Fotografie Portfolio erstellen: So bin ich vorgegangen

 

Mir hat irgendwann mal ein Fotograf gesagt: “Timo, ich mag deine Arbeit sehr gerne, aber du hast kein Portfolio. Das macht es echt schwierig dich gegenüber anderen Fotografen zu erwähnen, weil man nicht wirklich gut was von dir vorzeigen kann”.

Also gut, dann muss ich wohl ein Portfolio erstellen. Aber wie macht man das eigentlich am besten? Wie stellt man so was richtig zusammen? Hier will ich dir zeigen, wie ich vorgegangen bin.

 

So habe ich mein Fotografie Portfolio erstellt

1. Was soll das Ziel des Portfolios sein?

Das Ziel deines Portfolios kann vielfältig sein. Vielleicht möchtest du damit Aufträge bekommen, deine Arbeiten in einer Galerie oder Institution zeigen, oder einfach nur deine besten Fotos übersichtlich präsentieren.

Egal, was dein Ziel ist, es ist wichtig, dass du es klar definierst. Das hilft dir, deine Auswahl zu treffen und dein Portfolio gezielt aufzubauen.

Für mich war das Ziel klar: Ich beschäftige mich seit Jahren fast ausschließlich mit Streetfotografie. Ich wollte ein Portfolio erstellen, damit andere Fotografen meine besten Fotos übersichtlich an einem Ort finden können. Das bedeutet, ich habe meine besten Streetfotografie-Arbeiten ausgewählt und so präsentiert, dass sie meinen Stil und meine Leidenschaft für dieses Genre zeigen.

Aber wie gehst du vor, um dein Ziel zu definieren? Stelle dir ein paar Fragen:

  • Was möchtest du mit deiner Fotografie erreichen?

  • Willst du große Shootings für Mode oder kommerzielle Arbeiten machen? Möchtest du ein langfristiges Projekt aufbauen, das dein Vermächtnis als Künstler wird? Oder willst du einfach nur dein Leben, deine Reisen oder deine Familie auf eine bedeutungsvolle Weise dokumentieren?

  • Vielleicht möchtest du auch nur einen beeindruckenden Instagram-Feed haben? All das ist in Ordnung.

Sobald du diese Fragen beantwortet hast, kannst du dein Portfolio entsprechend aufbauen. Es geht darum, deine Ziele und die Auswahl deiner Fotos in Einklang zu bringen. Das macht dein Portfolio nicht nur für dich, sondern auch für andere interessant und aussagekräftig.

Auch wenn es anstrengend klingt: Nimm dir Zeit für diesen Schritt. Denn wenn du dir das falsche Ziel setzt, dann kannst du nicht die richtigen Bilder für deine Vision auswählen. Und somit wäre die ganze Arbeit der restlichen Schritte mehr oder weniger umsonst gewesen.

 

2. Fotoauswahl

Zuerst solltest du alle deine potentiellen Portfolio-Bilder durchgehen. Ja, alle. Das kann überwältigend sein, aber es ist wichtig, einen Überblick zu bekommen.

Dabei wirst du schnell merken, dass nicht jedes Foto, das dir gefällt, auch in dein Portfolio gehört. Es gibt Bilder, die dir viel bedeuten, vielleicht wegen einer besonderen Erinnerung oder eines emotionalen Moments.

Aber genau hier musst du ehrlich zu dir sein: Passt dieses Bild wirklich in dein Portfolio? Unterstützt es die Gesamtaussage deiner Arbeit? Oder ist es nur dabei, weil es dir persönlich etwas bedeutet?

Ein häufiger Fehler ist, zu viele Bilder auszuwählen. Du willst nicht, dass dein Portfolio überladen wirkt. Weniger ist einfach mehr. Ein starkes Portfolio lebt von einer klaren Linie und einem roten Faden, der sich durch alle Bilder zieht. Wenn du zu viele unterschiedliche Stile oder Genres mischst, verliert deine Arbeit an Wirkung. Stattdessen solltest du darauf achten, dass die Bilder zusammenpassen und eine gemeinsame Stimmung oder Vision vermitteln.

Ein guter Tipp ist, zunächst alle potenziellen Bilder auszuwählen und sie dann Schritt für Schritt zu reduzieren. Schau dir die Fotos an und frage dich: Hält dieses Bild mich wirklich in seinem Bann? Unterstützt es die anderen Bilder in der Serie? Wenn du unsicher bist, nimm es raus.

Es geht aber auch nicht zwingend darum, dich auf ein einziges Genre oder einen Stil zu beschränken. Du kannst durchaus verschiedene Themen abdecken, solange sie sich wie ein Teil von dir anfühlen und eine gemeinsame Handschrift tragen.

Überlege dir, welche Stimmung deine Fotografie vermitteln soll. Willst du, dass deine Bilder kraftvoll, melancholisch, verspielt oder ruhig wirken? Diese Fragen helfen dir, eine klare Richtung zu finden.

Curation ist eine Kunst, die Übung braucht. Je öfter du deine Bilder durchgehst und Entscheidungen triffst, desto besser wirst du darin. Teile deine Fotos in Gruppen ein, die ähnlich aussehen oder sich thematisch ähneln. Dann schau, ob es eine Verbindung zwischen diesen Gruppen gibt. Vielleicht entdeckst du einen roten Faden, der alles zusammenhält. Oder du merkst, dass einige Bilder besser für sich allein stehen oder gar nicht in dein Portfolio gehören.

Denk daran: Dein Portfolio ist deine Visitenkarte. Es soll dein bestes Werk zeigen und deine Fähigkeiten unterstreichen. Sei kritisch, aber nicht zu streng mit dir selbst. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht.

Aber das Schöne ist: Du kannst dein Portfolio jederzeit anpassen und weiterentwickeln. Also, nimm dir die Zeit, wähle sorgfältig aus und zeig der Welt, was in dir steckt.

 

3. Fehlt noch etwas in deiner Arbeit?

Wenn du deine Fotos für dein Portfolio ausgewählt hast, ist es Zeit, einen Schritt zurückzutreten und kritisch zu fragen: Fehlt noch etwas? Diese Frage ist wichtig, denn sie hilft dir, Lücken zu erkennen und deine Arbeit noch stärker zu machen.

Schau dir deine Auswahl an. Wie fühlst du dich dabei? Fühlt sich die Sammlung vollständig an, oder hast du das Gefühl, dass etwas fehlt? Vielleicht fehlt es an technischer Qualität, oder du möchtest mehr von deinem persönlichen Stil zeigen.

Vielleicht hast du das Gefühl, dass deine Arbeit noch nicht ganz deine Stimme widerspiegelt. Das ist völlig normal. Jeder fängt irgendwo an, und selbst wenn du nur ein oder zwei Bilder hast, auf die du wirklich stolz bist, ist das ein guter Ausgangspunkt. Du kannst darauf aufbauen.

Ein weiterer Punkt, den du beachten solltest, ist die Vielfalt in deinem Portfolio. Hast du dich auf ein Genre konzentriert, oder hast du mehrere Stile und Themen vermischt?

Wenn du zum Beispiel hauptsächlich Porträts fotografierst, aber auch Landschaften als persönliches Projekt, ist das in Ordnung. Du kannst diese Genres getrennt voneinander präsentieren, um deinen Stil in jedem Bereich deutlich zu machen.

Aber Vorsicht: Wenn du zu viele unterschiedliche Themen in ein Portfolio packst, wird es auch sehr schnell unübersichtlich. Es besteht die Gefahr, dass du wie ein Alleskönner wirkst, der sich auf nichts wirklich spezialisiert hat. Und gerade im professionellen Bereich wirst du für deine Spezialfähigkeiten gebucht.

Ein Beispiel: Angenommen, du bist ein Porträtfotograf, der auch Landschaften und ein paar Restaurantaufnahmen gemacht hat. Die Restaurantfotos mögen gut sein, aber gehören sie wirklich in dein Portfolio? Passen sie zu Landschaften oder den Porträts? Wenn du nur wenige davon hast und sie nicht zu deinem Hauptfokus passen, ist es wahrscheinlich besser, sie von Anfang an wegzulassen. Es geht darum, deine Arbeit klar und gezielt zu präsentieren.

Ich habe das zum Beispiel mit Hochzeiten die ich früher fotografiert habe. Die Bilder waren gut, aber ich habe gemerkt, dass ich nicht wirklich in diese Richtung gehen möchte. Also habe ich sie nicht in mein Portfolio aufgenommen.

Nur weil du etwas fotografiert hast, heißt das nicht, dass es automatisch in dein Portfolio gehört. Frage dich: Will ich mehr von dieser Art Arbeit machen? Und passt sie zu dem, wofür ich bekannt sein möchte?

Bei persönlichen Projekten kann es schwieriger sein. Vielleicht hast du Bilder, die dir gefallen, die aber nicht zu deinem Hauptprojekt passen.

Ich zum Beispiel fotografiere gerne in zwei verschiedenen Stilen: einmal helle, farbenfrohe Aufnahmen bei Sonnenschein und einmal grungige, raue Nachtaufnahmen. Beide Stile sind Teil meiner Arbeit, aber sie passen nicht immer zusammen. Hier musst du entscheiden, was du zeigen willst und was deine Arbeit am besten repräsentiert.

Wenn du Lücken in deinem Portfolio entdeckst, überlege, wie du sie füllen kannst. Vielleicht brauchst du mehr kreative Shootings, um deinen Stil zu entwickeln. Oder du musst an deinen technischen Fähigkeiten feilen, um bestimmte Effekte zu erreichen.

Manchmal brauchst du einfach mehr Zeit, um die Bilder zu machen, auf die du wirklich stolz bist. Ich arbeit gerade an einem Fotoprojekt das eigentlich schon letztes Jahr fertig sein sollte, aber selbst Monate später denke ich immer noch, dass mir wichtige Aufnahmen fehlen und ich weiter auf “die Jagd” gehen muss.

Also, nimm dir die Zeit, deine Auswahl zu überprüfen. Identifiziere, was fehlt, und mach dich daran, diese Lücken zu schließen. Dein Portfolio ist ein lebendiges Projekt, das sich mit dir weiterentwickelt. Sei ehrlich zu dir selbst und zeig nur das, was wirklich zu dir und deiner Vision passt.

 

4. Wo willst du das Portfolio ausstellen?

Als letzter Schritt muss dein Portfolio natürlich auch irgendwo ein Zuhause haben.

Eine eigene Website ist die optimale Lösung für die meisten Fotografen. Sie ist leicht zugänglich und ermöglicht es dir, deine Arbeit einem breiten Publikum zu zeigen.

Du kannst deine Bilder in verschiedenen Ordnern oder Kategorien anordnen, um sie übersichtlich zu gestalten. So können Galerien, potenzielle Kunden oder Medienvertreter schnell finden, was sie suchen, ohne lange suchen zu müssen.

Wenn du persönliche Projekte hast, auch wenn sie noch nicht abgeschlossen sind, solltest du sie klar kennzeichnen und separat präsentieren. So kannst du gezielt Links zu bestimmten Arbeiten versenden, wenn du Kooperationen oder Medienberichterstattung anstrebst.

Eine andere Möglichkeit ist ein PDF-Portfolio. Das ist eine einfache Lösung, besonders wenn du noch keine Website hast. Du kannst deine Bilder in einer bestimmten Reihenfolge anordnen und das PDF per E-Mail verschicken oder ausdrucken.

Wenn du dich für eine gedruckte Version entscheidest, achte darauf, die Arbeiten klar zu kennzeichnen und in Ordnern zu sortieren. Das macht es einfacher für andere, deine Arbeit zu verstehen und zu schätzen. Egal, ob digital oder gedruckt, das Ziel ist, dass deine Arbeit leicht zugänglich und verständlich ist.

Generell würde ich ein Portfolio aber nur dort präsentieren, wo du selbst die Kontrolle hast. Ein Instagram Account ist zum Beispiel kein guter Ort für ein Portfolio. Denn weder kannst du deine Fotos hier thematisch trennen, noch hast du Kontrolle über die Präsentation und weißt nicht, was die Plattform in Zukunft noch alles verändern wird.

Bevor du dein Portfolio veröffentlichst, solltest du es testen. Schick es an Freunde oder Familie und frag sie, ob sie auf Anhieb verstehen, was du machst und was du zeigen willst.

Manchmal ist es hilfreich, die Meinung von jemandem einzuholen, der nicht in der Fotografie-Welt zu Hause ist. So kannst du sicherstellen, dass deine Arbeit für ein breites Publikum verständlich ist.

Denk daran, dass dein Portfolio kein statisches Projekt ist. Es wird sich mit dir weiterentwickeln. Du wirst neue Arbeiten hinzufügen, alte entfernen und deinen Stil verfeinern. Das ist völlig normal und sogar notwendig, um dein Wachstum als Fotograf zu zeigen.

Plane regelmäßige Zeiten ein, um dein Portfolio zu überprüfen und anzupassen. So stellst du sicher, dass es immer aktuell ist und dich bestmöglich repräsentiert.

 

 
Timo Nausch