Die 4 wichtigsten Kameraeinstellungen die du lernen solltest
Wer das Wort Kameraeinstellungen hört, denkt wahrscheinlich erst einmal an Blende, Verschlusszeit oder ISO. Es gibt jedoch andere Einstellungen, die aus meiner Sicht noch wichtiger zu lernen sind.
Diese Einstellungen solltest du als erstes lernen
1. Zeitautomatik Setup
Eine der wichtigsten Einstellungen, die du kennen solltest, ist die Zeitautomatik, auch bekannt als Blendenpriorität (Aperture Priority). Das ist der “A-Modus” deiner Kamera (nicht zu verwechseln mit der Vollautomatik, dem “P-Modus”)
Warum Zeitautomatik? Weil sie dir die Kontrolle über die Blende gibt, aber die Kamera die Verschlusszeit und die ISO automatisch anpasst. Das spart Zeit und Nerven.
Du hörst zwar immer wieder wie wichtig es wäre im manuellen Modus zu fotografieren, aber ich und viele der Profis nutzen in 99% der Fälle die Zeitautomatik.
Du konzentrierst dich hierbei auf die Blende, die bestimmt, wie viel Licht auf den Sensor fällt und wie scharf oder unscharf der Hintergrund wird. Die Kamera kümmert sich um den Rest.
Aber Vorsicht: Die Automatik ist nicht immer perfekt. Wenn das Licht schlecht ist, neigt die Kamera dazu, die Verschlusszeit zu stark zu verlangsamen, was zu verwackelten Bildern führen kann. Das passiert, weil die Kamera versucht, die ISO niedrig zu halten, um Bildrauschen zu vermeiden. Aber wenn die Verschlusszeit zu lang wird, reicht schon das kleinste Zittern deiner Hand, und das Bild ist unscharf.
Um das zu verhindern, kannst du die Auto-ISO-Einstellungen anpassen. Fast jede Kamera bietet die Möglichkeit, Grenzwerte für die ISO und die Verschlusszeit festzulegen.
So gibst du deiner Kamera Grenzwerte vor, mit der sie arbeiten soll. Ich habe meine Kamera z.B. so eingestellt, dass sie einen ISO Bereich von 100 - 10.000 wählen darf, gleichzeitig muss sie aber eine Verschlusszeit von mindestens 1/250s verwenden.
Ob sie am Ende jetzt 1/250 oder 1/300s nutzt oder ob die ISO bei 200 oder 400 ist, macht für das finale Foto wenig Unterschied. Die Kreative kontrolle behalte ich vor allem durch die Wahl der Blende und wie viel im Foto scharf werden soll.
Welche genauen Einstellungen du für deine Kamera nutzen sollst kommt auf deine Technik und deren Grenzen an. Ich hatte früher eine Canon 60D, die ist bei ISO 800 gestorben. Meine aktuelle Sony A7C II macht selbst bei ISO 20.000 noch bessere Fotos.
Die Verschlusszeit sollte angepasst an deine Brennweite & Motiv sein. Die Faustregel ist, dass du die Brennweite x2 nimmst. Also bei einem 50mm Objektiv eine Verschlusszeit von mindestens 1/100s. Wer jedoch viel Bewegung und Action fotografiert braucht noch kürzere Verschlusszeiten um die Bewegungsunschärfe auszugleichen.
Wenn du dir deinen “A-Modus” aber korrekt eingestellt hast, dann kannst du fotografieren, einen gewissen Bildlook erwarten aber musst gleichzeitig wenig Energie auf das Einstellen der Kamera während der Fotorunde legen.
2. Belichtungskorrektur
Die Belichtungskorrektur ist eine der nützlichsten Funktionen deiner Kamera, und sie geht Hand in Hand mit der Zeitautomatik.
Warum? Weil deine Kamera nicht weiß, wie hell oder dunkel eine Szene wirklich ist. Sie versucht nur, einen bestimmten Grauwert im Bild zu erreichen. Das Problem ist, dass sie dabei gerne danebenliegt. Das Ganze habe ich dir in diesem Video ausführlicher erklärt:
Mit der Belichtungskorrektur kannst du dem jedoch entgegen wirken. Sie gibt dir die Möglichkeit, die Belichtung manuell anzupassen, ohne komplett in den manuellen Modus wechseln zu müssen.
Wichtig zu verstehen ist, dass die Belichtungskorrektur eine Korrektur ist, keine kreative Entscheidung. Sie hilft dir, Fehler der Kamera auszugleichen, nicht um besondere Effekte zu erzielen. Für kreative Belichtungen gibt es andere Einstellungen.
Deine Kamera analysiert die Szene und berechnet, was sie für die „richtige“ Belichtung hält. Das Belichtungskorrektur-Rad erlaubt dir, diese Berechnung zu überschreiben.
Du kannst der Kamera sagen: „Nimm deine Berechnung und mach das Bild ein bisschen heller oder dunkler.“ Das geht in Schritten von 0,3 Belichtungsstufen.
Hier sind ein paar Beispiele, wie ich die Belichtungskorrektur nutze:
An einem normalen Tag mit leicht bewölktem Himmel halte ich die Korrektur meist bei 0 oder leicht darunter, etwa bei -0,3. Das hilft, die Belichtung natürlich aussehen zu lassen.
An sehr hellen Tagen, zum Beispiel in der Mittagssonne oder in heißen Regionen wie dem Nahen Osten, nutze ich fast nur -0,3, in extremen Fällen auch -0,6. Das mildert die Helligkeit und bewahrt Details in den hellen Bereichen.
An trüben, bewölkten Tagen mache ich das Gegenteil: Ich überbelichte meist um 0,3 bis 0,6. Warum? Weil Kameras an solchen Tagen dazu neigen, die Bilder zu dunkel zu machen. Alles wirkt grau und langweilig. Durch die Überbelichtung werden die Farben lebendiger, und das Bild wirkt freundlicher.
Bei Nachtaufnahmen ist es wieder anders. Hier unterbelichte ich mit mindestens -1 bis -2. Kameras neigen dazu, Nachtaufnahmen zu hell zu machen, was alles grau und verwaschen aussehen lässt. Durch die Unterbelichtung bekommst du ein Bild, das näher an dem ist, was deine Augen wirklich sehen.
Experimentiere mit diesen Einstellungen und finde heraus, was für dich funktioniert. Die Belichtungskorrektur ist ein mächtiges Werkzeug, das dir hilft, bessere Fotos zu machen, ohne ständig in den manuellen Modus wechseln zu müssen.
Wenn du auch eine Sony A7C II hast, dann kann ich dir meinen Setup-Guide empfehlen. Hier zeige ich dir Schritt für Schritt, wo du welche Einstellungen findest und was sie effektiv machen.
3. Wie die Blende deine Schärfe beeinflusst
Die Blende ist eines der mächtigsten Werkzeuge in deiner Fotografie, und sie hat einen großen Einfluss darauf, wie scharf oder unscharf deine Fotos wirken.
Am Anfang neigen viele dazu, einfach immer mit offener Blende zu fotografieren. Ich war da genauso. Das hat ja auch seinen Reiz: Je weiter die Blende geöffnet ist, desto unschärfer wird der Hintergrund. Das sorgt für diesen schönen, verschwommenen Effekt, der das Motiv hervorhebt.
Als Anfänger habe ich das geliebt – vor allem, weil ich damit Chaos im Hintergrund einfach verschwinden lassen konnte. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass die Blende viel mehr ist als nur ein Werkzeug, um Unschärfe zu erzeugen. Sie ist ein kreatives Mittel, mit dem du die Aussage deiner Fotos gezielt steuern kannst.
Je geschlossener die Blende ist, desto mehr von deinem Bild wird scharf. Das bedeutet, dass du nicht nur dein Hauptmotiv, sondern auch den Hintergrund und den Kontext scharf darstellen kannst.
Stell dir vor, du bist an einem Aussichtspunkt und fotografierst etwas direkt vor dir. Wenn du mit offener Blende arbeitest, wird der Hintergrund so unscharf, dass man kaum noch erkennen kann, wo das Foto überhaupt aufgenommen wurde. Dabei ist die Aussicht ja genaus das, was das Bild besonders macht.
Hier lohnt sich also eine geschlossene Blende, da die Umgebung dann schärfer wird und dem Foto mehr Tiefe verleiht.
Aber es gibt noch mehr Faktoren, die die Schärfe beeinflussen. Zum Beispiel spielt die Brennweite deines Objektivs eine Rolle. Ein 35mm-Objektiv zeigt bei Blende f/4 den Hintergrund schärfer als ein 85mm-Objektiv mit denselben Einstellungen.
Auch der Abstand zum Motiv ist entscheidend. Je näher du dran bist, desto stärker wird der Unschärfeeffekt. Wenn du schon einmal mit einem Makroobjektiv fotografiert hast, weißt du, wovon ich spreche.
Bei Makroaufnahmen ist selbst bei Blende f/8 nur ein winziger Bereich des Bildes scharf, weil du so nah am Motiv bist. Andererseits kannst du mit offener Blende fotografieren, aber wenn du 10 Meter entfernt bist, ist fast alles im Bild scharf.
In der Zeitautomatik (Blendenpriorität) ist die Blende das einzige, was du bewusst steuern kannst. Deshalb ist es wichtig, diese Einstellung zu verstehen und zu nutzen, um die Schärfe deiner Fotos gezielt zu beeinflussen.
Experimentiere mit verschiedenen Blendenwerten und beobachte, wie sich das auf deine Bilder auswirkt. Du wirst schnell merken, dass die Blende nicht nur technisch, sondern auch künstlerisch ein Schlüssel zu besseren Fotos ist.
4. Autofokus
Der Autofokus ist eines der wichtigsten Werkzeuge deiner Kamera. Da fast jeder Fotograf ihn regelmäßig nutzt, macht es nur Sinn auch seine Funktion möglichst früh zu lernen und zu verstehen.
Es gibt verschiedene Arten von Autofokus. Zuerst solltest du daher wissen, ob du den Einzelautofokus (Single AF / AF-S), den kontinuierlichen Autofokus (Continuous AF / AF-C) oder den manuellen Fokus nutzen willst.
Beim Single Autofokus drückst du den Auslöser halb durch, die Kamera stellt scharf, und das war’s. Bewegst du dich oder dein Motiv, wird die Schärfe nicht nachjustiert. Das ist also perfekt für statische Motive wie Gebäude oder Landschaften, bei denen nichts in Bewegung ist.
Beim Continuous Autofokus hingegen passt die Kamera die Schärfe ständig an, solange du den Auslöser halb gedrückt hältst. Das ist dann besser, wenn du bewegte Motive wie Sportler, Tiere oder spielende Kinder fotografierst. Hier bleibt die Schärfe auch dann erhalten, wenn sich das Motiv oder du selbst bewegen.
Dann gibt es noch den manuellen Fokus. Den nutzt du, wenn der Autofokus an seine Grenzen stößt – zum Beispiel bei schlechten Lichtverhältnissen, Nebel, Spiegelungen oder wenn du auf etwas sehr weit Entferntes scharfstellen willst. Hier übernimmst du die Kontrolle und stellst die Schärfe selbst ein.
Da ich selbst viel in der Streetfotografie unterwegs bin, ist meine Kamera hauptsächlich auf den “AF-C” eingestellt.
Aber es geht nicht nur darum, ob der Autofokus kontinuierlich arbeitet oder nicht. Es gibt auch verschiedene Fokusmethoden, die sich auf den Bildausschnitt beziehen.
Du kannst den Fokuspunkt sehr eng wählen, zum Beispiel mit einem Spot-Autofokus, der nur einen kleinen Bereich scharfstellt. Oder du nutzt einen Zonen-Autofokus, der einen größeren Bereich abdeckt.
Welche Einstellung für dich am besten ist, hängt stark von deiner Kamera und deinen Vorlieben ab.
Bei meiner Sony A7C II nutze ich meistens den Tracking-Spot-Autofokus. Damit kann ich einmal auf mein Motiv scharfstellen, und die Kamera verfolgt es, selbst wenn ich den Bildausschnitt noch ändere.
Die Kamera erkennt auch zuverlässig Gesichter und isoliert die richtige Person. Bei meiner älteren Sony A7III war das Tracking aber zum Beispiel noch nicht so zuverlässig, daher habe ich dort eher den reinen Spot-Autofokus ohne Tracking genutzt.
Meine Fuji-Kamera hingegen ist im Autofokus manchmal etwas verwirrt. Das Gesichtserkennungs-Tracking habe ich hier inzwischen ausgeschaltet, weil die Kamera sonst auf die falschen Köpfe scharfstellt. Stattdessen nutze ich häufiger den Zonen-Autofokus, um schneller manuell eingreifen zu können, wenn die Kamera nicht das tut, was ich will.
Was du daraus mitnehmen solltest: Die besten Einstellungen hängen stark von deiner Kamera, deinem Motiv und deinem Fotostil ab.
Nimm dir Zeit, die verschiedenen Optionen auszuprobieren, und finde heraus, was für dich am besten funktioniert. Je besser du den Autofokus beherrschst, desto mehr Freiheit hast du, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren – das perfekte Bild.