Warum ist es wichtig regelmäßig fotografieren zu gehen?

 

Nicht immer kommst du von einer Fotorunde mit wahnsinnig guten Fotos nach Hause. Je besser du wirst, desto seltener passiert das eigentlich sogar. Das ist aber ein gutes Zeichen, dass du besser wirst.

Ich habe immer wieder gesagt, dass auch Pausen zur Fotografie dazu gehören. Sie geben dir die Möglichkeit wieder kreative Energie zu sammeln.

Gleichzeitig finde ich es wichtig, dass man regelmäßig fotografieren geht. Wie passt das zusammen? Das schauen wir uns hier genauer an!

 

Was Fotografie mit Kraftsport zu tun hat

Wenn du schon einmal regelmäßig trainiert hast, sei es im Fitnessstudio Gewichte heben, Laufen, Fußball oder eine andere Sportart, weißt du, dass die Ergebnisse nicht über Nacht kommen.

Jede einzelne Trainingseinheit zeigt nicht sofort sichtbare Ergebnisse. Auch wenn du ein paar Wochen lang regelmäßig trainierst, sind die Unterschiede eher gering.

Doch wenn du dranbleibst, konsequent weitermachst und vor allem die richtige Technik verwendest, stellen sich die Muskelzuwächse und Verbesserungen ein, ganz gleich, ob du es direkt bemerkst oder nicht.

Was hat das alles mit Fotografie zu tun? Viel mehr, als du vielleicht denkst! Fotografie ist wie Kraftsport für deinen kreativen Geist.

Anfangs wirst du vielleicht nicht sofort bemerken, wie sich deine Fähigkeiten verbessern.

Aber Konsequenz ist auch in der Fotografie der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du regelmäßig fotografierst, wirst du nicht nur deine technischen Fähigkeiten verbessern – wie die Beherrschung deiner Kamera oder das Spiel mit Licht und Schatten –, sondern auch deinen kreativen Ausdruck schärfen.

Jedes Bild, das du machst, jedes Motiv, das du wählst, und jeder Blickwinkel, den du ausprobierst, baut auf dem vorherigen auf und verfeinert deine Fähigkeiten.

Wenn du jedoch deine Kamera nur sporadisch zur Hand nimmst, vielleicht eine Woche lang intensiv fotografierst und dann zwei Wochen nicht, dann wieder ein paar Tage aktiv bist und daraufhin einen Monat pausierst, wird es erheblich schwieriger, echte Fortschritte zu machen.

Deine Fähigkeiten entwickeln sich sprunghaft, und es kann sein, dass du immer wieder bei Null anfangen musst. Das liegt daran, dass du gelernte Dinge kaum verinnerlichst, und auf deiner nächsten Fotorunde viele deiner Lektionen bereits wieder vergessen hast.

Wenn du also wirklich in der Fotografie wachsen und besser werden möchtest, behandle sie wie deinen regelmäßigen Gang ins Fitnessstudio.

Setze dir Ziele, sei geduldig und vor allem: bleibe dran.

 

Mache Fotografie zu einer Routine wenn du besser werden willst

Wenn du dich wirklich in der Fotografie verbessern möchtest, ist einer der wichtigsten Schritte, die du machen kannst, Fotografie zu einem festen Bestandteil deines Alltags zu machen.

Wenn eine Tätigkeit zur Routine wird, integriert sie sich nahtlos in dein Leben und deine Identität, und plötzlich gibt es kaum noch Widerstände, sie auszuüben.

Ich habe gemerkt, dass die Tage, an denen ich meine Kamera einfach als Teil meiner täglichen Ausrüstung betrachte, die Tage sind, an denen ich ohne viel Nachdenken großartige Fotos schieße.

Wenn ich fotografiere nur weil es gerade populär ist oder weil ich denke, dass ich "sollte", dann finde ich hundert Ausreden, es nicht zu tun. Das Ergebnis? Verpasste Gelegenheiten und keine Verbesserung meiner Fähigkeiten.

Ähnlich wie bei regelmäßigen Besuchen im Fitnessstudio, wenn es darum geht, in Form zu bleiben: Wenn es ein fester Bestandteil deiner Identität ist, fühlst du dich nicht gezwungen, dich aufzuraffen. Du machst es einfach, weil es ein Teil von dir ist.

Diesen Zustand solltest du auch in deiner fotografischen Praxis anstreben.

Wenn du also möchtest, dass Fotografie mehr ist als nur ein Hobby, sondern ein integraler Bestandteil deines Lebens und deines Selbstausdrucks wird, dann beginne damit, deine Kamera regelmäßig zu nutzen. Nimm sie überall hin mit.

Mache es dir zur Gewohnheit, regelmäßig zu fotografieren, auch wenn es nur ein paar Aufnahmen auf dem Weg zur Arbeit oder beim Abendessen sind.

Über die Zeit wirst du feststellen, dass du nicht nur technisch besser wirst, sondern auch ein schärferes Auge für Details, Licht und Komposition entwickelst.

Fotografie wird ein Teil davon, wie du die Welt siehst und erlebst. Du wirst keine Motivation mehr "brauchen", um Fotos zu machen. Es wird so natürlich sein wie das Atmen.

Falls deine Kamera viel zu groß und schwer ist um sie regelmäßig mitzunehmen, überlege ob du eine kleine Kamera kaufen kannst, die du immer in einer Jackentasche dabei hast.

Eine Rico GRIII* oder Fujifilm X100* kommen mir hier sofort in den Sinn.

 

Was kann man denn die ganze Zeit fotografieren?

Ein Einwand den ich immer wieder höre ist: "Was kann ich denn die ganze Zeit fotografieren?"

Ich verstehe, manchmal fühlt es sich an, als ob der eigene Wohnort zu langweilig für interessante Fotos wäre. Aber ich sehe das anders.

Fotografie ist für mich eine Art, meine Umgebung zu dokumentieren, und das kann so einfach sein wie das Fotografieren einer Hausecke, auf die das Licht schön fällt.

Es geht nicht darum, jeden Tag den perfekten "Instagram Banger" zu landen, sondern vielmehr darum, die Gewohnheit zu entwickeln, regelmäßig etwas zu fotografieren.

Falls du mal wirklich nicht weißt, was du fotografieren sollst, habe ich hier ein paar kreative Projekte für dich, die dir helfen können, neue Perspektiven zu entdecken:

  • Farb-Spaziergang: Diese Übung ist sowohl einfach als auch unterhaltsam. Nimm dir vor, einen Tag lang Fotos zu machen, die hauptsächlich eine bestimmte Farbe zeigen. Wählst du zum Beispiel „Blau“, suche nach Motiven, die diesen Farbton dominieren. Diese Übung schärft deinen Blick für Farben und zeigt dir, wie sie in unterschiedlichen Kontexten wirken.

  • Unterwegs mit einer Festbrennweite: Besitzt du ein Zoomobjektiv, stelle es auf 50 mm ein und fixiere den Zoom. Hast du eine Festbrennweite, umso besser. Nun, geh raus und beginne zu fotografieren. Diese Methode zwingt dich, mit deinen Füßen zu "zoomen" und lehrt dich, wie sich Perspektive und Bildaufbau verändern, wenn du dich physisch durch den Raum bewegst.

  • Ein Motiv, viele Perspektiven: Wähle ein einfaches Motiv – sei es ein Baum, ein Gebäude oder ein Gegenstand in deinem Haus – und fotografiere es aus mindestens zehn verschiedenen Perspektiven. Betrachte es aus unterschiedlichen Winkeln, Höhen und Distanzen. Experimentiere mit verschiedenen Blickrichtungen, Bildausschnitten und Lichteinstellungen. Diese Übung fördert deine Kreativität und hilft dir, über den gewöhnlichen Blickwinkel hinaus zu denken.

Mit diesen Übungen wirst du merken, dass du die Fähigkeit besitzt, selbst in deiner vertrauten Umgebung immer wieder Neues zu entdecken.

Es geht nicht darum, weit zu reisen oder spektakuläre Ereignisse abzulichten. Es geht darum, deine Kamera und die verschiedenen Aspekte der Fotografie besser zu verstehen.

So kannst du sicher sein, dass du viel bessere Fotos aufnimmst, wenn du dann irgendwann einmal in wahnsinnig schönen Umgebungen bist und diese Fähigkeiten brauchst.

 

Kannst du anderen mit deinen Fotos eine Freude machen?

Dinge als notwendiges Training anzusehen ist aber nicht immer vorteilhaft. Für mich klingt das immer ein bisschen so, als ob ich Sachen machen muss.

Und dann verbinde ich es eher mit etwas Negativem als mit einer positiven Eigenmotivation.

Vielleicht hilft es dir, deinen Blickwinkel hier zu ändern. Siehe das regelmäßige Fotografieren nicht unbedingt als Training an, auch wenn es wie eines funktioniert.

Dadurch, dass mein Ansatz ist, die Umgebung zu dokumentieren, kannst du überlegen, ob du anderen durch deine Fotos eine Freude machen kannst.

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass deine Fotos nicht nur für dich eine Bedeutung haben, sondern auch anderen eine große Freude machen können?

Ich habe festgestellt, dass die Fotos, die ich von alltäglichen Momenten und besonderen Anlässen mache, oft einen tieferen Wert bekommen, wenn ich sie teile.

Ja, heutzutage hat fast jeder ein Smartphone mit einer guten Kamera in der Tasche, und ja, viele dieser digitalen Schnappschüsse verlieren sich im digitalen Nirwana.

Aber genau hier sehe ich eine wundervolle Gelegenheit: Warum nicht diese besonderen Momente in etwas Greifbares verwandeln und sie verschenken?

Stelle dir vor, du übergibst einem Freund oder einem Familienmitglied einen sorgfältig gerahmten Druck eines Fotos, das einen gemeinsamen, fröhlichen Moment festhält.

Die Reaktion ist meist herzerwärmend. Dieses physische Bild kann an einer Wand einen Ehrenplatz finden und erinnert ständig an schöne Zeiten. Der emotionale Wert eines solchen Geschenks übertrifft das digitale Foto bei weitem.

So fühlt sich das regelmäßige fotografieren auch nicht mehr wie “Training” an, sondern wird jedes mal zu einer Möglichkeit, anderen eine Freude zu machen.

 

 
Timo Nausch