7 unbequeme Wahrheiten in der Fotografie die jeder kennen sollte

 

Fotografie ist ein komplexes Thema. Es gibt unfassbar viel zu lernen, zu entdecken und zu verstehen. Es gibt jedoch auch einige unbequeme Wahrheiten, die viele nicht hören wollen.

Manche Fotografen versuchen dir sogar Lösungen für diese Probleme zu verkaufen. Spoiler: Sie helfen alle nicht.

Denn egal wie unbequem diese Fakten auch sind, es führt kein Weg an ihnen vorbei. Wir schauen uns an, was genau ich meine

 

Unbequeme Fakten zur Fotografie

1. Es gibt keine “Tricks” für gute Fotos

Im Laufe der Jahre habe ich oft die Frage gehört: „Verrat mir mal den Trick, mit dem du dieses tolle Foto gemacht hast.“

Ganz ehrlich? Ich muss dich enttäuschen, denn einen magischen Trick, der sofort zu spektakulären Fotos führt, gibt es nicht.

Viele stellen sich die Fotografie als eine Sammlung von cleveren Tricks und Kniffen vor, die man nur anwenden muss, um beeindruckende Ergebnisse zu erzielen.

Aber die Wahrheit ist: Gute Fotografie ist das Ergebnis von Fehlschlägen, Geduld und viel Übung.

Hinter jedem beeindruckenden Bild stehen hunderte oder sogar tausende von weniger gelungenen Versuchen, die niemals das Licht der Welt erblicken.

In meiner eigenen Erfahrung habe ich festgestellt, dass die wirkliche Kunst der Fotografie viel mit der kontinuierlichen Entwicklung des eigenen Sehens und Verstehens zu tun hat.

Zu Beginn meiner Fotografie Laufbahn habe ich die Welt anders wahrgenommen.

Einen entscheidenden Punkt, den ich dabei gelernt habe, ist, dass es in der Fotografie nicht nur darum geht, was du siehst, sondern wie du es siehst.

Man muss bereit sein, aus seinen Fehlern zu lernen und diese Erfahrungen in die nächste Aufnahme einfließen zu lassen.

Daher ist der wahre „Trick“ in der Fotografie das stetige Üben.

Es geht darum, immer wieder herauszufinden, was funktioniert und was nicht, und nicht entmutigt zu sein, wenn die Ergebnisse nicht sofort zufriedenstellend sind.

Auch ich produziere heute noch Fotos, die einfach nicht funktionieren. Sogar deutlich mehr als ich “gute” Fotos aufnehme.

Gute Fotografie entsteht daher nicht über Nacht. Sie ist das Ergebnis von Ausdauer und der Bereitschaft, sich immer wieder neu herauszufordern und sich nicht mit dem Status quo zufriedenzugeben.

 

2. Die Fotografie zu lernen ist sehr zeitintensiv

Moderne Kameras sind faszinierende Technikwunder mit unzähligen Tasten, Knöpfen und Einstellungen, die es ermöglichen, nahezu jeden erdenklichen Effekt zu erzielen.

Doch selbst die teuerste Kamera macht dich noch lange nicht zu einem großartigen Fotografen.

Es ist wie beim Kochen: Nur weil du dir ein teures Messerset zulegst, wirst du noch lange kein Sternekoch.

Ich investiere viel Zeit darin, die Technik hinter der Fotografie zu verstehen.

Begriffe wie Blende, Brennweite, Belichtungszeit und ISO werden irgendwann selbstverständlich und du weißt was alles bedeutet. Aber da hört es nicht auf.

Es geht auch darum, kreativ zu werden, zu verstehen, wie man Stimmungen einfängt und den Bildaufbau gestaltet.

Ich empfehle dir, Bücher über Fotografie zu lesen, Tutorials auf Youtube anzuschauen und Ausstellungen zu besuchen.

Lerne deine Kamera kennen, experimentiere mit ihr und verbringe Stunden damit, herauszufinden, wie du die Bilder, die du im Kopf hast, umsetzen kannst.

Du wirst merken, wie deine Fotos mit der Zeit besser werden und nicht mehr bloße Zufallsprodukte sind.

Dieser Lernprozess ist allerdings alles andere als kurz. Tatsächlich endet er nie wirklich. Es gibt keinen Moment, in dem du sagen kannst: „Jetzt habe ich alles verstanden.“

Sicher, die Grundlagen sitzen irgendwann, und du weißt, wie du die Belichtung richtig einstellst oder scharfe Fotos machst.

Aber wie steht es um die feineren Aspekte der Fotografie? Bist du in der Lage, Emotionen in Porträts einzufangen? Können deine Streetfotos Geschichten erzählen, die andere inspirieren?

In der Fotografie gibt es unzählige Unterbereiche und Techniken, von der richtigen Modellposierung bis hin zu speziellen Techniken wie dem Mitziehen.

Es gibt immer etwas Neues zu lernen, etwas zu verbessern oder aus anderen Bereichen zu integrieren.

Das macht die Fotografie so spannend und zugleich so herausfordernd.

 

3. Teure Ausrüstung ist nicht immer die beste Wahl

Die Fotografie kann definitiv ein teures Hobby sein. Wenn du gerade startest, siehst du viele beeindruckende Kamera-Bodys und Objektive, die alles andere als Schnäppchen sind.

Ein gutes Stativ, ein robuster Fotorucksack, eventuell ein externer Blitz – das läppert sich. Ganz zu schweigen von den nötigen Kleinteilen wie Speicherkarten, Akkus und Objektivfiltern.

Das summiert sich zu einer beachtlichen Investition. Gerade als Anfänger gibt es aber Dinge, die ich als Geldverschwendung ansehe und dir vom Kauf abraten würde.

Aber ich habe auch gelernt, dass billig kaufen oft heißt, doppelt kaufen.

Besonders bei Speicherkarten und Objektiven solltest du nicht am falschen Ende sparen. Ein paar Euro mehr können dir viel Ärger und zusätzliche Kosten ersparen.

Allerdings bedeutet teurer nicht automatisch besser oder geeigneter für deine Bedürfnisse.

Nehmen wir mal das Gewicht. Digitale Spiegelreflexkameras (DSLRs) mit ihren hochwertigen Objektiven können leicht über 5 Kilogramm auf die Waage bringen.

Auch moderne Systemkameras werden immer größer und schwerer, selbst wenn sie grundsätzlich leichter sind als DSLRs.

Wenn du viel unterwegs bist, bei Fototrips oder auf Reisen, kann das schnell zur Last werden.

Für meine Street-Fotografie zum Beispiel ist weniger oft mehr. Hier ist es eher wichtig, unauffällig zu sein und nicht durch schwere Ausrüstung frühzeitig müde zu werden und nach Hause zu gehen.

Große, lichtstarke Profi-Objektive klingen super, sind aber für meine Art zu fotografieren einfach nicht praktisch. Eine kompaktere, leichtere Ausrüstung macht hier den Unterschied.

Wichtiger ist es also, Ausrüstung zu wählen, die zu deinem Fotogenre und deinen Bedürfnissen passt.

Stell dir immer die Frage, wie praktisch ein neues Ausrüstungsstück für dich tatsächlich ist.

Nur weil etwas das teuerste oder 'beste' auf dem Markt ist, heißt das nicht, dass es auch das Beste für dich ist.

Lass dich also nicht von den Preisschildern blenden, sondern überlege genau, was du wirklich brauchst und wie es deine Fotografie unterstützen kann.

 

4. Selbst die teuerste Ausrüstung macht dich nicht zu einem guten Fotografen

Selbst die teuerste Ausrüstung der Welt macht dich alleine stehend nicht zu einem guten Fotografen.

Natürlich macht es Spaß mit neuem Equipment herumzuspielen. Aber verbessert es wirklich unsere Fotos? Meistens ist die Antwort leider Nein.

Gute Fotos kommen aus dem Herzen und dem Auge des Fotografen, und nicht aus der Geldbörse! Sie entstehen durch Skills und Fähigkeiten, die man sich nur durch Erfahrung aneignen kann.

Die Ausrüstung ist „nur“ ein Werkzeug, das deine Fotos vielleicht technisch ein wenig besser machen kann. Oft sind das aber nur kleinste Details, wie zum Beispiel Unschärfen an den Rändern, die einem normalen Betrachter wahrscheinlich gar nicht auffallen, besonders nicht bei der Bildgröße, die wir hier im Internet sehen.

Trotzdem kann es manchmal sinnvoll sein, Geld in Ausrüstung zu investieren. Aber dann vielleicht nicht in die Masse, in noch mehr Equipment.

Es ist zum Beispiel klüger in ein einziges hochwertiges und vernünftiges Objektiv zu investieren, statt Geld für drei mittelmäßige Objektive auszugeben.

Ich frage mich bei jedem Kauf, was mir das neue Gerät an Mehrwert bringt.

Brauche ich vielleicht ein lichtstärkeres Objektiv, um besser in dunklen Umgebungen fotografieren zu können? Brauche ich mehr Brennweite, um noch weiter entfernte Tiere ablichten zu können?

Fehlt mir etwas, um Fotos zu machen, die ich mit der bisherigen Ausrüstung nicht realisieren konnte?

Wenn ich diese Fragen mit Ja beantworten kann, dann investiere ich gezielt in neue Ausrüstungsgegenstände.

Sehr häufig ist die Antwort allerdings auch Nein. Der Mehrwert des neuen Geräts wäre einfach nicht gegeben.

Dazu neigen wir als Fotografen auch oft dazu, ein Motivationsloch mit neuen Investitionen in unsere Ausrüstung zu stopfen.

Wir sind dann schnell dabei uns einzureden, dass wir viel bessere Fotos machen könnten, wenn wir nur diese und jene Kamera oder Objektiv hätten.

Dann stellt sich aber immer häufiger heraus, dass es eigentlich eine völlig sinnlose Ausgabe war und du nach einem sehr kurzen Motivationsboost weiterhin wenig Lust auf die Fotografie hast.

Inzwischen verzichte ich darauf, dem Haben-Wollen-Virus nachzugeben und schaue lieber nach sinnvollen Ergänzungen meiner Ausrüstung.

Und außerdem habe ich gelernt, dass es völlig normal ist, auch mal eine Auszeit von der Fotografie zu haben.

 

5. Die Bildbearbeitung ist untrennbarer Teil der Fotografie

Es gibt tatsächlich immer noch Fotografen, die behaupten, dass man seine Bilder nicht bearbeiten dürfte.

Sie argumentieren, das sei Cheating und würde das Foto unrealistisch machen. Zudem wird gerne behauptet, dass man früher seine Fotos ja auch nicht bearbeitet hätte.

Das ist allerdings völlig falsch und wirklich ein schwaches Argument.

Ich sehe die Fotobearbeitung als ein wesentliches Werkzeug, unser digitales Fotolabor. Denk mal an die analoge Fotografie zurück.

Viele bekannte Fotografen haben ihre Bilder damals in ihrer eigenen Dunkelkammer entwickelt.

Niemand wäre auf die Idee gekommen, seine Bilder einfach nur in einem großen Massenlabor entwickeln zu lassen.

Heutzutage ist für uns Lightroom oder Photoshop unsere kleine Dunkelkammer. Ich möchte meine Fotos selber entwickeln und diesen Prozess keinem Algorithmus in der Kamera überlassen.

Aber eines sollte klar sein: Die Fotobearbeitung rettet keine kaputten Fotos. Wenn ein Foto technisch defekt ist – zum Beispiel verwackelt oder unscharf – dann hilft auch das beste Programm nur bedingt.

Luminar macht hier zwar große Fortschritte und leichte Unschärfe kannst du sogar noch korrigieren*. Aber ein technisch schwaches Foto kannst du trotzdem nicht immer retten.

Auch wenn der Bildaufbau eine Katastrophe ist, kann Fotobearbeitung daraus kein Award-Winning Foto machen.

Die Bildbearbeitung ist ein fantastisches Werkzeug, um gute Fotos in eine bessere Version zu entwickeln und um den eigenen Stil sowie die Kreativität auszuleben.

Es ist allerdings kein Zauberstab, um aus schlechten Fotos gute zu machen.

Seine Fotos nicht zu bearbeiten, wäre jedoch wie ohne Gewürze zu kochen. Klar, die Grundzutaten müssen stimmen, aber um ein wirklich leckeres Gericht zu zaubern, brauchst du Gewürze.

In der Fotografie sind die Bildelemente, die du mit der Kamera aufnimmst, die Grundzutaten. Die Bildbearbeitung hingegen ist die Würze.

Sie gehört einfach dazu und ist ein untrennbarer Teil der Fotografie.

Natürlich kannst du diesen Teil auch abgrenzen. Viele Kameras bieten Bildprofile für JPG-Bilder an, sodass du direkt aus der Kamera ein "fertiges" Bild bekommst.

Das bedeutet aber nicht, dass nicht bearbeitet wurde. Du hast diesen Schritt einfach von der Kamera erledigen lassen, die die von dir vorgegebenen Bildeinstellungen auf das Foto anwendet und es direkt in das JPG einbrennt.

 

6. Jeder interessiert sich nur für das Foto, nicht die Arbeit davor oder danach

Die meisten Menschen interessieren sich nur für das fertige Foto, nicht für die Arbeit, die davor oder danach anfällt.

Als Fotograf weißt du aber natürlich, dass auch eine Vorbereitungsphase dazu gehört.

Dies umfasst die Standortsuche, eventuell das Casting eines Modells, die Entwicklung einer Idee und das Schaffen einer lebendigen Atmosphäre am Set.

Dies sind nur einige der Aufgaben, die ich vor dem eigentlichen Shootingtag erledigen muss.

Das allein kann schon Tage oder sogar Wochen in Anspruch nehmen, abhängig davon, wie komplex das Projekt ist.

Dann kommt der Shootingtag, an dem alles, was ich geplant habe, zusammenkommen muss.

Hier zählt jedes Detail, und oft steht man unter enormem Druck, alles richtig zu machen. Zweite Chancen gibt es selten.

Eine Hochzeit, der erste Kuss des Brautpaars oder anschneiden der Torte findet eben nur einmal statt.

Aber das ist noch lange nicht das Ende der Geschichte. Nach dem Shooting beginnt die Nachbearbeitung.

Dies beinhaltet das Auswählen der besten Aufnahmen, das Zuschneiden, Retuschieren und das Bereitstellen der endgültigen Bilder – manchmal in mehreren Formaten und Größen.

Und falls das Projekt auch Videomaterial umfasst, vervielfacht sich die Arbeit.

Was viele nicht sehen, ist, dass ich als Fotograf auch der CEO meines eigenen kleinen Unternehmens bin.

Ich kümmere mich um Marketing, Angebote, Kostenvoranschläge, Recherche und Vorbereitungen. Eines der schwierigsten Dinge dabei ist die Buchhaltung.

Ich gebe zu, dass meine Fähigkeiten in Buchhaltung nicht der Grund waren, warum ich Fotograf geworden bin.

Die Arbeit eines Fotografen ist also weit mehr als nur "Kamera richten und abdrücken".

Für die meisten Menschen ist das aber egal. Für sie zählt nur ob du am Ende ein gutes Foto gemacht hast oder nicht.

Ich will auch gar nicht jammern. Das ist einfach Teil der Aufgaben als Fotograf.

Ich will dir aber den Einblick geben, dass du deutlich mehr tun und arbeiten wirst, als Leute dir tatsächlich zurechnen oder dir Anerkennung dafür geben.

 

7. Die bekanntesten Fotografen sind nicht immer die Besten

In der Welt der Fotografie herrscht ein unbesprochenes Missverständnis: dass die bekanntesten Fotografen auch die besten seien.

Die unbequeme Wahrheit ist aber: Talent allein bringt dich nicht an die Spitze.

Geschäftssinn und gutes Marketing ist der viel entscheidendere Faktor, mit viel mehr Einfluss darüber, wer in der Branche erfolgreich ist und wer nicht.

Ich habe festgestellt, dass Fotografen, die ein gutes Verständnis für das Geschäftliche haben, in der Regel finanziell erfolgreicher sind als jene, die sich nur auf ihr Talent verlassen.

Es geht nicht nur darum, atemberaubende Bilder zu erschaffen; es geht auch darum, zu wissen, wie man diese Bilder vermarktet, den eigenen Wert kennt und entsprechende Jobs an Land zieht.

In meiner eigenen Erfahrung habe ich gelernt, dass man genauso viel Zeit in die geschäftliche Seite der Fotografie investieren sollte, wie in die Verbesserung der fotografischen Fähigkeiten.

Denn die untrainierten Augen von “Nicht-Fotografen” erkennen in der Regel keinen großen Unterschied zwischen guter und großartiger Fotografie.

Große Fotografen wie Peter Lindbergh oder Richard Avedon haben ihre Fähigkeiten ständig geschliffen und verfeinert.

Sie wussten, dass nicht alles, was gemacht werden kann, auch gemacht werden sollte.

Ihr Erfolg lag nicht nur in ihrer kreativen Vision, sondern auch in ihrem tiefen Verständnis des Marktes und ihrer Fähigkeit, sich geschäftlich richtig zu positionieren.

Also, wenn du als Fotograf erfolgreich sein möchtest, solltest du nicht nur deine technischen Fähigkeiten verbessern, sondern auch dein Geschäftswissen.

Es ist ein ständiger Lernprozess, der entscheidet, ob du als ein weiterer Fotograf in der Masse untergehst oder ob du zu den Namen gehörst, die in der Fotografiegeschichte verewigt werden.

 

 
Timo Nausch