn der Fotografie Karriere neigt fast jeder dazu, seine Bilder zu stark zu bearbeiten. Wenn du meinen Instagram Account findest und ein paar meiner sehr alten Bilder siehst, weißt du sicherlich was ich meine.

 

5. Man traut sich nicht zu experimentieren

Hast du jemals das Gefühl gehabt, dass du in einer fotografischen Sackgasse feststeckst?

Ich muss gestehen, dass mir das selbst öfter passiert ist, vor allem, weil ich dazu neige, in meiner Komfortzone zu bleiben.

In meinem Fall ist das die Streetfotografie – hier fühle ich mich sicher und weiß genau, wie ich die flüchtigen Momente auf den Straßen einfangen kann.

Die Angst, schlechte Fotos zu machen, ist ein häufiger Begleiter vieler Kreativer, nicht nur in der Fotografie. Du hast dich vielleicht in einem Genre gefunden, das dir liegt, und die Idee, etwas völlig anderes zu versuchen, erscheint dir riskant. Das ist vollkommen verständlich.

Warum sollte man sich auch dem Risiko aussetzen, Fehler zu machen, wenn man in seinem gewählten Bereich zuverlässig gute Ergebnisse liefert?

Doch ich habe gelernt, dass es gerade das Experimentieren mit verschiedenen Fotostilen ist, das unser Können erweitert und verbessert.

Wenn ich zum Beispiel Landschaftsaufnahmen versuche – ein Bereich, in dem ich mich definitiv nicht so zu Hause fühle – stelle ich fest, dass ich andere Fähigkeiten entwickle.

Das Lesen von Landschaften, das Verstehen von Licht über weite Flächen und das geduldige Warten auf den perfekten Moment sind Aspekte, die in der Streetfotografie meist nicht ganz so wichtig sind.

Diese neuen Fähigkeiten haben auch unerwartete Vorteile für meine bevorzugten Fotografie-Genres. Wenn ich Porträts mache, bemerke ich, wie meine Fähigkeit, schnell zu arbeiten, direkt aus der Streetfotografie kommt.

Modelle und Kunden sind oft überrascht und begeistert, wie zügig ich zu Ergebnissen komme. Diese Effizienz ist etwas, das ich mir durch das ständige Training auf den Straßen angeeignet habe.

Das Wichtigste, was ich dabei gelernt habe, ist, dass das Überwinden der Angst vor dem Scheitern uns als Fotografen weiterbringt.

Indem wir uns trauen, auch mal nicht perfekt zu sein, öffnen wir uns für das Lernen und für das unerwartete Glück, dass eine völlig neue Perspektive uns bieten kann.

So gesehen, könnte das Risiko, schlechte Fotos zu machen, tatsächlich der sichere Weg sein, ein besserer Fotograf zu werden.

 

6. Man macht zu wenige (oder gar keine) Foto-Backups

Ich habe vor kurzem eine wirklich wichtige Lektion gelernt, die ich gerne mit dir teilen möchte: das Backup deiner Fotos.

Als Fotograf kann ich dir sagen, es gibt zwei Arten von Festplatten – die, die kaputt sind, und die, die noch nicht kaputt sind.

Und wenn du denkst, dass deine Daten sicher sind, nur weil deine Festplatte noch funktioniert, dann spielst du mit dem Feuer.

Mir ist klar geworden, dass ein Festplattenausfall nicht die Frage des "Ob", sondern des "Wann" ist. Stell dir vor, du verlierst auf einmal all deine wertvollen Erinnerungen und professionellen Arbeiten. Ein Albtraum, nicht wahr?

Deshalb ist es wichtig, dass du regelmäßig (und ausreichende) Backups machst.

Ich selbst habe Ewigkeiten nur eine einzige Festplatte als Backup gehabt. Mir war aber klar, dass ich noch weitere Backups brauche, aber ich wollte eine Cloud Lösung haben.

Sollte eine Festplatte den Geist aufgeben, wäre ich dann vorbereitet und kann schnell auf eine andere umsteigen, ohne einen Datenverlust zu riskieren.

Warum das Backup in der Cloud? Das bietet nicht nur zusätzliche Sicherheit, sondern auch den Vorteil, dass ich von überall auf meine Bilder zugreifen kann. So muss ich nicht immer jede Festplatte überall hin mitnehmen wenn ich auf Reise bin und ein Foto brauche.

Das Problem mit vielen Cloud Anbietern ist, dass sie nur ein paar hundert Gigabyte an Speicherplatz anbieten. Wer Festplatten mit mehreren Terrabyte an Fotos hat, kommt hier nicht weit oder es wird sehr sehr teuer.

Das hat sich jedoch geändert als ich Backblaze* entdeckt habe. Backplaze ist eigentlich ein Computer Backup, hat aber unbegrenzten Cloud-Speicherplatz zum Festpreis.

Und wenn ich beim Backup eine meiner externen Festplatten angeschlossen habe, dann wird diese auch mit in das Backup aufgenommen. So kann ich ohne Probleme alle meine Fotos online sichern.

Allerdings bleibt es wichtig, auch hier aufmerksam zu sein. Cloud-Anbieter können ihre Geschäftsbedingungen ändern oder sogar den Dienst einstellen.

Dennoch ist mein Rat an dich: Sichere deine Bilder regelmäßig und überprüfe deine Backup-Systeme. Denke daran, deine wertvollsten Bilder in die Cloud zu laden und damit noch eine zusätzliche Sicherheitsebene zu schaffen.

Es ist besser, vorbereitet zu sein, bevor es zu spät ist!

 

7. Du versuchst dir Motivation zu kaufen

Die letzte Angewohnheit klingt vielleicht etwas seltsam. Was ich damit meine ist, dass man versucht sich fehlende Motivation zum fotografieren mit neuer Ausrüstung zu kaufen.

In meiner eigenen Fotografie-Erfahrung durchlaufe ich typischerweise drei Phasen:

  • die Schaffensphase, in der ich unglaublich produktiv bin und ständig fotografieren möchte;

  • die Experimentierphase, in der ich neue Techniken ausprobiere und meine Fähigkeiten erweitere;

  • und schließlich die Erholungsphase, in der ich kaum Lust habe, die Kamera überhaupt in die Hand zu nehmen.

Das Konzept habe ich dir auch in diesem Video ein bisschen genauer erklärt:

In der Vergangenheit habe ich gedacht, dass ich jeden Tag fotografieren müsste, um erfolgreich zu sein.

Wenn ich mich unmotiviert fühlte, schob ich es auf mangelnde Ausrüstung. "Wenn ich nur dieses neue Objektiv oder diese neuere Kamera hätte", dachte ich, "dann würde meine Leidenschaft zurückkehren."

So endete es häufig damit, dass ich viel Geld für neue Ausrüstung ausgegeben habe, die ich eigentlich gar nicht brauchte.

Natürlich, die neue Ausrüstung hat anfangs immer einen kleinen Motivationsschub gebracht. Ich war aufgeregt, sie auszupacken, zu konfigurieren und die ersten Aufnahmen zu machen.

Doch dieser Neuheitseffekt hielt nie lange an. Nach einer kurzen Phase des experimentellen Enthusiasmus fand ich mich wieder genau dort, wo ich vorher war – unmotiviert und unzufrieden.

Mit der Zeit habe ich gelernt, dass diese dritte Phase – die Erholungsphase – ganz natürlich ist und sogar notwendig für den kreativen Prozess.

Anstatt gegen das Gefühl der Demotivation anzukämpfen, indem ich unnötige Ausrüstung kaufe, habe ich gelernt, diese Zeit als Chance zu nutzen, um Abstand zu gewinnen und meine kreative Energie wiederzufinden.

Wenn du also das nächste Mal spürst, dass deine Motivation nachlässt, überlege, ob du vielleicht einfach eine Pause brauchst, statt neuer Ausrüstung.

Nutze die Zeit, um Inspiration zu sammeln, sei es durch das Betrachten von Kunst, das Lesen von Büchern oder einfach durch das Erleben des Lebens ohne den Druck, alles durch die Linse deiner Kamera zu sehen.

Oft ist es so, dass nach einer solchen Auszeit die Freude am Fotografieren ganz von selbst zurückkehrt – ohne dass es dafür teurer neuer Ausrüstung bedarf.

 

 
Timo Nausch