Diese Fokus Einstellungen nutze ich für Streetfotografie

 
Fokus Streetfotografie

Warum du meine Fokuseinstellungen nicht einfach blind kopieren solltest

Lass uns mal über die Fokuseinstellungen reden, die ich für die Streetfotografie benutze.

Das Interessante ist, ich verwende diese Einstellungen eigentlich für fast alle Arten der Fotografie, aber mein Herz gehört ja wirklich der Streetfotografie.

Wichtig ist aber, dass du nicht einfach blind die Einstellungen von anderen Fotografen kopieren solltest. Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigene Herangehensweise, nicht wahr?

Deshalb möchte ich dir nicht nur sagen, wie ich meine Kamera einstelle, sondern auch warum ich das so mache.

So kannst du selbst entscheiden, ob diese Einstellungen für dich Sinn machen und ob du sie in deine eigene Fotografie integrieren möchtest.

Also, zuerst einmal: Warum diese Einstellungen? In der Streetfotografie geht es oft um Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit. Du siehst eine Szene, einen Moment, und zack – du musst bereit sein, ihn einzufangen.

Meine Einstellungen sind also darauf ausgerichtet, mir zu helfen, schnell und effektiv zu fokussieren, ohne viel am Objektiv oder den Kameraeinstellungen herumfummeln zu müssen.

Wenn du die Einstellungen Live an meiner Kamera nachverfolgen möchtest und mehr Bilder sehen willst, schau dir gerne mein Youtube Video zu dem Thema an!

Diesen Fokus Modus nutze ich für Streetfotografie

Ich benutze eine Sony A7 III, und mein Go-to-Modus für den Autofokus ist AF-C, das steht für 'continuous' oder auf Deutsch 'kontinuierlicher Autofokus'.

Ich weiß, dass jeder Kamerahersteller da seine eigene Bezeichnung hat, also schau mal, wie das bei deinem Modell heißt.

Fokus Modus AF-C

Warum ich den kontinuierlichen Autofokus liebe? Ganz einfach: In der Streetfotografie passiert alles so schnell. Die Leute bewegen sich, ich bewege mich, und die Szenen ändern sich im Bruchteil einer Sekunde.

Mit dem AF-C bleibt meine Kamera immer am Ball. Sie justiert den Fokuspunkt dauerhaft nach, und das ist super, weil ich so keine Momente verpasse weil der Fokus nicht richtig eingestellt ist.

Natürlich gibt's auch den Single-Shot-Autofokus, aber der ist für mich wie das genaue Gegenteil.

Stell dir vor, du fokussierst auf etwas, und in dem Moment, wo du den Auslöser drückst, hat sich dein Motiv schon wieder bewegt – ärgerlich, oder? Da muss man dann wieder neu fokussieren, und in der Zwischenzeit ist der Moment vielleicht schon vorbei.

Außerdem fotografiere ich total gerne mit Festbrennweiten, am liebsten mit Teleobjektiven wie dem 85 mm. Und weil ich auch noch gerne mit offener Blende arbeite – bei meiner Sony zum Beispiel mit Blende 1.8 –, habe ich eine ziemlich geringe Schärfentiefe.

Das bedeutet, dass sich der Fokusbereich super schnell verändern kann. Da ist der kontinuierliche Autofokus für mich einfach ein Game Changer.

Seit ich den AF-C benutze, habe ich viel bessere Ergebnisse erzielt, als mit dem Single-Shot-Autofokus. Vor allem in der Streetfotografie, wo es oft auf Millisekunden ankommt, ist das ein echter Vorteil.

Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich dank des AF-C atemberaubende, lebendige Bilder eingefangen habe, die ich mit Single-Shot vermutlich verpasst hätte.

Stell dir vor, du bist in der Stadt unterwegs, überall Bewegung, Farben, Leben. Du siehst eine interessante Person, ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten, oder eine unerwartete, flüchtige Szene – genau in solchen Momenten zeigt der kontinuierliche Autofokus seine Stärken.

Er hält mit dem Tempo der Straße Schritt, passt sich dynamisch an und erfasst jedes Detail scharf und klar. Das ist wie Magie!

Der kontinuierliche Autofokus gibt mir die Freiheit, mich auf den Bildaufbau und das Einfangen des Moments zu konzentrieren, ohne mir Sorgen um den Fokus machen zu müssen.

Welchen Fokus Bereich nutze ich für Streetfotografie?

Wenn der Fokus Modus das “Wie” ist, wie deine Kamera fokussiert, dann ist der Fokus Bereich das “Wo” fokussiert werden soll.

In fast allen meinen Aufnahmen setze ich auf den flexiblen Autofokuspunkt, genauer gesagt auf die Größe L.

Klar, es gibt auch M und S, aber für meine Bedürfnisse in der Streetfotografie ist L einfach perfekt.

Stell dir das so vor: Auf meinem Display habe ich diesen flexiblen Fokusbereich, und genau dort sucht und findet meine Kamera immer wieder ihren Fokus.

Jetzt kommt der coole Part: Meine Sony A73 hat ein Touch-Display, und ich habe den Touch-Autofokus aktiviert. Das bedeutet, ich kann einfach auf verschiedene Stellen auf dem Display tippen und – schwupps – der Autofokus springt dorthin, fast wie Zauberei, aber mit einer kleinen Verzögerung von einer halben Sekunde.

Außerdem hat meine Kamera noch einen kleinen Joystick auf der rechten Seite, mit dem ich den Autofokus-Punkt auch superleicht steuern kann.

Ich weiß, bei manchen Kameras, wie zum Beispiel der Sony A6000, ist das ein bisschen umständlicher, da musst du dich erst durch Menüs klicken, aber bei meiner A7 III ist das alles kein Thema.

Der Grund, warum ich das so liebe? Ganz einfach: In der Streetfotografie muss ich oft blitzschnell reagieren. Da zählt jede Sekunde. Ich muss in der Lage sein, meinen Fokuspunkt schnell zu verschieben, um genau den Moment einzufangen, den ich will.

Das Tolle am flexiblen Autofokus mit der Größe L ist, dass er mir genug Spielraum bietet, um kreativ zu sein, aber auch präzise genug ist, um scharfe, detaillierte Bilder zu liefern. Es ist wie eine perfekte Balance zwischen Freiheit und Kontrolle.

Warum nutze ich die anderen Fokusbereich nicht?

Eine Sony kommt ja standardgemäß mit einem weiten Fokusbereich. Warum also nutze ich diesen Modus oder all die anderen Optionen nicht oder nur sehr sehr selten und habe mich für den Fokusspot L entschieden?

Ein weiter Fokusbereich klingt in der Theorie eigentlich auch echt praktisch, da die Kamera den gesamten Bildausschnitt betrachtet und selbst entscheidet, wo der Fokus am besten liegen sollte.

Klingt nach einer zeitsparenden Funktion, oder? Aber in der Praxis, zumindest bei meiner Sony A7 III, führt das oft dazu, dass der Autofokus immer zum Bereich mit dem höchsten Kontrast springt. Das ist aber nicht immer der Punkt, den ich gerade fotografieren möchte.

Stell dir vor, ich nutze diesen weiten Bereich, und die Kamera entscheidet eigenständig.

In zwei von drei Fällen würde ich mich erstmal mit dem Autofokus streiten, weil er einfach nicht dort scharf stellt, wo ich es gerne hätte. So habe ich schon einige Fotos verpasst. Es fühlt sich an wie ein kleiner Wrestlingkampf mit meiner Kamera und das brauche ich nun wirklich nicht wenn ich fotografieren bin!

Dann gibt's da noch den Zone- oder Center-Autofokus. Eigentlich fast dasselbe Problem wie beim weiten Autofokusbereich: Die Kamera hat viele verschiedene Punkte zur Auswahl und springt noch immer zum höchsten Kontrast.

Der zentrale Fokuspunkt ist fast dasselbe wie mein flexibler Fokuspunkt, aber eben viel unflexibler, weil er immer genau in der Mitte des Bildes ist.

Und manchmal will ich eben etwas unten rechts, oben links oder sonst wo fokussieren und nicht immer nur in der Bildmitte.

Dann dachte ich, probiere ich mal den flexiblen Fokusbereich in Größe M oder S. Aber hier hatte ich das Problem, dass es nicht mehr so einfach war, mein Motiv richtig zu tracken, weil ich nur noch einen sehr kleinen Ausschnitt hatte.

Es fühlte sich an, als ob der Fokus auch an sich schlechter wurde. Je kleiner der Fokusbereich, desto weniger der verfügbaren Autofokuspunkte nutzt die Kamera.

Mit dem Fokuspot Größe L habe ich dann den besten Kompromiss gefunden: Die Kamera fokussiert, wo ich möchte, und trifft trotzdem zuverlässig ihren Fokus.

Ein letztes Wort zum Lock-on-Autofokus: Theoretisch wäre der ideal für mich. Er trackt einen bestimmten Bereich im Bildausschnitt, solange ich den Auslöser halb gedrückt halte.

Praktisch braucht meine Kamera dafür aber kontrastreiche Szenen und verliert bei etwas dunkleren Bedingungen schnell den Fokus oder trackt das falsche Motiv.

Kameras mit neuerer oder moderner Technik und Software schaffen das sicherlich etwas besser.

Da ich jedoch derzeit erstmal bei meiner inzwischen bereits etwas älteren A7 III bleibe, werde ich den Lock On Fokus erstmal ebenfalls ignorieren, könnte mir aber vorstellen, dass er mit einer neueren Kamera mein neuer Fokusbereich der Wahl wird.

Warum ich keinen Backbutton Fokus mehr nutze

Wenn du mich schon länger kennst, erinnerst du dich vielleicht an meinen 90 Tage Selbstversuch zum Backbutton Fokus.

Ich war neugierig, denn viele Fotografen schwören darauf. Meine damaligen Eindrücke? Ich verstand die Theorie dahinter, fand aber, dass er für meine Art der Fotografie nicht die erwarteten Vorteile brachte.

Trotzdem wollte ich ihn nach dem Selbstversuch erst einmal beibehalten, hauptsächlich weil ich zu faul war ständig meine Fokusmethode zu ändern und neu verinnerlichen zu müssen.

Jetzt, einige Zeit später, habe ich mich entschieden, wieder zum klassischen Fokus über den Auslöser zurückzukehren.

Warum? Ganz einfach: Der Backbutton-Fokus brachte mir persönlich wie gesagt kaum Vorteile.

Wenn du aber meine Techniken zum unerkannten Fotografieren auf der Straße kennst, dann sagt dir vielleicht das Fotografieren aus der Hüfte etwas.

Bei dieser Methode hängt die Kamera entspannt an meinem Arm, und es ist wirklich schwierig, dabei den Backbutton zu erreichen und präzise zu fokussieren.

Mit nur einem Finger sowohl zu fokussieren als auch auszulösen, ist da deutlich einfacher und intuitiver.

Ständig zwischen den Fokusmethoden zu wechseln, je nachdem, wie ich gerade fotografiere, fand ich zu nervig.

Und da die Vorteile des Backbutton-Fokus für mich nicht überzeugend waren, habe ich beschlossen, ihn nicht weiter zu verwenden und wieder “normal” zu fokussieren.

Manueller Fokus in der Streetfotografie

Wie du siehst setze ich hauptsächlich auf den Autofokus, das sind so 99% der Zeit.

Aber manchmal gibt es diese speziellen Momente, in denen der Autofokus einfach nicht mitspielt.

Du kennst das sicher: Da sind Reflexionen oder andere knifflige Lichtverhältnisse und der Autofokus verliert sich in Details, versteht nicht, worauf ich scharfstellen möchte. In solchen Fällen wechsle ich dann zum manuellen Fokus.

Manueller Fokus ist leider nicht immer so leicht zu nutzen, gerade wenn man mit Offenblende fotografiert und nur kleine Teile des Bildes scharf gestellt werden sollen.

Aber es gibt auch hier einen kleinen Trick: die Fokusvergrößerung. Das ist wirklich ein Gamechanger!

Sobald ich am Fokusring drehe, zoomt das Display digital in den Bildausschnitt rein. So kann ich viel genauer sehen wie sich der Fokus verschiebt und den exakten Bildbereich finden, den ich scharf gestellt haben möchte.

Das Tolle daran? Sobald du auslöst, springt das Bild wieder auf die normale Brennweite zurück.

Es ist also kein dauerhafter digitaler Zoom, der deinen Bildausschnitt beeinflusst. Es hilft nur dabei, den Fokuspunkt besser zu sehen.

Ich finde, manuelle Fokussierung bietet eine großartige Möglichkeit, die Kontrolle über euer Bild zu behalten, besonders in schwierigen Lichtverhältnissen.

Natürlich braucht es etwas Übung, aber sobald man den Dreh raus hat, ist es sehr befriedigend und ermöglicht manche Shots, die mit dem Autofokus eher nicht möglich sind.

Experimentiere also ruhig mal mit dem manuellen Fokus, wenn du das nächste Mal draußen bist und dich dein Autofokus im Stich lässt.


 
Timo Nausch