4 Tipps für einen besseren Bildaufbau
Der Bildaufbau ist eines der Themen, mit dem ich mir selbst am schwersten getan habe. Denn es gibt so viele verschiedene Regeln und Ansätze, dass ich schlichtweg überfordert war, welchen Ideen ich jetzt folgen sollte.
Hier sind 4 Tipps für den Bildaufbau, die mir am meisten geholfen haben
1. Zuschnitt
Ein guter Bildaufbau beginnt mit dem richtigen Zuschnitt. Es klingt simpel ich weiß, aber viele übersehen, wie viel Einfluss der Bildausschnitt auf die Wirkung eines Fotos hat.
Du musst dir genau überlegen, was du im Bild behalten willst und was nicht. Oft sind es die Ränder, die den Unterschied machen. Schneidest du etwas ab, das wichtig ist, wirkt das Foto unvollständig. Schneidest du hingegen unwichtige Elemente weg, gewinnt das Bild an Klarheit und Fokus.
Ich hatte in meiner Bildreview Serie auf Youtube zuletzt ein Foto das man mit diesem einfachen Schritt besser gemacht hätte. Am rechten Rand war eine Person zu sehen, die eigentlich nichts zur Szene beiträgt. Es war einfach nur ein Tourist am selben Ort wie der Fotograf.
Indem du diesen Randbereich leicht beschneidest, entfernst du die Ablenkung und sorgst dafür, dass der Blick des Betrachters auf das Wesentliche gelenkt wird. Schon ein minimaler Schnitt kann das Foto deutlich verbessern.
Die Analyse, über die ich spreche, findest du in diesem Video:
Auch bei natürlichen Elementen wie Bäumen ist der Zuschnitt wichtig. Wenn du einen Baum im Hintergrund hast, überlege dir, ob du ihn ganz im Bild behalten willst oder nicht. Ein Baum, der am Rand abgeschnitten ist, wirkt unfertig. Entweder du zeigst den gesamten Baum, oder du schneidest ihn so, dass es absichtlich wirkt – zum Beispiel, indem du ihn in der Mitte teilst. So gibst du deinem Foto eine gewisse visuelle Struktur.
Es geht darum, dass dein Foto nicht zufällig wirkt, sondern dass du dir Gedanken gemacht hast. Wenn die Ränder sauber und durchdacht sind, entsteht der Eindruck, dass du genau wusstest, was du tust.
2. Variation in deinem Bildausschnitt
Manchmal hast du die Zeit, verschiedene Perspektiven auszuprobieren, und das solltest du nutzen. Natürlich ist das nicht immer möglich – vor allem in schnellen Momenten, wie bei der Streetfotografie. Da musst du oft aus dem Stand heraus reagieren und hast nur eine Chance. Aber wenn die Situation es zulässt, spiele mit deiner Position und dem Ausschnitt.
Stell dir vor, du siehst etwas Spannendes auf der Straße. Vielleicht machst du zuerst ein Foto aus deiner aktuellen Position, schräg aus einem 45-Grad-Winkel. Das kann schon gut sein, aber wenn die Szene sich nicht verändert und du Zeit hast, bewege dich. Geh ein paar Schritte zur Seite oder näher heran. Versuche, das Motiv direkt von vorne zu fotografieren, statt es schräg zu zeigen.
Ein gerader Blick auf eine Straßenfront wirkt aus meiner Erfahrung meist klarer und eindrucksvoller als ein schiefer Winkel. Du kannst auch um das Motiv herumgehen, wenn es möglich ist, und verschiedene Perspektiven ausprobieren.
Ein weiterer guter Ansatz ist die Methode aus dem Kino Bereich: „Wide, Medium, Tight“. Das bedeutet, dass du eine Szene in drei Varianten festhältst: einmal weitwinklig, um die ganze Umgebung zu zeigen, einmal mittig, um das Hauptmotiv in den Fokus zu nehmen, und einmal nah, um Details hervorzuheben.
So hast du später die Wahl, welche Version am besten wirkt. Vielleicht gefällt dir die weite Aufnahme, weil sie die Stimmung der Szene einfängt. Oder das Detailbild überzeugt dich mehr, weil es etwas Besonderes zeigt, das du sonst übersehen hättest.
Wenn du eine interessante Szene findest, probiere aus, ob sie besser wirkt, wenn du mehr davon zeigst oder dich auf ein kleines Detail konzentrierst. Manchmal reichen ein paar Schritte zurück oder nach vorne, um das Bild komplett zu verändern.
Das sind fairerweise auch Punkte die ich selbst viel häufiger umsetzen müsste. Denn oft genug geht es mir selbst auch immer noch so, dass ich eine spannende Szene auf der Straße festgehalten habe, nur um im nachhinein festzustellen, dass ich mir 2 Sekunden mehr Zeit für den Bildaufbau oder eine Variation an Aufnahmen hätte nehmen sollen.
3. Balance im Foto
Balance in einem Foto bedeutet nicht, dass alles symmetrisch sein muss. Es geht darum, dass sich das Bild harmonisch anfühlt und dein Auge nicht zu einer Seite gezogen wird, weil dort zu viel los ist. Ein gut ausbalanciertes Foto hat eine Art Gleichgewicht, auch wenn die Elemente nicht gleichmäßig verteilt sind.
Das Geheimnis liegt im visuellen Gewicht. Das ist ein Konzept in der Fotografie, dass ich selbst lange nicht verstanden habe. Bestimmte Dinge ziehen deinen Blick stärker an als andere, und das kannst du nutzen, um dein Foto auszugleichen.
Zum Beispiel wirken kontrastreiche Bereiche in deinem Foto viel dominanter als Bereiche mit weniger Kontrast. Wenn du einen hellen Fleck auf der linken Seite hast, ohne dass dort auch etwas passiert, dann solltest du überlegen, wie du dieses Problem löst. Sonst springt dein Auge immer wieder zu dem hellen Bereich, und das Foto fühlt sich einseitig an.
Das gleiche gilt für große, dominante Motive. Stell dir vor, du fotografierst ein riesiges Schiff auf der rechten Seite und auf der linken Seite ist nur viel leerer Raum mit einem kleinen Boot im Hintergrund. Das Schiff zieht alle Aufmerksamkeit auf sich, und das Foto wirkt unausgeglichen. Wenn du das Schiff stattdessen mehr in die Mitte rückst, fühlt sich das Bild gleichmäßiger an.
Visuelles Gewicht ist ein komplexes Konzept, aber es gibt ein paar einfache Regeln, die dir helfen können. Gesichter oder Augen ziehen den Blick stark an, genauso wie Text. Hoher Kontrast - meist ausgelöst durch helle Bereiche - hat ebenfalls einen starken visuellen Zug. Negativer Raum, also leerer Bereich, wirkt leicht und kann helfen, das Bild auszugleichen. Auch die Platzierung eines Elements im Bildrahmen beeinflusst sein Gewicht. Etwas, das weiter oben oder seitlich platziert ist, wirkt meist schwerer. Die Größe spielt ebenfalls eine Rolle – ein großes Motiv hat mehr Gewicht als ein kleines.
Farben können ebenfalls das Gleichgewicht beeinflussen. Ein unerwarteter Farbtupfer in einem ansonsten einfarbigen Bild zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich und wirkt schwerer als seine Umgebung.
4. Regel der ungeraden Zahlen
Ein einfacher Trick wird deine Fotos sofort interessanter machen: die Regel der ungeraden Zahlen. Klingt unscheinbar, hat aber eine große Wirkung.
Wenn du mehrere Elemente in einem Bild platzierst, wirken drei, fünf oder sieben oft spannender als zwei oder vier. Warum ist das so?
Das menschliche Auge sucht automatisch nach Mustern und Symmetrie. Bei einer geraden Anzahl von Objekten teilt unser Gehirn die Gruppe schnell in Paare auf. Das macht das Bild vorhersehbar und manchmal langweilig.
Eine ungerade Anzahl bringt dagegen eine gewisse Unordnung ins Spiel. Unser Blick wandert zwischen den Elementen hin und her, ohne sofort eine feste Struktur zu finden. Dadurch bleibt das Bild länger interessant.
Drei Blumen auf einer Wiese ziehen die Aufmerksamkeit mehr auf sich als zwei. Fünf Vögel am Himmel erzeugen mehr Dynamik als vier. Besonders in der Naturfotografie, aber auch in der Porträt- oder Street-Fotografie, kann diese Regel deine Bilder lebendiger wirken lassen.
Natürlich bedeutet das nicht, dass du nie mit geraden Zahlen arbeiten solltest. Gerade wenn du bewusst Kontraste schaffen willst, kann eine gerade Anzahl helfen. Zwei Autos in unterschiedlichen Farben oder zwei Personen, die sich gegenüberstehen, betonen Gegensätze. Doch wenn du deinem Bild eine harmonische, aber gleichzeitig spannende Wirkung geben willst, probiere es mit drei, fünf oder sieben Elementen.
Falls du die Möglichkeit hast, dein Motiv zu arrangieren, nutze die Regel der ungeraden Zahlen gezielt. Platziere deine Objekte so, dass sie nicht nur zufällig verteilt sind, sondern eine natürliche Harmonie bilden. Ergänzt durch Linien oder Dreiecke in der Komposition kannst du den Blick des Betrachters noch gezielter lenken.
Die Regel der ungeraden Zahlen ist einfach anzuwenden und kann einen großen Unterschied machen.