Wie du das Maximum aus deinem Zoom-Objektiv heraus holst!

 

Jeder Fotograf wird schon einmal mit einem Zoom-Objektiv fotografiert haben. Und wie man ein Zoom bedient sollte ziemlich selbsterklärend sein und wirklich jeder hinbekommen.

Dennoch gibt es einige Tipps, die dir hoffentlich dabei helfen, noch mehr aus deiner Zoomlinse heraus zu holen!

 

1. Versuche dein Zoom als ein Paket von Festbrennweiten zu sehen

Wenn du ein Zoomobjektiv verwendest, findest du auf dem Objektivtubus meist Markierungen für bestimmte Brennweiten wie 24mm, 35mm, 50mm und so weiter.

Diese Markierungen sind nicht nur dekorativ, sondern können dir wirklich nützlich sein.

Stell dir vor, dass dein Zoomobjektiv bei diesen Brennweiten wie eine Festbrennweite arbeitet.

Wenn du zum Beispiel gerne mit 35mm fotografierst, stell dein Objektiv einfach auf 35mm ein und lass es dort. Nutze es wie ein 35mm-Objektiv, bis du merkst, dass du wirklich eine andere Brennweite brauchst, um deinen Bildaufbau zu ändern.

Warum ist das hilfreich? Indem du dein Zoomobjektiv auf eine bestimmte Brennweite einstellst und es so benutzt, als wäre es eine Festbrennweite, zwingst du dich, genauer hinzusehen und dich intensiver mit deiner Umgebung auseinanderzusetzen.

Du wirst bewusster mit der Bildgestaltung und der Wahl deiner Motive umgehen. Es verhindert auch, dass du ständig am Zoomring herumdrehst, nur weil du es kannst.

So hast du mehr mentalen Fokus für deine eigentliche Fotografie.

Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass du schneller auf Situationen reagieren kannst.

Gerade in der Street- oder Reisefotografie, wo sich die Szenen schnell ändern, ist es wichtig, dass du sofort bereit bist, den perfekten Moment einzufangen.

Wenn dein Zoomobjektiv immer auf einer zufälligen Brennweite steht, musst du noch umständlich den Zoom anpassen, bevor du den Auslöser drückst. Das kostet wertvolle Zeit und du könntest den entscheidenden Moment verpassen.

Und ja, das Drehen an einem Zoomring ist nicht die größte und zeitaufwendigste Aufgabe. Aber ich spreche aus Erfahrung, dass so etwas trotzdem reichen kann, um einen möglichen Shot zu verpassen.

Wenn du also das nächste Mal mit deinem Zoomobjektiv unterwegs bist, versuch doch mal, es auf eine deiner Lieblingsbrennweiten einzustellen und es für eine Weile nicht zu verändern.

 

2. Versuche eher rein als raus zu zoomen

Beim Fotografieren mit einem Zoomobjektiv ist es besser, eher rein- als rauszuzoomen.

Diesen Ansatz finde ich besonders nützlich, wenn du dir unsicher bist, welche Brennweite du wählen sollst.

Wenn du dein Objektiv auf die weiteste Brennweite einstellst und es dabei belässt, hast du später mehr Möglichkeiten, das perfekte Bild einzufangen.

Nehmen wir ein Beispiel: Du läufst eine Straße entlang und siehst ein interessantes Motiv. Wenn dein Objektiv auf die weiteste Brennweite eingestellt ist, kannst du einfach näher heranzoomen, während du das Bild im Sucher beobachtest.

Es ist viel einfacher zu sehen, wann du aufhören solltest zu zoomen, um den perfekten Bildaufbau zu erreichen. Du kannst dich Schritt für Schritt an die perfekte Einstellung herantasten und dabei genau sehen, wie sich der Bildausschnitt verändert.

Wenn du jedoch mit einem hineingezoomten Objektiv startest, ist es viel schwieriger, den Bildaufbau zu beurteilen, während du herauszoomst.

Vielleicht stellst du beim Herauszoomen fest, dass das Bild bei 50mm besser aussähe als bei 70mm, aber du kannst das nicht genau erkennen, bevor du zoomst.

Es kann passieren, dass du dich dann für eine Brennweite entscheidest, nur um festzustellen, dass dein Bild noch weiter herausgezoomt noch besser gewesen wäre.

Beim Hineinzoomen hingegen siehst du den Ausschnitt von Anfang an und musst dich nur bewusst entscheiden, welche Elemente du durch das Zoomen eliminieren möchtest.

Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass du das Bild nachträglich noch zuschneiden kannst, wenn du nicht genug hineingezoomt hast.

Einmal herausgesoomt, kannst du jedoch keine Details mehr hinzufügen (Wenn wir die Möglichkeiten von KI mal igonireren).

So hast du also mehr Flexibilität, wenn du zunächst weiter weg bleibst und dann näher heranzoomst.

In flüchtigen Momenten, in denen du keine Zeit hast, groß zu zoomen, kannst du außerdem einfach mit der weitesten Brennweite fotografieren und später das Bild zuschneiden.

Natürlich ist das nicht dasselbe, wie wenn du den perfekten Bildausschnitt direkt im Sucher findest, aber es ist besser, als den Moment komplett zu verpassen.

 

3. Sei nicht faul, nur weil du ein Zoom hast

Wenn du ein Zoomobjektiv hast, liegt es nahe, einfach an einer Stelle stehen zu bleiben und den Bildausschnitt durch Heranzoomen oder Herauszoomen anzupassen.

Aber genau da lauert die Gefahr, dass du faul wirst. Nur weil du die Möglichkeit hast, zu zoomen, heißt das nicht, dass du dich nicht mehr bewegen solltest.

Ein Zoomobjektiv bietet dir zwar Flexibilität, aber es kann auch dazu führen, dass du weniger kreativ und aktiv wirst.

Mit einer Festbrennweite musst du dich viel mehr bewegen, um den richtigen Bildausschnitt zu finden.

Du gehst näher heran, bewegst dich weiter weg, kletterst vielleicht sogar auf einen Stuhl oder gehst näher an den Boden.

Dadurch bekommst du nicht nur unterschiedliche Perspektiven, sondern auch verschiedene Bildausschnitte, die dir sonst vielleicht entgangen wären.

Bei einem Zoomobjektiv neigt man schnell dazu, einfach nur die Brennweite zu ändern, anstatt sich im Raum zu bewegen.

Aber selbst wenn du mit dem Zoom den Bildausschnitt änderst, bleibt der Blickwinkel doch sehr ähnlich.

Wenn du aber die Kamera tatsächlich an einen anderen Ort bewegst, bekommst du häufig eine ganz neue Sicht auf das Motiv. In vielen Fällen führt das auch zu einem besseren Foto.

Vielleicht entdeckst du aus einem tieferen Winkel eine interessante Lichtführung oder eine spannendere Anordnung der Elemente im Bild.

Deshalb rate ich dir: Nutze dein Zoomobjektiv so, wie du es auch mit einer Festbrennweite machen würdest.

Überlege dir bei jedem Foto, ob du durch eine andere Position, einen anderen Winkel oder eine andere Perspektive nicht doch ein spannenderes Bild hinbekommst. Das fordert dich heraus und verhindert, dass deine Fotos monoton wirken.

 

 
Timo Nausch