3 große Fotografie Fallen in die ich getreten bin
Über die Jahre als Street- & Reisefotograf bin ich in mehrere große Fotografie Fallen getreten. Das hat zum einen meine Fotografie zum negativen beeinflusst und gleichz
1. Zu hoher Fokus auf Schärfe
Schärfe – das war lange mein Fokus, und ich dachte, das wäre der Schlüssel zu einem perfekten Foto. Ich erinnere mich, wie ich immer wieder versucht habe, die schärfsten Bilder zu machen.
Dabei habe ich nicht nur Stative und Festbrennweiten genutzt, sondern fast schon akribisch darauf geachtet, jede einzelne Pore oder Textur im Bild klar darzustellen. Es fühlte sich an, als würde Schärfe über die Qualität meiner Bilder entscheiden.
Das Ganze wurde durch meine Zeit in der Stockfotografie noch verstärkt. Bei Stockagenturen werden unscharfe Bilder meist direkt abgelehnt. Das prägt einen.
Du fängst an, Schärfe als absoluten Standard zu sehen und alles andere zu ignorieren. Doch genau hier liegt die Falle.
Inzwischen fotografiere ich keine Stockfotos mehr. Mit der Zeit habe ich auch realisiert, dass ich meinen Fokus dadurch früher viel zu stark auf Schärfe gelegt hatte und dadurch andere wichtige Aspekte komplett übersehen habe.
Heute denke ich da ganz anders. Schärfe hat für mich an Bedeutung verloren – zumindest in vielen meiner Bilder. Natürlich gibt es Momente, in denen scharfe Bilder wichtig sind, zum Beispiel bei kommerziellen Aufträgen.
Aber wenn es um Kunst, Gefühl und Kreativität geht, ist Schärfe oft gar nicht entscheidend. Stattdessen liebe ich es jetzt, mit Texturen, Bewegungen und Stimmungen zu arbeiten. Bilder dürfen ruhig ein bisschen unsauber wirken, wenn sie dadurch eine Geschichte erzählen oder ein Gefühl transportieren.
Ich habe gelernt, dass ein Bild nicht perfekt sein muss, um stark zu sein. Authentizität, Emotionen und Atmosphäre – das sind die Dinge, die ein Bild wirklich besonders machen. Vielleicht geht es dir ähnlich, dass du dich auf einen bestimmten Aspekt der Fotografie zu sehr konzentrierst und dadurch andere Möglichkeiten übersiehst.
2. Man fotografiert für Social Media Algorithmen
Ich merke immer wieder, wie sehr soziale Medien die Art beeinflussen, wie wir fotografieren. Besonders Instagram spielt hier eine riesige Rolle. Es ist fast, als ob der Algorithmus uns diktiert, was und wie wir fotografieren sollen.
Ich kenne das Gefühl, unbedingt gefallen zu wollen, und sehe, wie viele Fotografen ihre Arbeit darauf ausrichten, möglichst viele Likes zu bekommen. Vielleicht geht es dir genauso.
Es fängt dabei ganz harmlos an: Du siehst, welche Arten von Fotos gut ankommen – Sonnenuntergänge, perfekte Porträts, oder diese makellosen Flatlays. Und dann denkst du, das musst du auch machen.
Plötzlich versuchst du, deinen Stil zu ändern, damit deine Bilder besser performen. Vielleicht machst du dann Hochkantbilder, weil die auf Instagram einfach besser wirken.
Oder du jagst Trends hinterher, die eigentlich gar nicht zu dir passen. Alles nur, um ein paar mehr digitale Herzchen zu bekommen.
Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich mich dabei selbst verliere. Die Freude an der Fotografie wurde zur Aufgabe, und das hat mich frustriert.
Denn das, was ich eigentlich liebe – das Experimentieren, das Einfangen von echten Momenten – wurde weniger wichtig. Stattdessen zählte nur, was gut ankam. Und dabei geht oft der Spaß verloren.
Deshalb nutze ich Instagram als Plattform nicht mehr. Weder poste ich dort, noch konsumiere ich den Content. Ich habe die App noch nicht mal mehr auf meinem Handy installiert… Und das seit über 2 Jahren.
Ich fotografiere wieder das, was ich wirklich mag, ohne ständig daran zu denken, ob es "algorithmenfreundlich" ist.
Für mich bedeutet das auch, wieder öfter horizontal zu fotografieren, weil das für mich natürlicher wirkt. Klar, manchmal teile ich immer noch Fotos online, aber ich mache das fast ausschließlich in diesen Youtube Videos und da genau so, wie es mir gefällt.
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du aus dieser Falle herauskommst. Für mich war der Schlüssel, mich wieder auf das zu konzentrieren, was ich liebe.
Fotos in Büchern oder als Prints zu sehen, mit anderen Fotografen in Kontakt zu kommen, und sogar eigene kleine Ausstellungen zu machen, hat mir geholfen, wieder Freude an meiner Arbeit zu finden.
Es gibt so viele Wege, deine Fotos zu zeigen, die nichts mit Social Media zu tun haben. Und am Ende zählt doch, was dir wichtig ist – nicht, was ein Algorithmus vorschreibt.
3. Ich habe die Fotografie zu meinem Beruf gemacht
Dieser Punkt klingt im ersten Moment wahrscheinlich schlimmer als ich ihn meine.
Die Fotografie als Beruf klingt für viele wie ein Traum. Du machst, was du liebst, und verdienst damit auch noch Geld.
Für mich fühlt es sich auch großartig an, denn ich mag die Fotografie und habe mich bewusst entschieden, diesen Weg einzuschlagen. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die man wissen sollte, bevor man aus einem Hobby eine berufliche Laufbahn macht.
Ein großer Unterschied liegt darin, wie du mit deiner kreativen Energie umgehst. Wenn Fotografie nur dein Hobby ist, kannst du Pausen machen, wenn du dich mal nicht inspiriert fühlst.
Das ist beim Beruf deutlich anders. Deine Rechnungen warten nicht, bis du wieder Lust aufs Fotografieren hast. Kreativität lässt sich aber nicht einfach auf Knopfdruck abrufen, und genau das macht es manchmal anstrengend. Du musst lernen, auch an Tagen zu liefern, an denen es nicht so leicht fällt.
Ein weiteres Thema ist die Spezialisierung. Ich habe viel mit Streetfotografie gearbeitet und liebe diese Richtung auch immer noch. Aber es bleibt eine Nische.
Als Berufsfotograf (oder Youtube Fotografie Influencer) bist du in einem bestimmten Bereich und für eine gewisse Qualität bekannt und fühlst dich verpflichtet, immer auf eben diesem Qualitätsniveau abzuliefern.
Einfach mal etwas Neues auszuprobieren, ohne darüber nachzudenken, wie gut du darin bist, wird schwieriger. Fehler gehören zum Lernen dazu, aber sie fühlen sich schwerer an, wenn deine Arbeit von anderen bewertet wird.
Und wenn ich zum Beispiel ein Video zu einem Thema mache, das nicht zwingend Streetfotografie ist, bekomme ich merklich weniger Aufrufzahlen. Das ist an sich auch nachvollziehbar. Aber wenn dein Einkommen in gewisser Weise an die Videoklicks gebunden ist, dann fällt dir das Experimentieren schwerer und hat einen gewissen Beigeschmack.
Das soll dich aber nicht abschrecken, falls du darüber nachdenkst, die Fotografie beruflich zu machen.
Ich sehe diese Punkte als Nebenwirkungen von diesem beruflichen Weg. Aber es ist nicht abzustreiten, dass sich die Sichtweise auf die Fotografie verändert, wenn dein Hobby zur Einnahmequelle wird.
Ich bereue meine Entscheidung nicht und würde denselben Weg wieder gehen. Aber es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass der Druck und die Verantwortung steigen, wenn du diesen Schritt gehst.
Gleichzeitig kannst du aber auch unglaublich viel lernen und wachsen – sowohl als Fotograf als auch als Mensch.