3 besorgniserregende Trends in der Fotografie

 

Fotografie ist ein Gebiet, dass sich ständig weiterentwickelt. Logischerweise entstehen dadurch auch immer neue Trends und Themenbereiche. Einige dieser Themen finde ich jedoch inzwischen eher etwas besorgniserregend.

 

1. Unnötiger Fokus auf Ausrüstungs-Upgrades

In der Fotografie-Szene gibt es einen Trend, der mir besonders aufgefallen ist und der mich wirklich nachdenklich macht: Der unnötige Fokus auf Ausrüstungs-Upgrades.

Manchmal scheint es, als ob das ganze Gespräch rund um Fotografie nur noch darum geht, welche Kamera oder welches Objektiv man als Nächstes kaufen sollte.

Das Marketing der großen Kamerahersteller ist so mächtig geworden, dass wir ständig das Gefühl haben, unsere Ausrüstung aufrüsten zu müssen, um bessere Fotos zu machen. Aber das stimmt nicht wirklich.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Sony A6000. Diese Kamera gibt es seit über 15 Jahren, und sie kann immer noch unglaubliche Bilder liefern.

Um dir das zu beweisen, habe ich mit dieser Kamera auch eine Streetfotografie Runde gedreht und auf Youtube hochgeladen. Hier siehst du, welche Fotos ich alleine innerhalb von 2 Stunden aufnehmen konnte:

Das zeigt doch, dass es nicht immer die neueste und teuerste Kamera sein muss, um großartige Bilder zu machen. Es geht mehr darum, wie du die Kamera nutzt, die du bereits hast.

Wenn ich mir andere Bereiche anschaue, wie zum Beispiel Gitarren, fällt mir auf, dass es dort authentischer wirkt. Ein Musiker nimmt eine Gitarre in die Hand, spielt darauf und du kannst wirklich spüren, ob ihm das Instrument gefällt oder nicht.

In der Fotografie hat sich diese Authentizität irgendwie verloren. Die Kamera-Reviews wirken eher langweilig und oberflächlich, und selten zeigt jemand wirklich, wie gut die Kamera in der Praxis funktioniert.

Das Problem ist, dass Kameras heutzutage für einen vernünftigen Preis fast alles können, was man braucht. Die technischen Spezifikationen sind schon so hoch, dass es kaum noch echte Verbesserungen gibt, die man überhaupt noch erreichen könnte.

Was sollen die Hersteller also tun? Sie werden weiterhin versuchen, uns neue Produkte zu verkaufen, aber meist liegt der Fokos dabei auf Dingen und Funktionen, die wir gar nicht wirklich brauchen.

Ich bekomme regelmäßig Angebote von Firmen, die mir Geld bieten, damit ich ihre Produkte vorstelle. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um billiges Plastikzeug aus China, das keine echte Qualität hat und wahrscheinlich nach einem Jahr auf dem Müll landen wird.

Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch nicht das, was Fotografie ausmacht.

Was Fotografie wirklich ausmacht, ist die Kunst, die Geschichten, die du mit deinen Bildern erzählst. Es sollte nicht darum gehen, ob dein Objektiv einen besonders niedrigen f-stop hat oder ob deine Kamera die neuesten technischen Spielereien bietet. Es geht darum, was du mit deiner Ausrüstung machst und wie du deine Welt einfängst.

Also, wenn du das nächste Mal jemanden triffst, der dir erzählt, dass du die neueste Kamera brauchst, um gute Fotos zu machen, dann kannst du das getrost ignorieren. Konzentriere dich lieber darauf, was du mit deiner aktuellen Ausrüstung alles erreichen kannst.

 

2. Wachstum der KI

Künstliche Intelligenz (KI) wächst rasant in der Welt der Fotografie, und das bringt viele Fragen und Bedenken mit sich.

Früher war die Fotografie etwas, das Geschick und ein gutes Auge verlangte, um den perfekten Moment einzufangen. Heute jedoch ändern Programme wie Luminar das Spiel.

Diese Programme können Dinge wie den Himmel in einem Foto austauschen, Haut glätten, Bilder schärfen und die Auflösung erhöhen. Was auf den ersten Blick wie kleine Verbesserungen wirkt, hat das Potenzial, die gesamte Branche zu verändern.

Für die allermeisten Menschen ist das Handy inzwischen die einzige und meist genutzte Kamera. Inzwischen findet die KI auch an dieser Stelle immer stärker Einzug.

Stell dir vor, du machst ein Foto mit deinem Smartphone, und innerhalb von Sekunden kannst du es so bearbeiten, dass es völlig anders aussieht – vielleicht sogar besser, als es in Wirklichkeit war.

Diese Technologie ist zwar beeindruckend, aber sie bringt auch Probleme mit sich.

Die Grenze zwischen dem, was echt ist, und dem, was künstlich erstellt wurde, wird immer unschärfer.

Wenn du ein Bild von einem atemberaubenden Sonnenuntergang siehst, kannst du dir bald nicht mehr sicher sein, ob dieser Moment wirklich so eingefangen wurde oder ob er nachträglich mit KI verschönert wurde.

Technologie hat schon immer einen deflationären Effekt gehabt. Das bedeutet, sie reduziert Kosten und steigert die Effizienz. Es besteht die Möglichkeit, dass KI irgendwann bessere Fotos macht als wir Menschen. In vielen Fällen ist das bereits beim Bearbeiten von Bildern der Fall.

Das wirft die Frage auf: Was bleibt uns dann noch? Was macht Fotografie und Kunst im Allgemeinen aus, wenn Maschinen sie besser machen können?

Die Antwort liegt vielleicht in den Geschichten, die wir erzählen. Kunst war schon immer ein Mittel, um Ideen und Gefühle auszudrücken, um zu unterhalten, zu provozieren und die menschliche Erfahrung darzustellen.

Diese menschlichen Elemente, die persönlichen Erlebnisse und Verbindungen, können Maschinen möglicherweise nie ganz nachvollziehen.

Natürlich ist es beunruhigend, wie sich die Dinge entwickeln, aber es gibt auch Hoffnung. Die einzigartigen Geschichten, die wir Menschen erzählen, die Emotionen, die wir einfangen, und die Erfahrungen, die wir teilen, könnten das sein, was uns von Maschinen unterscheidet.

Es wird spannend sein zu sehen, wie sich die Fotografie in den kommenden Jahren weiterentwickelt und wie wir lernen, mit der KI zusammenzuarbeiten, anstatt uns von ihr verdrängen zu lassen.

 

3. Teilen von Fotos in Social Media

Soziale Medien haben einen großen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir heute Fotos teilen und betrachten.

Du kennst das bestimmt auch: Du postest ein Foto auf Instagram oder Facebook und wartest gespannt darauf, wie viele Likes und Kommentare es bekommt.

Aber was passiert eigentlich, wenn die erhoffte Aufmerksamkeit ausbleibt? Du bist enttäuscht und zweifelst an der Qualität deiner Fotos.

Die Algorithmen, die in sozialen Netzwerken wie Instagram oder YouTube zum Einsatz kommen, sind aber eigentlich darauf ausgelegt, Inhalte zu zeigen, die am meisten Klicks und Interaktionen generieren.

Dabei geht es nicht darum, dir die besten oder qualitativ hochwertigsten Fotos zu präsentieren. Stattdessen werden Bilder bevorzugt, die dazu führen, dass Menschen länger auf der Plattform bleiben und mehr Werbung sehen.

Es ist also egal, wie gut dein Foto ist – wenn es nicht sofort die Aufmerksamkeit der User fesselt, wird es wahrscheinlich gar nicht erst ausgespielt und von Anderen gesehen.

Das führt zu einem Problem: Viele Fotografen, aber auch Hobbyfotografen, fühlen sich ausgelaugt und sind frustriert.

Sie stecken viel Arbeit und Herzblut in ihre Bilder, nur um dann festzustellen, dass sie im Meer der „clickbait“-Inhalte untergehen. Es entsteht das Gefühl, ein Spiel zu spielen, bei dem man nicht gewinnen kann.

Vielleicht hast du auch schon erlebt, dass ein Beitrag, auf den du besonders stolz bist, kaum Aufmerksamkeit bekommt. Es fühlt sich an, als würde all die Mühe nicht geschätzt.

Selbst wenn ein Bild mal viral geht, hält das Glücksgefühl nicht lange an. Schnell wird klar, dass diese Art von Bestätigung leer ist und keine dauerhafte Zufriedenheit bringt.

Deshalb ist es wichtig, sich zu fragen, woher wir unsere Erfüllung und den Stolz auf unsere Fotos wirklich bekommen.

Soziale Medien können das nicht leisten. Wahre Zufriedenheit kommt von Dingen, die viel realer und greifbarer sind, wie die Verbindung zu Natur, Familie oder Freunden.

Das Teilen von Fotos sollte nicht nur dazu dienen, Likes zu sammeln, sondern als Ausdruck dessen, was uns wirklich wichtig ist.

 

 
Timo Nausch