Ist Vollformat besser als ein APS-C Sensor bei Kameras?

 

Bist du verwirrt von all dem Gerede über Vollformat- und APS-C-Sensoren in Kameras? Fragst du dich, wie die unterschiedlichen Sensorgrößen deine Fotografie beeinflussen? Und ob du wirklich einen Vollformatsensor brauchst, um hochwertige und professionelle Fotos zu machen?

Viele Fotografen sehen das Vollformat als Goldstandard an. Aber ob es wirklich besser als APS-C ist schauen wir uns jetzt hier genauer an!

 

Wie unterscheidet sich Sensorgröße zur Auflösung eines Fotos?

Die Sensorgröße bezieht sich auf die physischen Abmessungen des Sensors in deiner Kamera. Es gibt verschiedene Sensorgrößen, wobei die beiden häufigsten Typen Vollformat und APS-C sind.

Ein Vollformatsensor hat die gleiche Größe wie das 35-mm-Filmformat, nämlich 36 x 24 Millimeter.

Ein APS-C-Sensor ist kleiner, etwa 24 x 16 Millimeter groß.

Aufgrund dieser Größenunterschiede wird der APS-C-Sensor oft als "Crop-Sensor" bezeichnet, weil er im Vergleich zum Vollformatsensor einen kleineren Bildausschnitt liefert.

Die Auflösung einer Kamera hingegen bezieht sich auf die Anzahl der Pixel, die der Sensor erfassen kann.

Beispielsweise hat eine Canon R6* eine Auflösung von 20 Megapixeln. Das bedeutet, dass der Sensor 20 Millionen Pixel aufnimmt.

Interessanterweise kann auch eine APS-C-Kamera wie die Canon 7D Mark II* dieselbe Anzahl von 20 Millionen Pixeln haben, obwohl der Sensor kleiner ist.

Das liegt daran, dass die Pixel auf dem APS-C-Sensor kleiner und dichter gepackt sind.

Warum ist das wichtig? Kleinere Pixel können weniger Licht einfangen, was bei schlechten Lichtverhältnissen zu mehr Bildrauschen führt.

Daher haben Kameras mit größeren Sensoren und größeren Pixeln häufig eine bessere Leistung bei wenig Licht.

Das bedeutet aber nicht, dass APS-C-Kameras automatisch schlechter sind. Sie bieten viele Vorteile, insbesondere wenn es um den Preis und die Größe der Kamera geht.

 

Was genau ist ein “Crop-Faktor” und wie wirkt er sich auf deine Fotos aus?

Ein häufig missverstandener Begriff in der Fotografie ist der Crop-Faktor. Was genau hat es damit auf sich?

Der Crop-Faktor ist ein Wert, der beschreibt, wie viel kleiner ein Crop-Sensor im Vergleich zu einem Vollformatsensor ist. Für viele APS-C Kameras beträgt dieser Faktor 1,5, bei Canon ist es aber meist 1,6.

Dieser Faktor hilft dir zu verstehen, wie die Brennweite eines Objektivs auf einem Crop-Sensor im Vergleich zu einem Vollformatsensor wirkt.

Wenn du dasselbe 50mm-Objektiv auf einer Vollformatkamera und auf einer Crop-Sensor-Kamera verwendest, projiziert das Objektiv denselben Bildkreis in beide Kameras.

Der Unterschied besteht darin, dass der größere Vollformatsensor einen größeren Teil des Bildes erfasst, während der Crop-Sensor einen kleineren Ausschnitt des Bildes aufnimmt.

Schauen wir uns ein konkretes Beispiel an: Du benutzt ein 50mm-Objektiv. Auf einer Vollformatkamera entspricht das einer echten 50mm-Brennweite. Setzt du dasselbe Objektiv auf eine Crop-Sensor-Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,6, wirkt es so, als hättest du ein 80mm-Objektiv (50mm x 1,6). Das Bild erscheint also vergrößert.

Vollformat Foto

APS-C Foto mit Crop-Faktor

Dies ist besonders wichtig für Wildlife- oder Sportfotografen, die oft nicht nah an ihr Motiv herankommen können.

Der Crop-Sensor bietet hier den Vorteil, dass er das Bild scheinbar näher heranholt, ohne dass du ein teures Teleobjektiv benötigst.

Das bedeutet, dass der kleinere Sensor dein Motiv größer im Bild erscheinen lässt und du weniger nachträglich zuschneiden musst, um das gewünschte Bild zu bekommen.

Ein weiterer Vorteil von Crop-Sensoren ist die Pixeldichte. Da diese Sensoren mehr Pixel auf kleinerem Raum haben, bleibt nach einem Zuschnitt mehr Bildauflösung erhalten.

Nehmen wir an, du hast ein Foto mit einem 20-Megapixel-Vollformatsensor aufgenommen. Wenn du dieses Bild zuschneidest, um den gleichen Bildausschnitt wie bei einem Crop-Sensor zu erhalten, verlierst du Pixel und damit auch an Bildqualität.

Bei einem 20-Megapixel-Crop-Sensor bleibt hingegen mehr Auflösung erhalten, weil der Sensor bereits einen engeren Bildausschnitt aufnimmt.

Das bedeutet, dass du für bestimmte Arten der Fotografie, bei denen du nicht physisch näher an dein Motiv herankommen kannst, wie bei Wildlife- oder Sportfotografie, einen Vorteil durch den Crop-Sensor hast. Du erhältst eine größere effektive Brennweite und mehr Details im Bild.

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen ein Vollformatsensor seine Stärken ausspielt, etwa bei schlechten Lichtverhältnissen oder wenn du eine größere Kontrolle über die Schärfentiefe haben möchtest.

Aber für viele Fotografen, die mehr "Reichweite" benötigen, bietet der Crop-Sensor klare Vorteile.

 

Wie unterscheiden sich Vollformat und APS-C Objektive?

Zunächst einmal sind Objektive, die speziell für APS-C-Sensoren entwickelt wurden, in der Regel kleiner und günstiger.

Das liegt daran, dass diese Objektive nicht so eine große Fläche abdecken müssen wie Vollformat-Objektive. Ein Vollformat-Objektiv muss das gesamte Bild eines größeren Sensors ausleuchten, während ein APS-C-Objektiv nur einen kleineren Bereich abdecken muss.

Das macht APS-C-Objektive leichter und handlicher, was besonders praktisch ist, wenn du viel unterwegs bist oder unauffällig fotografieren möchtest.

Ein weiterer Punkt ist die Flexibilität. Vollformat-Objektive können meist auf APS-C-Kameras verwendet werden.

Dabei wird außerdem nur der mittlere Bereich des Objektivs genutzt, was zu einer geringeren Verzerrung und einer besseren Bildqualität führen kann.

Allerdings funktioniert dies umgekehrt nicht: APS-C-Objektive auf Vollformat-Kameras führen zu starken Vignettierungen, also dunklen Ecken im Bild, weil das Objektiv nicht den gesamten Sensor ausleuchten kann.

Sony-Kameras haben zwar häufig einen APS-C Modus in den Vollformat Kameras, also einen Modus, indem du auch ein APS-C Objektiv ohne Vignette verwenden kannst. Hier wird jedoch digital in das Bild hinein gecropped und du verlierst einiges an Auflösung deines Vollformatsensors.

Wenn du planst, irgendwann auf eine Vollformatkamera umzusteigen, kann es sinnvoll sein, schon jetzt in Vollformat-Objektive zu investieren.

Diese Objektive sind zwar teurer, aber du kannst sie dann sowohl auf deiner aktuellen APS-C-Kamera als auch später auf einer Vollformatkamera nutzen.

So sparst du langfristig Geld und hast eine größere Auswahl an kompatiblen Objektiven.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Brennweite. Da APS-C-Sensoren kleiner sind, wirkt sich die Brennweite von Objektiven anders aus.

Beim Vergleich der Größe und des Gewichts fällt auf, dass kleinere Sensoren in der Regel kompaktere Kameras und Objektive ermöglichen.

Ein APS-C-Kameraset ist leichter und einfacher zu transportieren, was ein großer Vorteil sein kann, wenn du viel reist oder auf der Straße fotografierst.

Zum Beispiel passt eine Canon M50 mit einem 18-45mm Objektiv problemlos in eine Tasche, während eine Canon R5 mit einem 17-40mm Objektiv deutlich mehr Platz benötigt.

 

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Sensortypen bei der Bildqualität?

Ein häufig diskutiertes Thema bei APS-C vs. Vollformat ist die Leistung bei wenig Licht und die allgemeine Bildqualität.

Vollformatsensoren haben im Vergleich zu APS-C-Sensoren größere Pixel. Bei gleicher Megapixelzahl bedeutet dies, dass jede Pixelzelle eines Vollformatsensors mehr Licht einfängt als die eines kleineren APS-C-Sensors.

Mehr Licht pro Pixel führt zu weniger Rauschen im Bild, weil das Verhältnis von nützlichem Licht zu unerwünschtem Rauschen verbessert wird. Dies nennt man ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis, was klarere und sauberere Bilder zur Folge hat.

Darüber hinaus bieten Vollformatsensoren typischerweise einen besseren Dynamikumfang. Das bedeutet, sie können Unterschiede in den Tonwerten von hell bis dunkel präziser erfassen und Farben mit höherer Treue wiedergeben.

Dies ist besonders nützlich in schwierigen Lichtsituationen, wie sie beispielsweise Hochzeitsfotografen in dunklen Empfangshallen oder Konzertfotografen in schwach beleuchteten Musiklokalen erleben.

Auch für die Wildtierfotografie, bei der du oft vor der Dämmerung oder nach Sonnenuntergang fotografierst, sind die Vorteile eines Vollformatsensors deutlich. Die Fotos sind klarer, haben bessere Farben und weniger Rauschen.

Ich nutze persönlich eine Vollformatkamera für die Astrofotografie, sei es für Aufnahmen der Milchstraße oder der Polarlichter. In diesen dunklen Umgebungen liefern Vollformatkameras beeindruckend saubere Bilder mit kräftigen Farben und klaren Details.

Landschaftsfotografen, die direkt in einen hellen Sonnenaufgang fotografieren, profitieren ebenfalls von der Fähigkeit, die hellsten Bereiche besser wiederherzustellen, was bei Vollformatsensoren einfacher geht.

Auf der anderen Seite gibt es auch Szenarien, in denen APS-C-Sensoren gut mithalten können.

Bei guten Lichtverhältnissen, wie beim Fotografieren im Freien, beim Spazierengehen oder bei der Straßen- und Architekturfotografie am Tag, sind die Unterschiede zur Bildqualität eines Vollformatsensors oft minimal.

Viele Menschen können den Unterschied nicht erkennen, besonders wenn die Bilder am Ende auf Instagram oder ähnlichen Plattformen geteilt werden.

 

Das Bokeh Missverständnis

Ein missverstandenes Thema in der Fotografie ist das Bokeh und die Tiefenschärfe je nachdem, welchen Sensor man einsetzt.

Viele glauben, dass größere Sensoren automatisch eine geringere Tiefenschärfe und dadurch unscharfere Hintergründe erzeugen. Doch das ist nur eine Korrelation, nicht die Ursache.

Die wahre Ursache für eine geringere Tiefenschärfe sind Faktoren wie die Nähe zum Motiv, die Blendenöffnung und die Brennweite.

Nehmen wir an, du verwendest das gleiche Objektiv mit denselben Einstellungen auf einer Vollformat- und einer APS-C-Kamera. Stell dir vor, du nutzt ein 50mm-Objektiv mit Blende f/2 auf beiden Kameras und stehst am gleichen Standort.

Auf dem APS-C-Sensor wirkt das Bild enger aufgrund des Crop-Faktors, aber die Tiefenschärfe bleibt gleich, wenn alle anderen Faktoren konstant sind.

Wenn du einen Ausschnitt des Vollformatbildes um den Crop-Faktor von 1,6 vergrößerst, erhältst du denselben Bildausschnitt wie auf dem APS-C-Sensor. Und dein Hintergrund wird dann nahezu identisch aussehen.

Das zeigt, dass die Sensorgröße allein nicht die Tiefenschärfe beeinflusst.

Vielmehr ändern sich unsere fotografischen Gewohnheiten je nach Sensorgröße.

Mit kleineren Sensoren neigen wir dazu, weiter vom Motiv entfernt zu stehen, um es vollständig im Bild zu haben. Das führt zu einer größeren Tiefenschärfe und weniger verschwommenen Hintergründen.

Größere Sensoren zwingen uns dagegen eher, näher heranzugehen oder längere Brennweiten zu verwenden, was die Tiefenschärfe verringert und den Hintergrund unschärfer erscheinen lässt.

 

Welche Sensorgröße ist die richtige für dich?

Vollformatsensoren bieten viele Vorteile. Sie fangen mehr Licht ein und rauschen weniger schnell.

Die dynamische Reichweite, also die Fähigkeit, Unterschiede zwischen den hellsten und dunkelsten Bereichen eines Bildes zu erfassen, ist bei Vollformatsensoren in der Regel ebenfalls höher.

Diese Sensoren kosten jedoch auch mehr und sind in größeren und schwereren Kameras verbaut.

APS-C-Sensoren hingegen sind kleiner, leichter und kosten weniger.

Diese Sensoren bieten eine größere Reichweite, da sie das Motiv durch den Crop-Faktor näher heranholen.

APS-C-Sensoren haben viele kleine Pixel, die zusammen mit einem scharfen Objektiv beeindruckende Details liefern können.

Vollformatsensoren sind teurer, sowohl in Bezug auf die Kamera als auch die dazugehörigen Objektive. APS-C-Kameras sind meist günstiger und bieten eine budgetfreundliche Möglichkeit, in die Fotografie einzusteigen.

Unabhängig von der Sensorgröße macht jedoch die Qualität des Objektivs den größten Unterschied aus. Ein scharfes, lichtstarkes Objektiv kann jeden Sensor zum Strahlen bringen, während ein schlechtes Objektiv die Vorteile eines großen Sensors zunichte macht.

Es lohnt sich also, in hochwertige Objektive zu investieren.

Am Ende ist die beste Kamera die, die du bei dir hast und gerne benutzt.

Es gibt keine pauschale Antwort darauf, welche Sensorgröße die beste ist. Es hängt davon ab, was du fotografieren möchtest und welche Prioritäten du setzt.

Ob du nun die Vorteile eines Vollformatsensors nutzen möchtest oder die Mobilität und den Preisvorteil eines APS-C-Sensors bevorzugst – die richtige Wahl hängt ganz von deinen individuellen Bedürfnissen ab.

 

 
Timo Nausch