Wie verdient man Geld als Streetfotograf?
Streetfotografie macht mir und vielen anderen Fotografen sehr viel Spaß. Aber von Spaß alleine kann man keine Rechnungen bezahlen.
Wie schafft man es mit der Streetfotografie dann eigentlich überhaupt Geld zu verdienen?
Geld verdienen mit Streetfotografie ist schwer
Geld mit Streetfotografie zu verdienen, ist tatsächlich eine Herausforderung. Die meisten klassischen Methoden, mit denen Fotografen sonst ihr Einkommen sichern, lassen sich nicht ohne Weiteres auf die Streetfotografie übertragen.
Nehmen wir an, du arbeitest in Bereichen wie Hochzeitsfotografie oder Eventfotografie – dort hast du in der Regel Kunden, die dich direkt buchen und dir klare Vorgaben geben, was sie erwarten.
Du lieferst die gewünschten Fotos ab und wirst dafür bezahlt. Streetfotografie funktioniert jedoch anders.
Einen direkten Kunden, der dir konkret sagt: „Ich brauche zehn Bilder von Szenen auf der Straße“, gibt es nicht wirklich. Streetfotos entstehen spontan und zeigen Menschen in alltäglichen Situationen, oftmals ohne dass diese wissen, dass sie fotografiert werden.
Genau hier entsteht das Problem: In Europa und vielen anderen Regionen brauchst du eine schriftliche Erlaubnis, wenn du erkennbare Personen für kommerzielle Zwecke fotografieren und die Fotos verkaufen möchtest.
Eine solche Model-Freigabe von jedem Menschen auf der Straße zu bekommen, ist jedoch nahezu unmöglich – und auch wenig realistisch.
Eine Alternative besteht darin, Streetfotos auf Stock-Plattformen anzubieten. Hier könntest du deine Bilder lizensieren lassen und jedes Mal ein wenig Geld verdienen, wenn jemand eines deiner Fotos kauft. Aber auch das hat seine Grenzen.
Für kommerzielle Zwecke werden deine Fotos aus demselben Grund nicht akzeptiert, weil es eben schwierig ist, die notwendigen Model-Freigaben zu bekommen.
Du kannst deine Bilder zwar redaktionell einreichen, das bedeutet aber, dass sie nur in einem journalistischen Kontext genutzt werden dürfen und damit weniger Wert haben.
Zudem ist der Markt für Stockfotografie heute sehr umkämpft, und die Einnahmen sind extrem gering. Selbst wenn eines deiner Fotos verkauft wird, bekommst du meist nur ein paar Cent – und das steht kaum im Verhältnis zu dem Aufwand, den du in deine Arbeit investierst.
Hinzu kommt, dass in der redaktionellen Fotografie Geschwindigkeit entscheidend ist. Ein Streetfoto, das du heute machst, könnte morgen bereits uninteressant sein.
Wenn du es nicht sofort veröffentlichst, hast du in manchen Fällen kaum Chancen, damit Geld zu verdienen.
Der Vorteil & das Problem mit Fotobüchern
Viele Streetfotografen entscheiden sich, ihre Werke in einem Fotobuch zu veröffentlichen und damit ihre Kunst zu präsentieren. Ein Fotobuch bietet dir eine besondere Möglichkeit, deine Fotos in einem größeren Kontext zu zeigen.
Wenn du verschiedene Streetfotos in einem Buch zusammenstellst, schaffst du ein Kunstwerk, das deine Sicht auf die Welt zeigt. Die Fotos stehen zueinander in Beziehung und erzählen eine Geschichte. Das Buch selbst wird dadurch zu einem künstlerischen Werk.
"Ein gut kuratiertes Fotobuch vermittelt eine einzigartige Perspektive und verleiht dem Werk einen eigenen Wert," so der Fotograf David Alan Harvey, der selbst mehrere Fotobücher veröffentlicht hat.
Dabei schützt die Kunstfreiheit in vielen Ländern solche Werke und ermöglicht eine Publikation ohne Model-Freigaben, solange das Buch primär künstlerische Zwecke verfolgt.
Der Weg zu einem Fotobuch ist allerdings lang und erfordert viel Einsatz. Ein Fotobuch entsteht nicht einfach so nebenbei.
Du brauchst eine große Auswahl an guten Bildern, die wirklich deine besten Arbeiten repräsentieren. Ein Fotobuch, das nur aus einigen wenigen zufälligen Aufnahmen besteht, überzeugt nicht.
Deswegen investieren viele berühmte Streetfotografen Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte, um ein solches Buch zu erstellen. Du willst schließlich ein Werk schaffen, das für dich und deine Kunst steht.
Das bedeutet jedoch auch, dass der Aufwand für ein Fotobuch enorm ist. Die Zeit und Energie, die du in die Produktion steckst, sind hoch.
Selbst wenn du das Buch für einen guten Preis verkaufen kannst, wird es oft nicht ausreichen, um alleine davon zu leben. Ein Fotobuch ist zwar eine schöne und lohnenswerte Möglichkeit, deine Arbeit zu präsentieren und ein Stück Einkommen zu sichern.
Aber es löst nicht alle finanziellen Sorgen. Ein Fotobuch kann deine Kunst zeigen und ist ein starkes Werk, doch um damit allein deinen Lebensunterhalt zu sichern, ist es meistens nicht genug.
Was sind realistische Einkommen von Streetfotografen?
Die harte Realität ist, dass Streetfotografie allein kaum Einnahmen bringt. Du kannst mit diesem Thema zwar Geld verdienen, aber wenn, dann immer über Umwege und weniger über die Fotos direkt.
Zum Beispiel nutze ich meinen YouTube-Kanal. Dort spreche ich über Streetfotografie, teile meine Erfahrungen und gebe Tipps.
Durch die Werbeeinnahmen von YouTube und Affiliate-Links zu den Produkten, die ich empfehle, kann ich mein Einkommen generieren. Denn laut einer Studie von Statista haben 19% der Konsumenten bereits Produkte gekauft, nur weil ein Influencer davon gesprochen hat.
Es ist also nicht das Verkaufen der Fotos selbst, das mir Geld bringt, sondern das Drumherum. Ich würde mich daher auch eher als Influencer und nicht zwingend als Streetfotograf beschreiben.
Eine andere Möglichkeit, die viele Fotografen probieren, ist die Stockfotografie. Doch die Zeiten, in denen man mit Stockfotos gutes Geld verdienen konnte, sind aus meiner Sicht leider lange vorbei.
Der Markt ist übersättigt, und die Einnahmen sind so gering, dass sich die Mühe einfach nicht lohnt. Auch ich lade seit zwei Jahren keine neuen Bilder mehr hoch, weil es einfach nicht den Aufwand wert ist. Ich würde Anfängern daher eher abraten, viel Energie in Stockfotografie zu stecken.
Aber es gibt noch genügend andere Möglichkeiten:
Manche Fotografen, die Streetfotografie lieben, haben einen anderen Hauptberuf, zum Beispiel als Hochzeitsfotograf. Sie verdienen ihr Geld also hauptsächlich mit Aufträgen für Hochzeiten oder andere Events und können sich der Streetfotografie nur in ihrer Freizeit widmen.
Auch das ist eine Möglichkeit, die Streetfotografie zu genießen, ohne darauf angewiesen zu sein, damit die Miete zu zahlen.
Eine weitere Einnahmequelle, die einige Streetfotografen nutzen, sind Workshops oder Fotoreisen. Bekannte Fotografen wie Steve McCurry oder Eric Kim haben sich durch solche Angebote einen Namen gemacht.
Allerdings ist auch das keine einfache Lösung, denn man muss erst mal genügend Bekanntheit und Anerkennung erlangen, damit Menschen bereit sind, für einen Workshop zu zahlen.
Am Ende gibt es also einige Wege, mit der Streetfotografie verbunden zu bleiben und dabei etwas zu verdienen. Doch direkt für das Fotografieren auf der Straße bezahlt zu werden, ist selten.
Man muss sich kreative Alternativen suchen, die mit der Streetfotografie zu tun haben.
Vielleicht ist es aber auch gut, dass Streetfotografie keine Einnahmen bringt, denn dadurch bleibt sie eine reine Kunstform.
Niemand verfolgt rein kommerzielle Absichten und jeder, der sich damit beschäftigt, tut es aus echter Leidenschaft und Liebe zur Fotografie.
Das verleiht der Streetfotografie ihren besonderen Charakter und sorgt am Ende dafür, dass die Kunst im Vordergrund steht. Und das finde ich sehr positiv.