Wie du als Fotograf schöne Fotos im Familienurlaub machst

 

Wie schaffst du es als Fotograf, schöne Fotos in deinem Familienurlaub zu machen?

Wenn du dich fragst, welche Art von Fotograf ich bin, würde ich mich als dokumentarischen Fotografen bezeichnen.

Für mich geht es darum, die Reise des Lebens festzuhalten – die kleinen und großen Momente, die uns im Alltag begegnen.

Dabei ist es nicht immer leicht, sich zu spezialisieren. Viele Social-Media-Stars und Profifotografen erzählen zwar immer wieder, dass man sich auf einen bestimmten Bereich konzentrieren sollte, um erfolgreich zu sein, aber ich liebe es, alles Mögliche zu fotografieren. Ich kann mir nicht vorstellen, mich auf nur eine Sache festzulegen.

 

1. Folge auch im Familienurlaub deinem fotografischen Instinkt

Die Fotos, die mir am meisten bedeuten, sind die, die unser Leben dokumentieren. In 30 Jahren werde ich mich wahrscheinlich nicht mehr an Mode-Shootings erinnern, sondern an die Fotos der Familie, an Bilder von geliebten Menschen und Haustieren.

Diese Erinnerungen sind es, die wirklich zählen. Daher ist es für mich besonders wichtig, meine Fähigkeiten in diesem Bereich zu verbessern.

Es hilft dabei ungemein, einfach deinem Instinkt zu folgen.

Damit meine ich, dass du alles fotografieren solltest, bei dem du dir denkst: “Ah, könnte das ein cooles Foto sein?”

In der Regel gibt es einen Grund, warum unser Fotografieinstinkt auf etwas aufmerksam wird und Speicherplatz gibt es inzwischen so günstig, dass du nichts verlierst, deinen Auslöser zu drücken.

Wir alle haben aber diese kleine Stimme im Kopf, die uns sagt, dass wir die Kamera nicht herausnehmen müssen. „Du gehst nur in den Park, das lohnt sich nicht.“

Doch genau in diesen Momenten entstehen häufig die besten Fotos. Ob im Park oder im Museum mit schlechtem Licht – manche meiner liebsten Fotos wären nie entstanden, wenn ich auf diese innere Stimme gehört hätte.

Außerdem sollte deine Kamera immer griffbereit sein.

Wenn deine Kamera in einer Tasche im Schrank liegt, verpasst du die besten Momente zu Hause. Halte deine Kamera in Reichweite, damit du jederzeit bereit bist, einen besonderen Augenblick festzuhalten.

Neben dem Instinkt spielt auch die Aufmerksamkeit eine große Rolle. Ein guter Fotograf ist immer aufmerksam und nimmt seine Umgebung bewusst wahr.

Ein Teil des Gehirns analysiert ständig die Szene, achtet auf das Licht, den Kontrast und Bildaufbau. Auch wenn du vielleicht nicht für alles die Fachbegriffe kennst, entwickelst du ein Gespür dafür, was ein starkes Foto ausmacht.

 

2. Nimm eine Kamera mit, die praktisch ist (und nicht die, die die besten Bilder macht)

In einem Familienurlaub schöne Fotos zu machen, ist eine wunderbare Möglichkeit, schöne Erinnerungen festzuhalten.

Dabei ist es wichtig, die richtige Kamera mitzunehmen, die sowohl praktisch als auch handlich ist.

Die beste Kamera muss nicht immer die teuerste oder technisch anspruchsvollste sein, sondern eine, die du gerne bei dir trägst und nutzt.

Wenn es darum geht, welche Kamera du auswählst, ist die Größe einer der Hauptfaktoren.

Eine große, schwere Kamera mit einem riesigen Objektiv mag zwar beeindruckende Bilder liefern, aber realistisch gesehen, wirst du sie wahrscheinlich nicht zu einem Familienpicknick oder auf eine 20-Meilen-Wanderung mitnehmen wollen.

Eine kleinere Kamera ist viel bequemer und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du sie tatsächlich dabei hast und benutzt.

Eine große Kamera kann auch unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. So ist es dann nicht immer möglich, ungestellte und authentische Aufnahmen zu machen.

Ein gutes Beispiel ist ein Restaurantbesuch. Eine kleinere Kamera oder sogar ein gutes Smartphone ist hier viel unauffälliger und praktischer.

Smartphones können heutzutage erstaunlich gute Fotos machen und sind immer dabei. Es ist also keine Schande auch nur mit dem Handy zu fotografieren.

Dennoch kann es hilfreich sein, eine Kamera zu haben, die dich daran erinnert, dass du fotografieren möchtest.

Eine Kamera, die dir Freude bereitet und die du gerne benutzt, wird dich eher motivieren, sie auch mitzunehmen.

Es muss nicht immer die teuerste Ausrüstung sein; wichtig ist, dass sie dir Spaß macht und du gerne damit arbeitest.

Denke daran, dass die Geschichte, die du mit deinen Fotos erzählst, wichtiger ist als das Medium, mit dem du sie aufnimmst.

Ein tolles Foto entsteht durch gute Komposition, Beleuchtung und Emotionen – nicht nur durch die Kamera.

Es ist in Ordnung, dein Smartphone zu benutzen, um den Moment festzuhalten, besonders wenn deine professionelle Ausrüstung zu Hause bleibt.

Es ist auch wichtig, deine Kamera gut zu kennen. Wenn du deine Ausrüstung gut beherrschst, kannst du schneller reagieren und die flüchtigen Momente besser einfangen.

 

3. Nutze bekannte oder einfache Einstellungen

Als Fotograf im Familienurlaub willst du natürlich die besten Momente einfangen.

Aber manchmal geht das schnell, und da bleibt keine Zeit, um lange an den Kameraeinstellungen rumzufummeln.

Deshalb empfehle ich dir, die Einstellungen deiner Kamera einfach zu halten, damit du keinen wichtigen Augenblick verpasst.

Wenn du mit deiner Kamera fertig bist, stelle sie immer auf eine bekannte Standardeinstellung zurück.

Das heißt zum Beispiel, setze alles auf Auto, inklusive des Weißabgleichs. So vermeidest du, dass du beim nächsten Einsatz eine coole Gelegenheit verpasst, weil die Einstellungen nicht stimmen.

Ich selbst hatte zum Beispiel das Problem, dass ich eine Chance verpasst habe, weil meine Kamera noch auf die Einstellungen vom Vorabend festgelegt war, als ich bei schwachem Licht fotografiert habe.

Tagsüber waren die Bilder dann komplett falsch belichtet oder hatten den falschen Weißabgleich.

Sei im Zweifel nicht zu stolz, den Auto-Modus zu nutzen. Es gibt Fotografen, die behaupten, nur Anfänger würden im Auto-Modus fotografieren. Das ist totaler Quatsch.

Natürlich solltest du wissen, wie deine Kamera funktioniert und wie du Belichtung und Tiefenschärfe manuell einstellst.

Aber wenn du eine gute Aufnahme verpasst, weil du im Menü rumfummelst oder an einem Rad drehst, beweist das nur, dass dir das Herumspielen wichtiger ist als das eigentliche Foto.

Du solltest dich nicht darum kümmern, was andere über den Auto-Modus denken.

Wichtig ist nur, dass du den Moment einfängst.

Gute Fotos entstehen nicht durch den Einsatz komplizierter Einstellungen, sondern durch das Einfangen des richtigen Augenblicks.

Wenn du dir zu viele Gedanken darüber machst, was „echte“ Fotografen tun oder welche Einstellungen sie verwenden, verpasst du vielleicht den perfekten Schuss.

Also, vergiss den Stolz und nutze den Auto-Modus, wenn es nötig ist. So stellst du sicher, dass du keine wertvollen Momente im Familienurlaub verpasst und immer bereit bist, das perfekte Foto zu machen.

Das ist eigentlich auch die wahre Kunst der Fotografie: Im richtigen Moment bereit zu sein und den Augenblick festzuhalten, egal wie die Einstellungen aussehen.

 

4. Übertreibe es nicht mit der Fotografie

Im Familienurlaub möchtest du natürlich die schönsten Momente festhalten. Aber du musst nicht jeden Schritt des Weges fotografieren.

Viele Leute neigen dazu, vor jedem interessanten Ding ein Selfie oder ein Gruppenfoto zu machen. Diese Fotos sind aber meist langweilig und niemand schaut sie sich gerne an.

Sie erzählen wenig bis gar keine Geschichte und sind einfach nur faul fotografiert.

Das bedeutet nicht, dass du keine Wahrzeichen fotografieren sollst. Ein Gefühl für den Ort kann sehr wichtig sein, um die gesamte Geschichte eines Abenteuers zu erzählen oder einen Moment mit einer Erinnerung zu verbinden.

Aber übertreib es nicht. Du willst kein Logbuch erstellen, sondern ein Gedicht.

Gute Dichter sind nicht wörtlich und verwenden nur wenige, sorgfältig gewählte Worte, um eine Botschaft zu vermitteln. Ein gutes Gedicht drückt viel mit wenig aus.

Behandle die Fotografie genauso. Verwende eine kleine Anzahl von Fotos, um die Emotionen einer ganzen Reise einzufangen.

Mache Fotos, die mehr bedeuten, als nur zu zeigen, dass eine bestimmte Person an einem bestimmten Ort war.

Suche nach Möglichkeiten, eine Geschichte auf eine weniger wörtliche Weise zu erzählen. Fotografiere zum Beispiel die Details einer Reise. Nutze negative Räume, um Isolation zu schaffen. Antizipiere emotionale Momente.

Wenn du selektiver bist, wirst du auch aufmerksamer. Wenn du versuchst, alles einzufangen, endest du mit vielen mittelmäßigen Aufnahmen.

Aber wenn du ein scharfes Auge für magische Momente hast, werden die wenigen Fotos, die du machst, viel mehr bedeuten.

Beim Strandurlaub zum Beispiel: Versuche nicht, jeden Moment zu dokumentieren. Du kannst dir manchmal aber ja bereits denken, was gleich als nächstes passiert und welche Momente wirklich wichtig sind. Sei bereit, diese einzufangen.

Oder sei bereit, auf die kleinen, süßen, subtilen Momente zwischen deiner Familie zu reagieren. Diese Momente verpasst du, wenn du zu beschäftigt bist, jemanden zu bitten, für ein Foto zu posen und glücklich zu lächeln.

Du solltest wählerischer werden, was du fotografierst. Und vor allem, welche Fotos du als die besten auswählst.

Ein Dokumentarfotograf macht Hunderte oder Tausende von Fotos an einem Ort. Aber meistens werden nur sehr wenige gedruckt.

Dein Publikum hat keine Zeit, Geduld oder Interesse daran, dein Logbuch durchzublättern.

Aber wenn du einen kleinen, echten und bedeutungsvollen Teil einer Geschichte einfängst, der zeigt, was dein Abenteuer oder deine Erinnerung wirklich bedeutet, wird das viel mehr bedeuten – sowohl für den Betrachter als auch für dein zukünftiges Selbst.

Ein weiterer Tipp: Versuche nicht, verpasste Momente zu inszenieren.

Wenn dein Kind gerade etwas Tolles gemacht hat und du den Moment verpasst hast, widerstehe der Versuchung, das Geschehen nachzustellen.

Kinder werden die Kamera und die ganze Fotosituation irgendwann negativ wahrnehmen, wenn du ständig versuchst, sie zu bestimmten Posen oder Aktionen zu drängen.

Akzeptiere verpasste Momente und freue dich auf die nächsten. Statt ständig nach perfekten Fotos zu jagen, genieße die Zeit mit deinen Lieben und sei bereit für den nächsten interessanten Augenblick.

Gerade natürliche, ungestellte Fotos sind oft die wertvollsten und schönsten.

 

5. Achte weiterhin auf die Umgebung

Ich weiß, dass ich davor gesagt habe, dass weniger manchmal mehr ist, um man die Fotografie so einfach und effizient wie möglich halten sollte.

Das bedeutet aber nicht, dass du all deine Fähigkeiten als Fotograf ignorieren solltest.

Achte auf den Bildaufbau und versuche nicht alles mit einem unscharfen Hintergrund zu fotografieren.

Achte auf das, was um dein Motiv herum passiert. Kannst du das Motiv besser vom Hintergrund abheben, indem du ein paar Schritte in eine Richtung gehst, um einen besseren Kontrast zu finden?

Ist das Licht von der anderen Seite besser? Kannst du das Motiv irgendwie einrahmen? Kannst du Interesse im Vordergrund schaffen? Kannst du mit den Schatten arbeiten, um den Blick auf einen interessanten Punkt zu lenken? Gibt es Elemente, die zu hell oder zu bunt sind und ablenken könnten?

Wenn du die Zeit dafür hast, solltest du all die Punkte bedenken, über die Fotografen so gerne sprechen.

Aber im Zweifel bleibt es dabei: Es ist wichtiger die Aufnahme des Moments zu machen, als nach den perfekten Bedingungen zu suchen und den Moment zu verpassen.

 

6. Übe in ruhigen Situationen

Wenn ich mich darauf konzentriere, in weniger hektischen Momenten zu fotografieren, kann ich meine Fähigkeiten verbessern und mich auf das Wesentliche konzentrieren.

Wenn du Bilder verpasst, weil du gerade abgelenkt bist oder die Kameraeinstellungen nicht passen, lass dich davon nicht entmutigen.

Jeder verpasst mal einen wichtigen Moment, aber das sollte nicht frustrieren. Freue dich über die Momente, die du einfängst, und lerne aus denen, die du verpasst. So entwickelst du dich weiter.

Ein Plan zur Verbesserung hilft dabei, immer besser zu werden. Wenn ich regelmäßig übe, mache ich weniger Fehler und verbessere meine Technik.

Zum Beispiel: Wenn ich die falsche Weißabgleicheinstellung habe oder die ISO-Werte noch vom letzten Abend auf 3200 eingestellt sind, kann das ärgerlich sein. Um solche Fehler zu vermeiden, setze ich die Kamera nach jedem Gebrauch auf Automatik zurück.

Ein einfacher Trick, der mir geholfen hat, ist ein kleiner Zettel auf der Rückseite meiner Kamera mit Hinweisen auf Dinge, die ich verbessern möchte.

Regelmäßiges Üben in ruhigen Momenten ist ebenfalls sehr hilfreich. Wenn ich viele Fotos mache, wenn es gerade nicht so wichtig ist, kann ich ohne Druck lernen und meine Technik verbessern.

Diese stressfreien Momente sind perfekt, um sich auf die Kunst der Fotografie zu konzentrieren und meine Werkzeuge besser zu beherrschen.

 
 

 
Timo Nausch