Timo Nausch

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Besser mit 24 oder 30 Frames pro Sekunde Videos drehen?

Wer einen eigenen Youtube Kanal hat oder generell Video Content erstellt, der hört schnell von der “besten” Framerate. Dabei sind sich viele aber nicht einig, ob man jetzt besser 24 oder doch eher 30 Bilder die Sekunde aufnehmen sollte.

Gibt es da einen sichtbaren Unterschied? Und was nutze ich für meine eigenen Videos? Das schauen wir uns hier genauer an!

Gibt es sichtbare Unterschiede in der Bewegungsunschärfe?

Die Bewegungsunschärfe ist das, was du siehst, wenn sich ein Objekt schnell bewegt und es ein wenig verschwommen aussieht. Dieser Effekt entsteht durch die Belichtungszeit der Kamera. Es gibt eine Regel, die "180-Grad-Regel" genannt wird.

Diese Regel besagt, dass du mit einer Verschlusszeit filmen solltest, die doppelt so lang ist wie deine Bildrate.

Wenn du also mit 24 Bildern pro Sekunde filmst, ist die beste Verschlusszeit 1/48 Sekunde (aufgerundet also 1/50 Sekunde). Bei 30 Bildern pro Sekunde ist die Verschlusszeit 1/60 Sekunde.

Diese Regel kommt aus den Tagen der alten Filmkameras, wo eine rotierende Scheibe das Licht auf den Filmstreifen ließ. Wenn die Scheibe zur Hälfte offen war, entsprach das einer 180-Grad-Drehung, was zu der typischen Bewegungsunschärfe führte, die wir als angenehm und natürlich empfinden.

Wenn du 24p mit einer Verschlusszeit von 1/50 Sekunde und 30p mit einer Verschlusszeit von 1/60 Sekunde aufnimmst, wirst du feststellen, dass die Bewegungsunschärfe in beiden Fällen nahezu identisch ist.

Das bedeutet, dass der Unterschied zwischen 24p und 30p nicht in der Bewegungsunschärfe liegt, sondern in den zusätzlichen sechs Bildern pro Sekunde, die du bei 30p erhältst.

Interessant wird es, wenn du die Verschlusszeit weiter erhöhst. Wenn du eine sehr kurze Verschlusszeit verwendest, zum Beispiel 1/100 oder schneller, verschwindet die Bewegungsunschärfe fast vollständig.

Dadurch sehen deine Videos dann etwas ruckartiger und unnatürlicher aus, weil jedes Bild wie eingefroren wirkt.

Das gilt unabhängig davon, ob du mit 24p oder 30p filmst.

Es fühlt sich an, als würdest du eine Serie von Standbildern ansehen, was manche Augen ermüden kann und den Zuschauer aus dem Filmgeschehen herausreißt.

Ehrlicherweise fällt mir so etwas aber nur auf, wenn ich mir die Bilder Frame für Frame anschaue und nicht wenn ich ein flüssiges Video laufen lasse.

Das gleiche Prinzip gilt auch für Zeitlupenaufnahmen. Wenn du die Verschlusszeit zu stark erhöhst, selbst wenn du mit hohen Bildraten filmst und das Material später verlangsamst, sehen die Aufnahmen immer noch ruckartig aus.

Um die Ausgangsfrage aber zu beantworten: Es gibt keinen sichtbaren Unterschied in der Bewegungsunschärfe zwischen 24p und 30p. Der Hauptunterschied kommt durch die von dir genutzte Verschlusszeit und die kannst du unabhängig deiner Bildrate einstellen.

Wie dein Videostil die Aufnahmen beeinflusst

Ich habe verschiedene Aufnahmen gemacht, um die Unterschiede zu testen. Dabei habe ich Aufnahmen von einem Stativ, im Vlog-Stil, Schwenkaufnahmen aus der Hand und andere handgeführte Aufnahmen gemacht.

Wenn du Vlog-Stil-Videos drehst, also viel Bewegung und handgeführtes Wackeln hast, kann 24p ein wenig schwindelerregend wirken.

Meine Freundin hat sich meine Aufnahmen angesehen, ohne zu wissen, welche in 24p und welche in 30p gedreht wurden.

Sie sagte sofort, dass sie die 24p-Aufnahmen unangenehmer findet. Das lag daran, dass die 24p-Aufnahmen bei schnellen Bewegungen und Drehungen unruhiger wirken.

Wenn du also Vlog-Stil-Videos für YouTube machst, sieht 30p oft ein wenig besser aus. Der Hintergrund ist weniger verwirrend, und es gibt weniger Ruckeln. Das macht das Ansehen angenehmer.

Bei Stativaufnahmen und langsamen Schwenks ist der Unterschied weniger auffällig. Sowohl 24p als auch 30p sehen gut aus.

Allerdings fällt bei 30p jede kleine Bewegung oder Erschütterung mehr auf. Daher musst du hier bei 30p präziser arbeiten, um glatte Aufnahmen zu erhalten.

Bei der Aufnahme von Personen habe ich bemerkt, dass die 24p-Aufnahmen eine schöne, filmische Qualität haben. 30p sieht auch gut aus, aber 24p wirkt mehr wie ein “richtiger” Film.

30p bietet jedoch eine klarere Darstellung, fast wie ein Fenster in die Realität.

Der Unterschied ist jedoch auch hier eher gering und nichts, dass man deutlich spürt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bildwiederholfrequenz deines Bildschirms. Bei 24p-Aufnahmen auf einem 60-Hertz-Monitor gibt es einen sogenannten 2-3-Pull-Down-Effekt, der leichtes Ruckeln verursachen kann.

Bei 30p-Aufnahmen auf demselben Monitor tritt dieser Effekt nicht auf und die Wiedergabe ist flüssiger.

Schau dir gerne das Intro von diesem Video hier an. Du wirst dort verschiedene Aufnahmen in 30p finden, von Slow-Motion über statische Aufnahmen bis hin zu schnellen Bewegungen:

Der größte Unterschied - Slow Motion

Wenn es um Slow Motion geht merkst du den größte Unterschied zwischen 24p und 30p.

Slow Motion wird häufig mit 120 Bildern pro Sekunde (120p) gefilmt. Einige Kameras können aber “nur” mit 60 Bildern pro Sekunde (60p) für Slow Motion arbeiten.

Danach passt man die Geschwindigkeit des Videos an, sodass es in 24p oder 30p abgespielt wird.

Ein Video, das mit 120p gefilmt wurde, kann in einer 30p-Zeitleiste mit nur 25% der ursprünglichen Geschwindigkeit abgespielt werden. Dadurch entstehen flüssige Aufnahmen ohne Ruckeln, weil keine Bilder pro Sekunde fehlen.

Manche Kameras können Slow-Motion-Aufnahmen direkt erstellen, aber das gibt weniger Flexibilität bei der Bearbeitung und wird daher selten genutzt.

Mit einer 24p-Zeitleiste kannst du deine Aufnahmen noch langsamer machen als in einer 30p-Zeitleiste. Das liegt daran, dass du weniger Bilder pro Sekunde benötigst, um ein flüssiges Bild zu erhalten.

Wenn du also besonderen Wert auf Slow Motion legst, ist hier der größte Unterschied zwischen 24p und 30p zu sehen.

Ein Bonustipp: In Deutschland sind Kameras standardmäßig auf PAL eingestellt. Das ist der europäische Standard, der meist nur Aufnahmen in 25p, 50p und 100p ermöglicht.

Ich stelle jede meiner Kameras auf den NTSC-Modus um. Das geht direkt in den Kameraeinstellungen. Dieser Modus schaltet die Bildraten 24p, 30p und für Slow Motion 60p oder 120p frei.

Da im NTSC-Modus mehr Bilder pro Sekunde aufgenommen werden, macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, den PAL-Modus zu verwenden, auch wenn du in Europa bist.

Was sollte man jetzt nutzen? 24p oder 30p?

Wenn also kaum relevante Unterschiede zwischen den Bildraten sichtbar sind, gibt es dann einen klaren Gewinner was man nutzen sollte? Am Ende entscheide ich mich für 30p. Warum?

Erstens, ich mag den klareren Look von 30p. Für mich sieht es einfach besser aus.

Wenn ich mein Material in 30p filme und später in 30p bearbeite, vermeide ich Probleme beim Mischen von Aufnahmen. Unterschiedliche Bildraten in einer Zeitleiste können nämlich seltsame Effekte verursachen.

Wenn du 24p-Material in einer 30p-Zeitleiste bearbeitest, könnten Ruckler und andere Störungen auftreten.

Es ist also besser, die gleiche Framerate zu nutzen, in dem du das Video später auch exportierst. Für mich macht es Sinn, alles in 30p zu drehen und zu bearbeiten. So vermeide ich unnötige Probleme.

Ein weiterer Punkt: Ich verkaufe einige meiner Videoaufnahmen auf Stock-Plattformen. Auch hier ist 30p sinnvoller.

Käufer, die mit 30p arbeiten, finden so leichter passendes Material. Auch 24p-Produzenten können 30p-Clips nutzen, indem sie sie entweder verlangsamen oder die zusätzlichen Frames akzeptieren.

Eine 24p-Aufnahme in einer 30p-Zeitleiste sieht hingegen ruckelig aus, weil Frames fehlen. Um meine Verkaufschancen zu maximieren, macht es also auch hier Sinn 30p zu nutzen.

Letztlich hängt aber alles von deinen Vorlieben ab.

Wenn du den Look von 24p magst, dann nutze 24p. Gefällt dir 30p besser, dann bleib bei 30p.

Es gibt keine festen Regeln, die jeder befolgen muss.

Die 180-Grad-Regel kann dir helfen, aber wenn du sie nicht magst, ignoriere sie und nutze eine höhere Verschlusszeit.

Das Wichtigste ist, eine gute Geschichte zu erzählen oder wertvolle Informationen zu vermitteln.

Deine Zuschauer achten nicht auf die Bildrate oder die Verschlusszeit, sie wollen einfach ein gutes Video sehen.

Entscheide also, was für dich am besten funktioniert, und bleib dabei. Du machst weder mit 24p noch mit 30p etwas falsch!


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