3 Tipps: Licht für Fotografie lesen lernen
Als Fotograf ist Licht einer der wichtigsten Bestandteile deines Fotos. Daher ist es auch Elementar wichtig Licht lesen zu können. Hier sind alle Erkenntnisse zu Licht, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe.
1. Erkenne die Qualität deines Lichts
Die Qualität des Lichts beschreibt, ob das Licht weich oder hart ist. Das hat nichts mit der Helligkeit zu tun, sondern damit, wie das Licht auf dein Motiv trifft.
Weiches Licht ist sanft und gleichmäßig. Es erzeugt weiche Übergänge zwischen Licht und Schatten, mit wenig Kontrast.
In der Natur haben wir das vor allem an grauen Tagen: Die Wolken wirken wie ein riesiger Diffusor, der das Licht streut und alles weich und flächig erscheinen lässt. Weiches Licht eignet sich hervorragend für Porträts, weil es Hautunreinheiten mildert und ein Gefühl von Zärtlichkeit und Harmonie vermittelt. Es eignet sich auch dazu, die Farben in einer Szene zu betonen oder eine romantische Atmosphäre zu schaffen.
Hartes Licht hingegen ist direkt und intensiv. Es erzeugt starke, klar definierte Schatten und hohe Kontraste. Dieses Licht ist dramatisch und kraftvoll.
Es eignet sich hervorragend, um Strukturen und Texturen hervorzuheben oder um ein Motiv stark in den Vordergrund zu stellen. Hartes Licht findest du meist in der Mittagssonne oder wenn das Licht durch enge Öffnungen wie Bäume oder Gebäude fällt. Es kann eine Szene spannungsreich und dynamisch wirken lassen.
In der Natur nutzt du einfach die Gegebenheiten: Suche an sonnigen Tagen Schattenbereiche auf, um weiches Licht zu finden, oder nutze die tiefstehende Sonne am Morgen oder Abend für eine sanfte Beleuchtung.
In einem Studio kannst du mit Diffusoren wie Softboxen oder Schirmen arbeiten, um hartes Licht weicher zu machen. Umgekehrt kannst du mit fokussierten Lichtquellen wie Spotlights hartes Licht erzeugen.
Ein praktischer Tipp: Beobachte dieselbe Szene zu unterschiedlichen Tageszeiten. Du wirst merken, wie sich die Lichtqualität verändert – von weich und diffus am Morgen bis hin zu hart und kontrastreich zur Mittagszeit. Diese Beobachtungen helfen dir, ein Gefühl für das Licht zu entwickeln und es bewusst in deiner Fotografie einzusetzen.
2. Verstehe die Richtung des Lichts
Licht ist nicht nur hell oder dunkel, weich oder hart – es kommt auch aus verschiedenen Richtungen. Und diese Richtung macht einen riesigen Unterschied in deinen Fotos.
Frontlicht ist das Licht, das direkt von vorne auf dein Motiv fällt. Es beleuchtet alles gleichmäßig und minimiert Schatten.
Das eignet sich super, wenn du klare, detailreiche Porträts machen willst. Es wirkt freundlich und offen, aber manchmal auch ein wenig flach, weil es an Tiefe fehlt. Wenn du also ein Bild mit viel Dramatik oder Stimmung willst, ist Frontlicht nicht immer die beste Wahl.
Seitenlicht hingegen ist mein persönlicher Favorit. Es kommt - wie der Name schon sagt - von der Seite und erzeugt klare Schatten und helle Lichtpartien. Dadurch entsteht Tiefe und Dreidimensionalität in deinen Fotos.
Es ist perfekt, um Texturen und Strukturen hervorzuheben – sei es die raue Oberfläche einer Mauer oder die feinen Gesichtszüge eines Porträts. Seitenlicht verleiht deinen Bildern eine gewisse Spannung und Dramatik, die sie besonders interessant macht.
Gegenlicht ist eine weitere spannende Option. Hier kommt das Licht von hinten und kann entweder wunderschöne Silhouetten erzeugen oder einen traumhaften Glow um dein Motiv legen.
Gegenlicht ist besonders während der goldenen Stunde oder im Winter effektvoll, wenn die Sonne tief steht. Das Licht ist dann weich genug, um schöne Effekte zu erzeugen, ohne zu viel Kontrast zu schaffen.
Im Sommer hingegen steht die Sonne mittags zu hoch, und das Licht wirkt flach und weniger interessant. Dann wirft das Licht harte Schatten unter Augen und Nase. Daher hat auch die Jahreszeit eine große Auswirkung auf die Richtung deines Lichtes. Wintersonne ist auch zur Mittagszeit viel weicher und dreidimensionaler, als die im Zenit stehende Sommersonne.
Draußen hast du aber auch selten Kontrolle über das Licht, aber du kannst lernen, es zu lesen. Beobachte, aus welcher Richtung das Licht kommt, und positioniere dein Motiv oder dich selbst entsprechend.
3. Die Farbe des Lichtes erzeugt Emotionen
Licht ist nicht einfach nur hell oder dunkel – es hat Farben, die deine Fotos auf eine ganz besondere Art und Weise beeinflussen. Wenn du lernst, die Farbe des Lichts zu lesen, kannst du nicht nur natürlichere Bilder machen, sondern auch gezielt Stimmungen erzeugen.
Zuerst einmal: Licht ist nie einfach nur weiß. Je nach Quelle und Tageszeit hat es unterschiedliche Farbtöne.
Warmes Licht, wie das goldene Licht bei Sonnenaufgang oder -untergang, wirkt gemütlich und nostalgisch. Es fühlt sich an wie eine Umarmung für dein Foto.
Kühles Licht hingegen, wie die bläulichen Töne im Schatten oder unter LED-Lampen, vermittelt Ruhe oder Distanz. Es kann deinen Bildern eine fast schon surreale Atmosphäre verleihen.
Auch in Innenräumen variiert das Licht stark. Glühbirnen erzeugen ein warmes, orangefarbenes Licht, während Neonröhren eher kühlere, manchmal sogar leicht grünliche Töne abgeben.
Diese Unterschiede werden in Kelvin gemessen. Warmes Licht hat niedrigere Kelvin-Werte, wie Kerzenlicht mit etwa 1.500K. Kühles Licht hat höhere Werte, wie der blaue Himmel mit bis zu 10.000K.
Das verwirrende daran: In Lightroom wird dir die Farbtemperatur andersherum angezeigt. Ein Farbtemepraturwer in Lightroom ist bei 2.000 extrem blau. Bei 50.000 dann extrem warm und orange. Warum das so ist? Das kann ich dir leider auch nicht erklären.
Deine Kamera hat aber eine Weißabgleich-Einstellung, die dir hilft, diese Unterschiede auszugleichen. Du kannst die Farben natürlicher wirken lassen oder kreativ damit spielen, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen.
Zum Beispiel kannst du die warmen Töne eines Sonnenuntergangs verstärken, um ihn noch magischer wirken zu lassen. Oder du nutzt die kühlen Töne einer verschneiten Landschaft, um eine traumhafte Atmosphäre zu schaffen.
Wenn du in gemischten Lichtverhältnissen arbeitest, hast du meist die größten Schwierigkeiten.
Angenommen, du fotografierst in einem Raum mit natürlichem Licht aus dem Fenster und künstlichem Licht von einer Lampe. Die Mischung aus warmen und kühlen Tönen kann einzigartig aussehen, aber sie wirkt auch schnell unausgewogen.
Mein Tipp: Fotografiere im RAW-Format. So kannst du später in der Nachbearbeitung Unstimmigkeiten korrigieren und die Farben harmonisch abstimmen.
Farben haben auch eine psychologische Wirkung. In westlichen Kulturen verbinden wir Rot mit Leidenschaft, Hitze oder Aggression, während Blau Ruhe, Melancholie oder Stärke ausdrückt.
Das ist Teil der Farbtheorie, die ein eigenes Feld in der Fotografie ist über die man lernen kann. Wenn du verstehst, wie Farben wirken und woher sie kommen, hast du ein mächtiges Werkzeug in der Hand, um deine Fotos gezielt zu gestalten.
Es braucht Zeit, um die Farbe des Lichts wirklich zu verstehen und bewusst einzusetzen. Sobald du es beherrschst, hast du die volle Kontrolle über deine Bilder. Jede Sekunde, die du in das Lernen investierst, zahlt sich aus.
Licht interagiert auf so viele Arten mit der Welt – und je besser du es lesen kannst, desto mehr Geschichten kannst du mit deinen Fotos erzählen.