Zonen Fokus für Streetfotografie erklärt: Warum und wie?

 

Kennst du das, wenn du auf der Straße unterwegs bist und ein interessantes Motiv fotografieren möchtest, aber der Moment ist so schnell vorbei, dass du keine Zeit hast, den Fokus richtig einzustellen? Da kommt der Zonenfokus ins Spiel.

Der Zonenfokus ist eine Technik, die dir hilft, genau solche flüchtigen Momente einzufangen, ohne dass du dir Gedanken über das Fokussieren machen musst.

 

Was genau ist Zonen Fokus?

Zonenfokus nutzt die Schärfentiefe deines Objektivs. Die Schärfentiefe beschreibt den Bereich vor und hinter deinem fokussierten Punkt, der noch scharf abgebildet wird.

Angenommen du benutzt die Offenblende, also einen sehr niedrigen f/XX Wert. Das führt zu einer engen Schärfentiefe – nur ein kleiner Bereich vor und hinter deinem Motiv ist scharf.

Schließt du die Blende dagegen mehr, vergrößert sich die Schärfentiefe – es wird mehr vor und hinter deinem Motiv scharf abgebildet.

Beim Zonenfokus nutzt du diese Eigenschaft, um eine Zone zu bestimmen, in der alles scharf ist. Du stellst den Fokus also so ein, dass du weißt, in welchem Bereich vor und hinter deinem fokussierten Punkt alles scharf ist.

Das bedeutet, wenn du in dieser Zone fotografierst, wird dein Motiv scharf sein, ohne dass du ständig nachfokussieren musst.

Manchmal wird der Zonenfokus mit anderen Techniken verwechselt.

Es gibt zum Beispiel das Vorfokussieren, wo du den Fokus auf eine bestimmte Entfernung einstellst und dann darauf wartest, dass dein Motiv diese Entfernung erreicht. Dann drückst du auf den Auslöser.

Eine andere Technik ist der Hyperfokalfokus. Dabei stellst du den Fokus so ein, dass alles von einer bestimmten Entfernung bis unendlich scharf ist. Diese Technik wird oft in der Landschaftsfotografie genutzt, da dort meist alles im Bild scharf sein soll.

Der Zonenfokus ist aber gegenüber all diesen anderen Beispielen besonders in der Streetfotografie nützlich.

Anders als beim Hyperfokalfokus, bei dem alles bis unendlich scharf ist, brauchst du beim Zonenfokus nur einen bestimmten Bereich scharf. Es kann also gut sein, dass dein Foto hinter deinem Motiv (beziehungsweise der “Zone”) wieder unscharf wird.

 

Was bringt Zonen Fokus in der Streetfotografie?

Zonenfokus bringt viele Vorteile in der Streetfotografie.

Zum einen ist der Zonenfokus extrem schnell. Wenn du weißt, was du tust, ist er sogar schneller als der Autofokus.

Du musst den Fokuspunkt nicht mehr auf das Motiv setzen. Stattdessen hebst du einfach deine Kamera und richtest sie auf das Motiv. Dann drückst du den Auslöser, in dem Wissen, dass alles in der Fokussierzone scharf sein wird.

In der Streetfotografie ist Schnelligkeit extrem wichtig, weil sich Szenen schnell verändern. Ein Moment, den du einfangen möchtest, ist vielleicht schon im nächsten Augenblick verschwunden.

Die Zeit, die du sonst für das manuelle Fokussieren aufwenden würdest oder die du brauchst um den Autofokus deiner Kamera zu bedienen, reicht manchmal schon aus um einen Moment fotografieren zu können oder zu verpassen.

Außerdem hast du mit Zonenfokus mehr scharfe Fotos und weniger unscharfe. Jeder von uns hat schon einmal gedacht, er habe das perfekte Bild geschossen, nur um dann festzustellen, dass der Fokus nicht sitzt und das Foto unbrauchbar ist.

Der Zonenfokus reduziert dieses Risiko erheblich, weil du sicherstellst, dass dein Motiv immer in der scharfen Zone liegt - wichtig ist dabei natürlich, dass du auch nur Motive fotografierst, die sich in diesem Bereich aufhalten.

Ein weiterer Vorteil des Zonenfokus ist, dass du diskreter fotografieren kannst. Da du nicht viel Zeit damit verbringst, das Bild oder den Fokus einzustellen, geht das Fotografieren sehr schnell.

Dadurch wirst du weniger bemerkt, während du Fotos machst. In der Streetfotografie ist das sehr nützlich, weil Menschen normalerweise ihr Verhalten ändern, sobald sie bemerken, dass sie fotografiert werden.

Wenn du unauffällig bleibst, fängst du natürlichere und authentischere Momente ein.

Indem du den Zonenfokus nutzt, kannst du dich mehr auf die Szene selbst konzentrieren. Du verschwendest keine wertvolle Zeit damit, den Fokus anzupassen. Das macht den Kopf frei und du kannst dich mehr auf das Geschen um dich herum konzentrieren.

So verpasst du keinen wichtigen Augenblick mehr und deine Fotos werden besser. Der Zonenfokus ist also eine großartige Technik für jeden Streetfotografen, der schnell, präzise und diskret arbeiten möchte.

 

Wie nutzt man den Zonen Fokus als Streetfotograf?

Um den Zonenfokus in der Streetfotografie zu nutzen, stelle ich meine Kamera zuerst auf manuellen Fokus.

Ein Objektiv ohne Autofokus ist hier sogar besser, weil es meist Markierungen hat, die helfen, die richtige Entfernung einzustellen.

Beispielsweise stelle ich die Blende auf f11 und fokussiere auf eine Entfernung von 1 Meter. Dadurch weiß ich, dass alles von 0,7 Metern bis 2 Metern Entfernung scharf sein wird.

Eine kleine Blende wie f11 oder f8 ist wichtig, um eine große Schärfentiefe zu erreichen. Bei schlechtem Licht nutze ich einen höheren ISO-Wert, um die kleine Blende beizubehalten.

An einem sonnigen Tag ist das einfacher, weil ich auch bei niedrigerem ISO-Wert eine kleine Blende nutzen kann.

Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, schaue dir auch mein Video dazu an, wie ich alte Vintage Objektive auf meiner modernen Sony verwende. Dort habe ich dir auch gezeigt, wie man mit den manuellen Markierungen arbeitet:

Die Größe der Schärfezone hängt von mehreren Faktoren ab: der Blende, der Entfernung zum Motiv und der Brennweite.

Je näher das Motiv ist, desto enger ist die Schärfentiefe. Ist das Motiv weiter weg, wird die Schärfentiefe größer.

Neben der Blende und dem ISO-Wert spielt die Verschlusszeit eine wichtige Rolle.

In der Streetfotografie verwende ich eine schnellere Verschlusszeit, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden. Eine Verschlusszeit von mindestens 1/250 Sekunde ist mein Standardwert.

Wenn mein Motiv sich schnell bewegt, erhöhe ich die Verschlusszeit auf 1/1000 Sekunde oder mehr. Bei fast unbewegten Motiven kann ich auch mit 1/125 Sekunde arbeiten.

Falls ein Objektiv keine Markierungen hat, kann man trotzdem den Zonenfokus nutzen. Dafür misst man eine bestimmte Entfernung ab, zum Beispiel 2 Meter von einer Wand.

Mit dem Autofokus stellst du auf die Wand scharf und schaltest den Autofokus aus, damit die Entfernung fixiert bleibt. Online-Entfernungsrechner helfen dabei, anhand deiner Brennweite und Blende den Fokusbereich zu finden.

Der Zonenfokus ist eine großartige Technik für Streetfotografie. Er ermöglicht es, schnell und präzise zu arbeiten, ohne ständig den Fokus anpassen zu müssen.

Die einzige Limitierung ist, dass du natürlich nicht so gut auf verschiedene Distanzen reagieren kannst. Hast du nur einen Fokusbereich von 2 - 4 Metern und etwas passiert in 10m Distanz, dann wird dich diese Technik limitieren.

Ansonsten ist es eine tolle Möglichkeit, verlässlich scharfe Fotos auf der Straße aufzunehmen.

 
 

 
Timo Nausch