15 Fotografie Weisheiten, Eselsbrücken und Bauernregeln erklärt

 

Ich bin letztens über den Spruch gestolpert: “Wenn die Sonne lacht, nimm Blende f/8”. Das hat mich zum nachdenken gebracht.

Welche anderen Weisheiten, Eselsbrücken, Sprüche und Bauernregel gibt es noch in der Fotografie? Und sind diese heutzutage überhaupt noch sinnvoll und richtig? Das schauen wir uns im Folgenden an!

 

Diese Fotografie Sprüche und Bauernregeln gibt es

1. Wenn die Sonne lacht, nimm Blende f/8

Warum gerade Blende 8? Bei vielen Objektiven, besonders bei älteren, ist es so, dass sie bei Blende 8 die beste Bildschärfe liefern. Das bedeutet, dein Foto sieht hier am klarsten aus, während immer noch genug Licht auf den Sensor deiner Kamera fällt.

Du kannst das selbst einmal testen, indem du Fotos bei verschiedenen Blenden wie 2.8, 4, 8 und auch 11 machst. Schau dir die Bilder an und du wirst sehen, dass die Schärfe bei Blende 8 oft am besten ist.

Ein weiterer Grund, warum Blende 8 so beliebt ist, liegt an der Tiefenschärfe. Bei dieser Einstellung bleibt viel von deinem Bild scharf, auch wenn du den Fokus nicht perfekt getroffen hast.

Das gibt dir viel Flexibilität beim Fotografieren. Du musst nicht immer neu fokussieren, was besonders in der Streetfotografie oder bei schnellen Schnappschüssen hilfreich ist. Da historisch viele Objektive keinen (oder nur einen sehr schlechten) Autofokus hatten, hat das natürlich zu besseren Bildern geführt.

Jetzt fragst du dich vielleicht, warum es überhaupt heißt, "wenn die Sonne lacht". Blende 8 lässt auch weniger Licht auf den SensorIn dunklen Räumen oder bei Nacht bekommst du also Probleme.

Wenn aber die Sonne scheint, hast du genug Licht, und die Bilder werden nicht zu dunkel. Zudem ist es bei heller Sonne oftmals sogar zu hell, um mit Offenblende fotografieren zu können, ohne das Bild dabei überzubelichten.

Ist die Blende 8 Regel also noch zeitgemäß? Ja, besonders wenn du keine speziellen Hintergründe unscharf darstellen möchtest, wie zum Beispiel häufig in Studiofotografie.

Auch in der Landschaftsfotografie willst du, dass sowohl der Vorder- als auch der Hintergrund scharf sind.

Aber wenn du einen schönen unscharfen Hintergrund oder Bokeh-Effekt haben möchtest, dann ist eine offenere Blende, wie etwa Blende 2.8, besser geeignet.

Der Blende 8 Merksatz ist zwar ein wenig veraltet und heute nicht mehr ganz so relevant, aber immer noch eine gute Faustregel.

 

2. Vordergrund macht Bild gesund, Mittelgrund tut Absicht kund, Hintergrund nicht kunterbunt

Am einfachsten ist es wahrscheinlich, wenn wir uns diesen Merksatz Stück für Stück anschauen.

Im ersten Teil heißt es: "Vordergrund macht Bild gesund".

Ein interessanter Vordergrund macht dein Bild richtig lebendig. Ich achte also darauf, dass ich etwas im Vordergrund habe, wie zum Beispiel eine Blume oder einen Stein oder Linien, die ins Bild führen. Das gibt dem Foto Tiefe und lenkt den Blick des Betrachters ins Bild hinein.

Weiter geht es mit "Mittelgrund tut Absicht kund".

Logischerweise sollte dein Hauptmotiv in diesem Mittelgrund sein. Das kann eine Person sein, ein Tier oder ein interessantes Gebäude.

Dieser Teil des Fotos zeigt, worum es eigentlich geht. Der Mittelgrund sollte klar und deutlich sein, damit jeder sofort versteht, was das Hauptthema deines Fotos ist.

Dabei heißt Mittelgrund nicht, dass es zentral in der Mitte sein muss. Aber die restlichen Elemente im Foto sollten deutlich machen, was der Hauptfokus in deinem Foto ist.

Und dann der letzte Teil: "Hintergrund nicht kunterbunt".

Der Hintergrund sollte das Hauptmotiv unterstützen, aber nicht überwältigen.

Ich versuche immer, darauf zu achten, dass der Hintergrund eher ruhig ist und keine grellen Strukturen oder zu viele unterschiedliche Elemente hat, die vom Hauptmotiv ablenken.

Ein Hintergrund sollte eher dezente Füllfläche, aber nicht der hauptsächliche Star deines Fotos sein.

Auch heute finde ich es diese Regel noch durchaus relevant. Sie verinnerlicht in einem Merksatz, eigentlich sehr viele Grundsätze der Fotografie und kann auch heute noch wunderbar angewandt werden.

 

3. Für Mensch und Tier nimm Blende 4

Wenn du Menschen oder Tiere mit Blende f/4 fotografierst, erzielst du natürlich eine größere Tiefenschärfe, wodurch mehr Bereiche deines Fotos im Fokus bleiben.

Da sich Menschen und Tiere häufig während des Fotos bewegen, ist es dann ein wenig einfacher, ein scharfes Foto aufzunehmen, weil du nicht ganz so präzise mit dem Fokus sein musst.

Mit den heutigen Autofokussystemen finde ich es jedoch auch nicht problematisch, mit Offenblende zu fotografieren.

Die Autofokus- und Tracking-Funktionen moderner Kameras sind mittlerweile so leistungsfähig, dass du auch bei offener Blende häufig scharfe Fotos machen kannst, während gleichzeitig der Hintergrund stärker unscharf wird und so den Fokus mehr auf dein Hauptmotiv lenkt.

Als Regel daher nicht schlecht, aber auch nicht zwingend in jeder Situation relevant.

 

4. Ist das Bild nicht wirklich Top, hilft dir auch kein Photoshop

Ich glaube, der Satz ist ziemlich selbsterklärend. Man braucht grundsätzlich ein gutes Foto, um am Ende auch ein gutes Bild mit nach Hause zu nehmen.

Das heißt, selbst wenn ich ein langweiliges Motiv und eine einfallslose Bildkomposition wähle, wird das Bild durch noch so viel Bearbeitung nicht zu einer Weltklasse-Aufnahme.

Dieser Spruch ist eine gute Erinnerung daran, dass die Bildbearbeitung eine unterstützende Rolle spielt, aber alleine nicht zu einem großartigen Foto führen kann.

Ausnahmen gibt es sicherlich auch hier, aber als generellen Spruch durchaus zu gebrauchen.

 

5. Geht im Sucher keine Sonne auf, hast du noch den Deckel drauf

Auch dieser Spruch ist selbsterklärend. Was will man da noch groß zu sagen.

Jeder kennt es und jeder wird es nachvollziehen können. Ein netter Spruch zum schmunzeln, aber nichts das dir in deiner fotografischen Entwicklung weiterhelfen wird.

 

6. In der grellen Mittagssonne sind die Bilder für die Tonne

Ein ähnlicher Spruch ist auch: “Zwischen 12 und 3 hat der Fotograf frei”.

Ich würde dem Spruch widersprechen, dass man mittags grundsätzlich keine guten Fotos aufnehmen kann.

Vielmehr erfordert das helle Mittagslicht eine sehr spezielle Technik von dir als Fotograf, da du nicht jede Art von Aufnahme unter diesen Bedingungen machen kannst.

Für mich persönlich eignet sich die Schwarzweißfotografie besonders gut, um die starken Kontraste, die ich genau zur Mittagszeit finde, einzufangen. Natürlich sieht ein Porträt oder eine Landschaftsaufnahme bei weichem Licht, wie beim Sonnenauf- oder -untergang, deutlich ansprechender aus.

Trotzdem finde ich es schlichtweg falsch zu sagen, dass man zur Mittagszeit nicht fotografieren kann.

Es gibt sicherlich einige Aufnahmen, die zu dieser Zeit nicht gut aussehen. Es gibt jedoch viele andere Techniken, mit denen man auch zur Mittagszeit erfolgreich fotografieren kann.

Ich finde, das ist sogar eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Fotografen: zu jeder Zeit sinnvolle Fotos aufnehmen zu können, weil man häufig nicht in der Lage ist, das Wetter oder die Tageszeit zu kontrollieren, und man mit dem arbeiten muss, was sich vor der Linse befindet.

Was machst du z.B. wenn du eine Hochzeit zur Mittagszeit im Freien fotografieren musst? Sagst du dem Brautpaar, dass du zu dieser Zeit frei hast und keine Fotos entstehen werden?

Lerne stattdessen, was du in solchen Situationen machen kannst um das Beste aus den Fotos herauszuholen. Ist das schwierig? Ja. Hilft es deinen Fähigkeiten als Fotograf? Ebenfalls ja!

Daher finde ist diesen Spruch sinnlos und würde ihn besser schnell wieder vergessen.

 

7. Ist die Sonne in deinem Rücken, schnell den Auslöser drücken

Ich bin etwas zwiegespalten darüber, ob der Spruch wirklich sinnvoll ist.

Die Sonne im Rücken zu haben sorgt zwar für eine sehr gleichmäßige Belichtung im Foto, wodurch die Kontraste reduziert werden und sowohl das Hauptmotiv als auch der Hintergrund gut erkennbar sind.

Mein Problem mit dem Spruch ist jedoch, dass es nicht immer der beste Winkel ist, mit der Sonne im Rücken zu fotografieren.

Insbesondere wenn du mit seitlichem Licht bei einem Winkel von 90 Grad fotografierst oder mit Gegenlicht arbeitest, können deine Fotos einen sehr schönen 3D-Effekt erhalten und das Ganze zu sehr interessanten Lichtbedingungen führen.

Daher finde ich den Spruch nicht unbedingt falsch, aber auch nicht so universell, dass ich ihn in jeder Situation anwenden würde. Vielmehr ist es eine von vielen Techniken.

Da der Spruch versucht, sich als feste Regel zu etablieren, würde ich ihm eher widersprechen. Es ist sinnvoller, sich darüber Gedanken zu machen, wie du mit verschiedenen Lichtsituationen arbeiten kannst, und für dich selbst zu entscheiden, ob du eine gleichmäßige Belichtung bevorzugst.

Wenn das der Fall ist, ist es tatsächlich vorteilhaft, die Sonne im Rücken zu haben. Da dabei jedoch viel Kontrast verloren geht, gibt es ebenfalls viele Fotografen, die lieber mit anderen Lichtbedingungen arbeiten, für die dieser Spruch daher keinen Sinn macht.

 

8. Ist es strittig, mach es mittig

Ich bin mir nicht ganz sicher, was mit „strittig“ gemeint ist. Ich nehme an, es bezieht sich darauf, wenn der Bildaufbau etwas unklar ist und du nicht genau weißt, wo das Motiv positioniert werden soll, sodass du dich dann für eine zentrale Platzierung entscheidest.

Allerdings finde ich, dass Regeln zum Bildaufbau generell schwer zu bewerten sind, da es selten etwas gibt, das wirklich universell gültig ist.

Bei der Betrachtung meiner eigenen Fotos habe ich festgestellt, dass manche besonders ansprechend aussehen, wenn das Bild zentral aufgebaut ist. Besonders wenn ich Symmetrie nutze oder mit Spiegelungen gearbeitet habe.

Es gibt jedoch ebenso Situationen, in denen ein zentrales Motiv nicht so gut wirkt.

Ich finde die Regel an sich nicht schlecht, aber der beste Weg für einen guten Bildaufbau ist für mich immer die Frage: Sieht das Ganze jetzt cool aus oder möchte ich es lieber anders aufbauen?

Ich weiß, dass dies gerade für Anfänger nicht die beste Regel ist, denn es ist einfacher zu sagen: „Positioniere dein Motiv zentral, nutze die Drittelregel, den goldenen Schnitt oder ähnliches.“

Aber diese Regeln sind so oft von Ausnahmen geprägt, dass sie sowieso nicht wirklich allgemeingültig anwendbar sind. Daher finde ich es besser, ein paar Regeln im Kopf zu haben und dann intuitiv zu entscheiden, was am besten aussieht.

 

9. Unterm Knie, schneide nie

„Untem Knie, schneide nie” ist eine gute Regel für Porträts. Eine Regel, die ich mir selbst auch zu Herzen nehmen sollte.

Es sieht einfach nicht gut aus, wenn man mehr von der Person unterhalb abschneidet, also den Schnitt beim Schienbein ansetzt und nur die Füße nicht sichtbar sind. Das lässt es so aussehen, als hätte der Fotograf einen Fehler gemacht.

Es ist sinnvoller, das Foto oberhalb der Knie oder sogar an der Hüfte abzuschneiden. Da ich selbst nicht sehr häufig Porträts fotografiere, kann mir das sogar noch passieren. Deshalb macht der Spruch auch für mich Sinn.

Ich erinnere mich, dass ich einmal ein YouTube-Video aufgenommen habe, bei dem ich zum ersten Mal das Mikrofon nicht auf der Kamera, sondern am Körper montiert hatte. Das sah wirklich cool aus, weil ich etwas weiter von der Kamera entfernt stand und hineinzoomen konnte.

Allerdings habe ich beim Zoomen nicht darauf geachtet, wo genau ich stand, und habe mich selbst ungefähr auf Schienbeinhöhe abgeschnitten.

Das fiel den Zuschauern sofort auf, und ich wurde in den Kommentaren unter dem Video kritisiert, dass ich das Bild anders hätte zuschneiden müssen.

Daher ist es durfchaus ein sinnvoller Rat, höchstens bis zu den Knien zu schneiden. Wenn man das nicht beachtet, kann das sehr unprofessionell wirken.

Das hier ist das angesprochene (inzwischen etwas alte) Video, schau dir meinen Shot ab Minute 5:03 an, dann weißt du was ich meine:

 

10. Wenn du denkst, du bist nah dran, geh noch einen Schritt näher ran

Ein Spruch, der situativ ist, findet aber häufiger Anwendung, als man vielleicht erwarten würde.

Es gibt natürlich Situationen, in denen man seinem Motiv nicht wirklich näher kommen kann, ohne dass das Foto dadurch automatisch besser wird.

Besonders in der Landschaftsfotografie besteht eher das Problem, dass man eigentlich mehr von einer Landschaft einfangen möchte, nicht weniger. Wenn man dann näher herangeht, verschlimmert das oft das Problem, statt es zu vereinfachen.

Aber in der Street-Fotografie, meinem Hauptgebiet, ist es tatsächlich so, dass Fotos, die aus großer Entfernung aufgenommen werden, häufig recht langweilig wirken.

Wenn man jedoch nahe an eine Person herantritt und die Kamera fast in ihr Gesicht hält, führt das zu sehr interessanten Aufnahmen.

Natürlich gibt es gewisse Anstandsregeln und moralische Verpflichtungen, weshalb man dies nicht in jeder Situation tun sollte.

Dennoch führt das Näherkommen an das Motiv tendenziell zu eindrucksvolleren und emotionaleren Aufnahmen.

Es macht also durchaus Sinn, nicht immer nur das zu tun, was gerade angenehm und bequem ist, sondern auch mal die Grenzen zu erweitern und näher ran zu gehen als man eigentlich denkt.

 

11. Knipst du deine Fotos roh, bist später beim Bearbeiten froh!

Die "rohe" Fotografie bezieht sich natürlich symbolisch auf die RAW-Aufnahmen.

Du kennst RAW sicherlich als Dateiformat. Es ist das Format, das die meisten Bildinformationen in deiner Kamera speichert, und es gibt eine große Debatte unter Fotografen, ob man eher in JPEG oder in RAW fotografieren sollte.

Ohne mich jetzt in diese Debatte vertiefen zu wollen, nutze ich persönlich fast ausschließlich die Rohfotografie.

Es ist definitiv so, dass du mit RAW-Aufnahmen in einem Bildbearbeitungsprogramm am Computer viel besser arbeiten kannst. Du hast größere Freiheiten, was und wie stark du bearbeiten kannst.

Daher macht es, gerade wenn du vorhast, Bilder zu bearbeiten, auf jeden Fall Sinn, das RAW-Format zu nutzen, da es die Nachbearbeitung am Computer deutlich erleichtert.

 

12. Blende 4 im Zimmer stimmt immer

Ehrlicherweise weiß ich nicht, woher die Regel stammt, dass man in einem Zimmer immer Blende f/4 verwenden sollte. Ich bin mir auch unsicher, ob ich dieser Regel zustimmen würde, da Zimmer häufig schlecht beleuchtet sind.

Besonders wenn du wenig Licht zur Verfügung hast, macht es eigentlich mehr Sinn, mit einer offenen Blende zu fotografieren.

Das liegt auch daran, dass du mittlerweile Autofokussysteme hast, die auch bei wenig Licht noch gut fokussieren können, sodass du nicht gezwungen bist, deine ISO-Werte stark zu erhöhen und somit Bildrauschen vermeidest.

Ich weiß nicht, ob diese Regel vielleicht aus einer Zeit stammt, als es noch mehr manuelle Objektive gab, die keinen Autofokus hatten, oder ob sie eher auf Studiofotografie abzielt.

Persönlich finde ich die Regel eher verwirrend, denn normalerweise würde ich in einem Zimmer mit offener Blende fotografieren, es sei denn, es gibt einen sehr guten Grund dafür, die Blende zu schließen.

Wenn ich abblenden müsste, wäre Blende 4 aber meistens nicht ausreichend; eher würde ich mit Blende 8 oder 11 fotografieren. Insbesondere wenn ich ein gut ausgeleuchtetes Zimmer oder ein Studio habe, wo ich mit Blitzlicht arbeiten kann und so die kleine Blendenöffnung gut kompensieren kann.

Vielleicht verstehe ich die Regel auch einfach nicht richtig, aber ich finde sie nicht besonders sinnvoll.

 

13. Fotografierst du ein Konzert, wird die Blende aufgesperrt

Bei einem Konzert die Blende aufzusperrend bedeutet natürlich, dass du mit Offenblende fotografierst.

Konzerte finden in der Regel abends in Hallen statt, wo es sehr dunkel ist. Um dies zu kompensieren, musst du natürlich mit offener Blende fotografieren, weil du ansonsten viel zu hohe ISO-Werte verwenden müsstest, um noch sinnvolle Fotos aufnehmen zu können.

Obwohl es Bühnenlicht gibt, ist es generell meistens so dunkel, dass du keine wirklich guten Fotos aufnehmen kannst.

Daher macht es durchaus Sinn, für die Konzertfotografie ein lichtstarkes Objektiv mitzunehmen und dort mit offener Blende zu fotografieren.

So stellst du sicher, dass du genügend Licht hast, um bei dem Konzert schöne Fotos zu machen.

 

14. Die Blende unter 3 und der Hintergrund ist Brei

Es gibt wieder eine Regel, die im Ansatz richtig ist, aber auch viele Ausnahmen hat. Deine Blendenöffnung ist natürlich ein Faktor dafür, wie scharf oder unscharf dein Hintergrund wird.

Wenn du mit einer Blende kleiner als drei fotografierst, wird der Hintergrund tatsächlich schnell unscharf und erscheint breiig weich.

Jedoch haben sowohl deine Brennweite als auch der Arbeitsabstand von der Linse zum Motiv und zum Hintergrund ebenfalls einen großen Einfluss darauf, wie unscharf und weich dein Hintergrund wird.

Zum Beispiel verwenden viele in der Wildlife-Fotografie extreme Zoomobjektive mit 500 oder 600mm und einer Blendenöffnung von 5,6 oder 6,3, was deutlich über dem liegt, was dieser Spruch suggeriert. Aber aufgrund der großen Brennweite wird der Hintergrund trotzdem relativ weich.

Auch in der Makrofotografie bist du so nah am Motiv, dass der Arbeitsabstand so gering ist, dass du selbst mit Blende 11 einen super weichen, unscharfen Hintergrund erreichst und oft sogar Fokus-Stacking brauchst, damit das Motiv überhaupt komplett scharf wird.

Grundsätzlich führt eine geringe Blende dazu, dass der Hintergrund unscharf wird, aber es gibt viele Ausnahmen zu dieser Regel.

Zum Beispiel könnte ich ein Weitwinkel mit Blende 1,4 nehmen und wenn ich zu weit von meinem Hauptmotiv entfernt bin, wird der Hintergrund fast gar nicht unscharf.

Daher macht die Regel nicht grundsätzlich etwas falsch, aber sie berücksichtigt nicht all diese Ausnahmen und man kann sich nicht darauf verlassen.

Nur weil man mit einer Blende kleiner als 3 fotografiert, erhält man nicht garantiert einen unscharfen, breiigen Hintergrund. Die Grundtendenz ist jedoch richtig.

 

15. Nase wie ein Schwein? Nimm ein Tele oder lass es sein

Dieser Spruch klingt zwar hart, aber er bezieht sich auf die Brennweite deines Objektivs und wie sie in der Portraitfotografie eingesetzt wird.

Vielleicht hast du schon gehört, dass 85mm oder 50mm als die Könige der Portraitfotografie gelten, weil sie besonders vorteilhafte Gesichtsmerkmale hervorheben.

Dies liegt daran, dass Brennweiten unter 50mm das Gesicht etwas verzerren und ungünstig darstellen. Zum Beispiel kann dadurch auch die Nase größer und unvorteilhaft erscheinen, besonders weil du mit diesen geringen Brennweiten meist sehr nah an dein Motiv dran musst, was die Verzerrung weiter verstärkt.

Auch wenn ich nicht sagen würde, dass durch ein Weitwinkel die Nase immer wie bei einem Schwein aussieht, ist die grundlegende Aussage der Regel dennoch richtig.

Für die Portraitfotografie verwendest du am besten eine Telebrennweite. Wie gesagt, 85mm ist nicht ohne Grund als der berühmte König der Portraitfotografie bekannt.

 

Wie sinnvoll sind Fotografie Merksätze?

Wir haben also gesehen, dass einige dieser Merksätze durchaus Sinn machen und auch heute noch relevant sind.

Durch das Voranschreiten der Technik werden viele Sprüche aber auch immer weniger relevant oder sind sogar komplett falsch.

Fotografie Merksätze sind daher auch heute noch sinnvoll. Du solltest bei diesen Bauernregeln jedoch auch immer an deine eigenen Erfahrungen denken und überprüfen, ob du dem ganzen jetzt tatsächlich zustimmen würdest, oder ob es inzwischen nicht vielleicht bessere Lösungswege gibt, als man durch den Spruch denken würde.

 

 
Timo Nausch