8 Dinge die ich als Fotograf nicht länger mache und geändert habe

 

Zu Beginn meiner Fotokarriere habe ich viele verschiedene Dinge gemacht, die ich heute als Fehler ansehen würde. Und selbst wenn es keine Fehler sind, mache ich diese Sachen inzwischen völlig anders. Was genau das alles umfasst schauen wir uns nun genauer an.

 

Diese Dinge mache ich als Fotograf nicht länger

1. Alles mit Offenblende fotografieren

Weißt du, als ich mit der Fotografie anfing, hatte ich so meine Marotten. Eine davon? Alles mit offener Blende zu fotografieren.

Damals, mit meiner Canon 50mm f1.8, war ich regelrecht davon besessen, jedes Bild bei f1.8 zu knipsen. Ich dachte mir, hey, ich habe für die f1.8 bezahlt, also nutze ich sie auch!

Aber mit der Zeit änderte sich meine Perspektive. Früher war ich der Meinung, ein unscharfer Hintergrund sei das A und O eines guten Bildes.

Jetzt weiß ich: Das ist nicht immer der Fall. Ich fotografiere heutzutage meistens zwischen f2 und f8, je nach Lichtverhältnissen und dem, was ich mit dem Bild aussagen will.

Manchmal sind unscharfe Elemente super, um etwas hervorzuheben. Aber oft erzählt ein komplett scharfes Bild die Geschichte besser.

Natürlich fotografiere ich ab und zu immer noch mit offener Blende. Aber jetzt ist das eine bewusste Entscheidung, nicht nur weil mein Objektiv f1.4 oder f1.0 kann.

 

2. Der manuelle Modus wird überschätzt

Viele Fotografen sagen ja, im manuellen Modus zu fotografieren, sei zwingend notwendig um gute Fotos zu machen. Früher dachte ich das auch.

Ich habe mir YouTube-Videos reingezogen und war überzeugt, nur im manuellen Modus könne ich als Fotograf wirklich glänzen.

Also fing ich an, alles manuell zu machen. Ich sage dir, es war ein Kampf! Da stand ich, fummelte an den Einstellungen herum, verpasste gute Momente. Aber wenn ich die technischen Einstellungen hinbekam, fühlte ich mich wie der König der Welt.

Ich dachte, jetzt bin ich auf dem Weg, ein besserer Fotograf zu werden. Aber weißt du was? Es geht um so viel mehr als nur um die perfekten Kameraeinstellungen.

Gute Fotos entstehen durch das Erkennen von schönem Licht, kreativer Bildgestaltung und dem richtigen Gespür für deine Umgebung und dein Motiv.

Ich habe eine tolle Analogie für dich: Nur weil du ein Auto mit manueller Schaltung fahren kannst, bist du noch lange kein besserer Fahrer. Du kannst vielleicht schalten, aber weißt du, was zu tun ist, wenn dein Auto auf einer vereisten Straße ins Rutschen kommt?

In der Fotografie ist es ähnlich. Manuell zu fotografieren macht dich nicht automatisch zum besseren Fotografen.

Es lässt dich nicht automatisch gutes Licht sehen oder einen besseren Bildaufbau finden.

Aber hast du die Grundlagen erst einmal drauf, dann hilft dir der manuelle Modus definitiv, das Beste aus deiner Kamera herauszuholen und mehr Spaß am Fotografieren zu haben.

Mein Rat? Fang mit der Blendenpriorität an oder sogar im Automatikmodus, wenn du dir noch unsicher bist. Konzentriere dich erst mal auf Licht, Bildaufbau und darauf, gute Szenen zu erkennen.

Sobald du diese Basics draufhast, kannst du dich an den manuellen Modus wagen und richtig loslegen!

 

3. Fotos zu stark unterbelichtet

Ein weiterer Irrtum den ich früher hatte ist, dass ich unbedingt meine Highlights schützen muss, egal was es kostet.

Klar, nachts macht Unterbelichten Sinn, aber ich habe das ständig gemacht, egal bei welcher Lichtsituation.

Ich erinnere mich, wie ich YouTube-Videos geschaut habe, die betonten, wie wichtig es ist, die Highlights zu erhalten. Und da saß ich dann, unterbelichtete jedes meiner Fotos, um ja keinen Teil der Sonne auszubrennen.

Das Ergebnis? Viele meiner Bilder waren matschig. Ich musste die Schatten und die Schwarztöne so sehr anheben, dass jeder Kontrast verloren ging. Die Bilder sahen einfach nicht gut aus.

Heutzutage gehe ich das anders an. Ich versuche, meine Belichtung eher in der Mitte zu halten. Manchmal gehe ich etwas darüber oder darunter, vielleicht um 0.3 oder in extremen Fällen um 0.6.

Aber weißt du was? Wenn der Himmel wirklich hell und die Sonne stark ist, mache ich mir keine Sorgen mehr über Überbelichtung.

In Lightroom spiele ich ein wenig mit der Gradationskurve herum, reduziere die Klarheit ein bisschen, füge etwas Wärme zu den überbelichteten Bereichen hinzu und schon wirkt das Ganze ganz anders. Diese Technik kaschiert die überbelichteten Stellen ziemlich gut.

Es ist ein Lernprozess, aber ich habe gemerkt, dass nicht jede Aufnahme perfekt belichtet sein muss, um ein gutes Foto zu sein. Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden und zu verstehen, dass du in der Nachbearbeitung viel korrigieren kannst.

So entstehen Bilder, die sowohl technisch solide sind als auch eine Geschichte erzählen.

Wenn du übrigens genauer wissen willst wie die Gradationskurve in Lightroom funktioniert, dann kann ich dir mein Video zu dem Thema empfehlen:

 

4. Langweilige Perspektiven

Kennst du das, wenn du Fotos machst und irgendwie alle irgendwie gleich aussehen? Genau so ging es mir früher.

Ich habe fast alle Fotos entweder aus Augenhöhe oder Brusthöhe geschossen.

Ehrlich gesagt, habe ich mir damals gar nicht so viele Gedanken gemacht, die Kamera mal tiefer oder höher zu halten, oder sogar durch Objekte hindurch zu fotografieren, um interessante Vordergrundelemente zu bekommen.

Alles war ziemlich einfach: Schöne Szene sehen, Foto machen, weitergehen.

Aber weißt du was? Heute mache ich das immer noch, aber jetzt ist es eine bewusste Entscheidung, keine automatische Reaktion mehr.

Ich versuche, bei jeder Szene erst mal zu überlegen, ob ich vielleicht eine andere Perspektive einnehmen könnte.

Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass man die Szene wirklich "arbeiten" lassen sollte.

Manchmal heißt das, in die Knie zu gehen, um das Foto aus der Froschperspektive zu schießen, oder eine erhöhte Perspektive zu suchen, um einen Überblick zu bekommen.

Oder man stellt sich so hin, dass Zweige oder Gitter im Vordergrund sind, die dem Bild eine zusätzliche Tiefe verleihen.

Inzwischen sehe Szenen mit ganz anderen Augen und experimentiere viel mehr. Durch diese kleinen Veränderungen wirken meine Bilder jetzt lebendiger und einzigartiger.

Sie erzählen immer öfter eine Geschichte, statt nur eine einfache Szene abzubilden.

 

5. Zu viel Ausrüstung auf der Fotorunde

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich früher mit einem riesigen Rucksack voller Ausrüstung losgezogen bin.

Du weißt schon, das volle Programm: drei, nein, manchmal sogar fünf Objektive, mein iPad, ein Stativ und allerlei anderen Krimskrams.

Und das Ergebnis? Ein 12-Kilogramm schweres Monstrum, das mich mehr beschäftigt hat, als das eigentliche Fotografieren.

Ich sage dir, das war eine Zeit! Stell dir vor, ich stand da, inmitten einer faszinierenden Szenerie, und anstatt mich auf das perfekte Foto zu konzentrieren, rätselte ich, welches Objektiv wohl das beste wäre.

Das hat mich oft wichtige Momente und Chancen kosten lassen.

Aber wie sagt man so schön? Man lernt nie aus. Heute, einige Jahre und Erfahrungen reicher, mache ich es ganz anders.

Inzwischen ist mein Ansatz so simpel wie möglich. Oft habe ich nur ein einziges Objektiv dabei, und das ist meistens eine Festbrennweite.

Das reicht vollkommen aus, um beeindruckende Aufnahmen zu machen.

Natürlich gibt es auch Situationen, besonders auf Reisen, in denen ich nicht genau weiß, was mich erwartet.

In solchen Fällen packe ich vielleicht drei verschiedene Prime-Objektive ein – ein Weitwinkel, ein mittleres und ein Teleobjektiv oder vielleicht ein Zoom-Objektiv.

Aber meistens beschränke ich mich auf ein bis zwei Objektive.

Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich in einer belebten Straße stand. Ich wollte unbedingt ein Foto von jemandem machen, der die Straße überquert, mit der Sonne, die gerade perfekt die Szene beleuchtet.

Ich war mittendrin, zwischen Autos und Menschenmassen, und versuchte den perfekten Moment abzupassen. Damals dachte ich: „Hier wäre ein Teleobjektiv perfekt“

Aber mit meinem 50-mm-Objektiv musste ich mich auf die vorhandenen Bedingungen einlassen und habe trotzdem ein schönes Foto machen können.

 

6. Ich habe zu viele Pläne gemacht

Hast du jemals das Gefühl gehabt, in deiner Kreativität eingeschränkt zu sein, weil du zu viel planst? Mir ging es früher oft so in der Fotografie.

Ich hatte Apps wie PhotoPills, studierte das beste Licht, den besten Winkel, den besten Ort und plante jeden Schuss akribisch.

Ich dachte, das sei der Schlüssel zu großartigen Fotos. Aber weißt du was? Das hat mir auf Dauer den Spaß an der Fotografie genommen.

Versteh mich nicht falsch, eine sorgfältige Planung hat definitiv ihren Wert, besonders bei Landschafts- oder Astrofotografie.

Aber in meiner persönlichen Erfahrung hat das alles etwas Wichtiges herausgesaugt: die Spontanität und den Spaß.

Das Unvorhersehbare, das Überraschende – das macht für mich den Reiz der Fotografie aus.

Ich liebe es, nicht zu wissen, was mich erwartet. Wird das Licht gut sein? Wird es schlecht sein? Das zu entdecken, ist ein großer Teil des Vergnügens.

Klar, wenn ich einen Auftrag habe und der Kunde einen epische Fotos zum Sonnenaufgang erwartet, ist Planung zwingend notwendig.

Aber im Endeffekt fotografieren die meisten von uns doch aus Freude und Hobby, nicht wahr? Für uns selbst, um kreativ zu sein, um Momente einzufangen, wie wir sie sehen und erleben.

Also mein Rat an dich: Lass dich überraschen! Geh einfach raus und schieße Fotos. Ohne minutiöse Planung. Vielleicht findest du so wie ich mehr Freude und weniger Stress in der Fotografie.

Und ganz ehrlich, manchmal entstehen die besten Bilder genau dann, wenn du sie am wenigsten erwartest. Gib dem Unvorhersehbaren eine Chance und sieh, wie es deine Perspektive und deine Bilder verändert!

 

7. Man folgt Trends zu stark

Eine weitere Sache die mir über die Zeit bewusst geworden ist, wie schnell man in die Falle tappen kann bestimmten Trends zu folgen.

Rückblickend auf das Jahr 2018, erinnere ich mich an einen speziellen Trend auf Instagram: Fotos mit starkem verblassen der Schwarztöne und dann in einem bestimmten Blauton coloriert.

Dieser Look war damals der absolute Renner. Ich gebe zu, auch ich habe das ein- oder zweimal ausprobiert, weil es eben „in“ war und alle es machten.

Aber weißt du, was das Problem dabei ist? Es ist völlig okay, Trends auszuprobieren und sich von ihnen inspirieren zu lassen.

Doch wenn ein Trend deine Identität und deinen Stil in der Fotografie vollkommen übernimmt, dann wird es problematisch.

Ich habe Fotografen beobachtet, die ihren ganzen Stil, ihr gesamtes Portfolio, auf einen solchen Trend aufgebaut hatten.

Und was passierte, als der Trend abflachte? Ihre Accounts verloren an Bedeutung, die Likes und Abonnenten blieben aus.

Mein Rat an dich: Lass dich nicht blind von Trends leiten. Es ist wichtig, deine eigene Stimme in der Fotografie zu bewahren.

Nimm Trends als Inspiration, probiere sie aus, aber lass sie nicht dein gesamtes fotografisches Schaffen definieren.

Es geht darum, einen gesunden Mittelweg zu finden, bei dem du sowohl aktuellen Strömungen folgen kannst, als auch deiner eigenen kreativen Vision treu bleibst.

Letztendlich ist Fotografie eine Kunstform, die deine persönliche Sichtweise und Kreativität widerspiegeln sollte. Trends kommen und gehen, aber deine einzigartige Perspektive und dein Stil sind es, die deine Bilder zeitlos und unverwechselbar machen.

Bleib also experimentierfreudig, aber verliere dabei nicht deine fotografische Identität aus den Augen.

 

8. Man vergleicht sich zu viel mit anderen Fotografen

Eine Sache, die ich als Fotograf inzwischen geändert habe, ist, mich nicht mehr mit anderen Fotografen zu vergleichen, vor allem nicht online.

Es ist so leicht, in die Falle zu tappen und sich ständig mit anderen zu messen, besonders in der heutigen Welt, in der jeder seine besten Momente auf sozialen Medien teilt.

Der Instagram-Feed? Eine Sammlung von Highlights, die besten Momente eines Lebens und einer fotografischen Karriere. Aber es ist wichtig zu erkennen, dass das nicht die ganze Geschichte ist.

Es ist eine Sache, die ich inzwischen verstehe: Wenn du deinen Alltag mit dem glanzvollsten Ausschnitt aus dem Leben eines anderen vergleichst, sieht dein Leben natürlich weniger aufregend aus.

Ich habe gelernt, meinen Fortschritt nicht mehr an anderen zu messen, denn das ist einfach sinnlos.

Es wird immer jemanden geben, der erfolgreicher scheint, mehr reist, eine bessere Kamera hat oder coolere Dinge tut. Das ist ein endloser Kreislauf.

Deshalb konzentriere ich mich jetzt darauf, meine Fotografie mit dem zu vergleichen, wo ich vor einem Jahr stand.

Das ist die beste Metrik, um Fortschritt und Verbesserung zu messen, ohne mich über meinen aktuellen Stand zu ärgern.

Der Blick zurück zeigt mir, wie weit ich gekommen bin, und das ist viel aufbauender und motivierender als der ständige Vergleich mit anderen.

Meine Erfahrung zeigt, dass es so viel befriedigender ist, die eigene Entwicklung zu verfolgen und sich auf die persönliche Verbesserung zu konzentrieren, statt sich in der Unzufriedenheit zu verlieren, die oft mit dem Vergleich einhergeht.

 

 
Timo Nausch