Schwarz-Weiß Fotografie: In der Kamera oder Nachbearbeitung?

 

Sollte man Schwarz-Weiß Fotos besser in der Kamera aufnehmen oder einfach in der Nachbearbeitung einstellen?

Das ist eine Frage die ich immer wieder gestellt bekomme, da viele Kameras die Möglichkeit haben, direkt im Gerät Schwarz-Weiß Aufnahmen zu machen.

Aber kann man diese Frage überhaupt abschließend beantworten?

 

Wie nimmt deine Kamera überhaupt ein Schwarz-Weiß Foto auf?

Die Wahrheit ist, dass moderne Digitalkameras immer ein Farbfoto aufnehmen, auch wenn du im Schwarz-Weiß-Modus fotografierst.

Wenn du also ein Schwarz-Weiß-Foto machst, wandelt die Kamera das Bild einfach von Farbe in Schwarz-Weiß um.

Das bedeutet, selbst wenn du RAW fotografierst und dein LCD-Bildschirm ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt, zeigt jeder RAW-Konverter wie Lightroom oder ACR ein Farbbild an - weil die zugrundeliegenden Daten des Fotos in Farbe sind.

Viele Kameras erlauben es dir, sowohl RAW- als auch JPEG-Versionen desselben Bildes aufzunehmen. Selbst wenn du RAW fotografierst, zeigt dir dein LCD-Bildschirm dann, wie das Bild in Schwarz-Weiß aussehen wird.

Im Grunde genommen macht es aber keinen großen Unterschied, ob du das Foto direkt in Schwarz-Weiß aufnimmst oder es erst in der Nachbearbeitung umwandelst.

Fast alle Kameras nehmen von vornherein ein Farbfoto auf und du veränderst einfach nur den Schritt, in dem das Bild in Schwarz-Weiß umgewandelt wird.

Die zugrunde liegenden Daten bleiben gleich, was bedeutet, dass das Endergebnis ähnlich ist, egal ob du die Umwandlung in der Kamera oder später am Computer vornimmst.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: die Leica M-Monochrom. Diese Kamera benötigt keine Farbfilter für einzelne Pixel und berechnet die Helligkeitswerte direkt, was bedeutet, dass du echte Schwarz-Weiß-Bilder im RAW-Format erhältst.

Das Problem ist: Diese Kamera ist sehr teuer und hat einen sehr schmalen Einsatzbereich. Für die meisten Fotografen ist das keine Option.

Ich persönlich sehe außerdem keinen großen Unterschied zwischen einem Bild, das mit einer Leica M-Monochrom aufgenommen wurde, und einem Bild, das später in Schwarz-Weiß umgewandelt wurde.

Manche Leute behaupten, sie könnten den Unterschied sehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt oder ob es nur Einbildung ist, weil sie wissen, dass das Bild mit einer teuren Kamera aufgenommen wurde.

Letztendlich sind die meisten Kameras nur in der Lage, Farbfotos aufzunehmen, und es spielt keine große Rolle, ob du das Bild direkt in Schwarz-Weiß aufnimmst oder es später umwandelst.

 

Der Schwarz-Weiß Modus der Kamera ist trotzdem ein Vorteil

Ich finde, es ist trotzdem ein Vorteil, den Schwarz-Weiß-Modus an der Kamera zu nutzen. Auch wenn du eigentlich immer noch ein Farbfoto aufnimmst, zeigt dir die Kamera die Vorschau des Bildes in Schwarz-Weiß an.

Besonders moderne spiegellose Systemkameras können das, da sie Farbprofile direkt auf dem Display anzeigen. Dies ist bei fast jeder Kamera der Fall, die in den letzten zehn Jahren herausgekommen ist.

Ein gutes Schwarz-Weiß-Foto lebt von einem starken Kontrast aus Helligkeit und Dunkelheit und von einem guten Spiel aus Licht und Schatten.

Wenn du die Welt in Farbe siehst, ist das manchmal nicht so einfach. Farbkontraste wie eine gelbe Jacke vor einer Hauswand sind in Farbe deutlich sichtbar.

Wenn du das Bild jedoch in Schwarz-Weiß umwandelst, können diese Kontraste verschwinden, da die Farbtöne in Graustufen ähnlicher aussehen.

Wenn du das Bild direkt auf dem Display der Kamera in Schwarz-Weiß siehst, bekommst du sofort ein Feedback, wie dein Bild in Schwarz-Weiß aussehen wird.

Dies macht es viel einfacher, in Schwarz-Weiß zu fotografieren, weil du schon beim Fotografieren sehen kannst, wie dein Bild wirken wird. Du musst nicht erst auf die Nachbearbeitung warten, um zu verstehen, wie dein Kontrast und deine Licht-Schatten-Spiele aussehen.

Selbst wenn du immer noch Farbdaten aufnimmst, macht es einen Unterschied, in Schwarz-Weiß zu fotografieren.

Es ist offensichtlicher und leichter zu verstehen, wie dein Bild am Ende aussehen wird. So lernst du schneller, gute Schwarz-Weiß-Fotos zu machen.

Du kannst direkt sehen, ob der Kontrast und die Helligkeit stimmen oder ob du etwas an der Szene ändern musst. Das direkte Feedback hilft dir somit, bessere Entscheidungen beim Fotografieren zu treffen.

So wirst du unterm Strich auch schneller ein Gefühl für die monochrome Fotografie bekommen und schneller lernen, welche Szenen gut aussehen und welche Fotos sich eher nicht lohnen.

 

So fotografiere ich meine Schwarz-Weiß Fotos

Du hast es wahrscheinlich schon rausgehört, aber ich stelle meine Kamera immer in den Schwarz-Weiß Modus ein, wenn ich monochrom fotografieren will.

Das macht es schlichtweg einfacherer, sich das fertige Foto vorstellen zu können. Ich muss mir das fotografieren ja nicht unnötig schwer machen.

Trotzdem nehme ich meine Fotos im RAW-Format auf. Auch wenn mein Display die Bilder in Schwarz-Weiß zeigt, sehe ich beim Importieren in Lightroom immer noch Farbfotos.

Dort ändere ich dann das Profil von Farbe auf Schwarz-Weiß. Das geht ziemlich einfach, indem ich die Einstellung für ein Foto ändere und diese dann auf alle anderen Fotos synchronisiere.

Ein Vorteil vom Fotografieren in RAW ist die Flexibilität bei der Nachbearbeitung. JPEG-Dateien lassen sich nicht so gut bearbeiten wie RAW-Dateien. Deswegen fotografiere ich nicht in JPEG, auch wenn die Dateien direkt in Schwarz-Weiß importiert werden würden.

Für mich gehört die Nachbearbeitung einfach dazu, da ich jedes meiner Fotos ein wenig anpasse. Mit RAW-Dateien habe ich mehr Spielraum, das Licht und die Kontraste genau so zu gestalten, wie ich es möchte.

Manchmal ist es sogar praktisch, die Farbdaten noch zu haben. Einige Fotos wirken in Farbe auch gut und so kann ich sie theoretisch zweimal bearbeiten – einmal in Farbe und einmal in Schwarz-Weiß.

Deshalb stelle ich meine Kamera auf Schwarz-Weiß ein, nehme aber immer RAW-Dateien auf. Diese importiere ich dann in Farbe und wandle sie anschließend in Schwarz-Weiß um.

Ich habe verschiedene Presets und Bearbeitungsstile, die ich auf meine Schwarz-Weiß-Fotos anwende. So entwickle ich das Bild weiter, bis es fertig ist und bereit für Social Media oder andere Zwecke.

 
 

 
Timo Nausch