Durch dieses einfache Konzept wird Fotografie 10x einfacher
Fotografie kann ein unfassbar kompliziertes Thema sein. Von Ausrüstung, technischen Einstellungen bis hin zur Bildbearbeitung gibt es super viele Punkte die man beachten sollte.
Es gibt aber auch ein einfaches Konzept, dass dir viele dieser Themen automatisch abnimmt und das Fotografieren 10x einfacher macht.
Fotografie ist vor allem ein Prozess der Elimination
Du denkst vielleicht, gute Fotos entstehen, indem du immer mehr Elemente in dein Bild packst – mehr Farben, mehr Details, mehr Action. Doch die Wahrheit ist genau das Gegenteil.
Fotografie ist kein Wettbewerb, wer am meisten in ein Bild quetschen kann. Es ist ein Prozess der Elimination. Alles, was nicht zur Geschichte deines Fotos beiträgt, muss raus.
Erinnerst du dich an die letzten Male, als du ein Foto gemacht hast und es irgendwie „zu voll“ wirkte? Da war vielleicht ein störender Mülleimer im Hintergrund, irgendein Passant, der vom Hauptmotiv ablenkt, oder ein grelles Farbfleck, der das Auge verwirrte. Genau das ist das Problem. Dein Foto hat zu viele Variablen, zu viele Dinge, die nicht zusammengehören.
Cropping ist ein perfektes Beispiel dafür. Viele sagen, Cropping sei „schummeln“. Aber wenn du damit überflüssige Elemente aus deinem Bild schneidest, machst du es nicht schlechter – du machst es klarer.
Stell dir vor, du hast ein cooles Motiv entdeckt, aber daneben steht eine Laterne, die nichts zur Stimmung beiträgt. Warum lässt du sie nicht einfach weg? Cropping hilft dir, den Fokus zu setzen, den du beim Fotografieren vielleicht verpasst hast.
Oder nimm Street Photography. Mit einer 50-mm-Brennweite (oder enger) fällt es dir leichter, weil du weniger im Bild hast. Je weiter der Winkel, desto mehr landet im Rahmen – und desto mehr musst du kontrollieren. Als Anfänger bist du damit schnell überfordert. Ein engerer Ausschnitt zwingt dich, bewusster zu wählen, was wirklich wichtig ist.
Festbrennweiten funktionieren nach demselben Prinzip. Du kannst nicht zoomen, also musst du dich bewegen. Dadurch lernst du, Perspektiven zu finden, die störende Elemente automatisch ausblenden. Du entfernst physisch, was nicht ins Bild gehört – statt es später mühsam wegzuretuschieren.
Gleichzeitig hast du außerdem eine eigene Entscheidung eliminiert. Denn beim Zoom musst du erst überlegen, welche Brennweite du jetzt eigentlich einstellen willst. Die Festbrennweite nimmt dir diese Entscheidung bereits automatisch ab.
Der Punkt ist: Fotografie ist kein Additions-, sondern ein Subtraktionsspiel. Je weniger Ablenkungen in deinem Bild sind, desto stärker wirkt das, was übrig bleibt. Probiere es aus.
Mach heute bewusst Fotos, bei denen du mindestens drei Dinge weglässt, die nichts zur Aussage beitragen. Du wirst überrascht sein, wie viel professioneller deine Bilder plötzlich aussehen.
Es geht nicht darum, möglichst viel zu zeigen. Es geht darum, möglichst genau zu zeigen, was zählt. Und das erreichst du nur, indem du alles andere eliminierst.
Zwei praktische Beispiele
In Thailand habe ich eine Frau an ihrem kleinen Straßenstand gesehen. Sie hat diesen intensiven, kritschen Blick, der dir sofort auffällt. Genau das wollte ich fotografieren, aber im Hintergrund ist Chaos – Tische, Schilder, Gerümpel.
Diese Dinge tragen nichts zur Geschichte bei. Also schneide ich so etwas raus. Denn eigentlich ist die Frau das einzige, was zählt. Ihr Blick wirkt stärker, die Stimmung wird klarer. Weil du alles weggelassen hast, was nicht wichtig war.
Ein anderes Beispiel:
Ich habe letztens einen Muay-Thai-Kämpfer nach seinem Sieg fotografiert. Er steht stolz in der Pose, die Arme erhoben, das Gesicht voller Adrenalin. Eigentlich ein starkes Motiv.
Aber im Bild sind auch noch andere Dinge: ein Bildschirm oben im Rahmen, der Trainer unten rechts im weißen Hemd, der Moderator, der im Hintergrund steht. Alles Elemente, die vom Hauptmotiv ablenken.
Du könntest versuchen, den Kämpfer freizustellen, indem du zuschneidest. Aber dann wird der Ausschnitt komisch – zu eng, zu viel von der Umgebung fehlt, das Foto verliert seinen Kontext. Manchmal ist es unmöglich, alles Überflüssige loszuwerden, ohne das Bild kaputtzumachen.
Daher ist das Zuschneiden auch keine Allzweckwaffe, die jedes Problem löst. Wichtiger ist es eigentlich, die störenden Elemente bereits beim fotografieren selbst zu entfernen und nicht erst in der Nachbearbeitung.
Wie schaffen wir das jetzt aber in der Praxis umzusetzen?
Prozess der Elimination in der Praxis umsetzen
Der einfachste Weg, unwichtige Dinge bereits während des Fotografierens wegzulassen ist die Frage nach dem “Warum”.
Zu diesem Thema habe ich bereits sogar ein gesondertes Video gemacht. Aber im Kern geht es darum, zu identifizieren, was genau dich an einer Szene anspricht. Warum hast du den Drang, hier ein Foto aufzunehmen?
Das hilft dir deinen inhaltlichen Fokus zu finden. Ist es das Licht, eine bestimmte Person, eine Geste, die schöne Blume auf dem Boden oder die generelle Atmosphäre eines Ortes.
Du siehst ja, inhaltlich kann das Ganze sehr spezifisch oder auch sehr generisch werden. Aber sobald du erkannt hast, was der spannende Inhalt deines Fotos ist, kannst du deinen Bildausschnitt anfangen genauer zu untersuchen.
Du hinterfragst, ob die umliegenden Elemente etwas zu deinem Hauptmotiv beitragen oder nicht. Und wenn sie nichts beitragen, ist die nächste Überlegung, wie wir diese Sachen eliminieren können.
Dadurch kommen dann Techniken wie gezielte Unschärfe, Framing oder all die anderen tollen Konzepte in der Fotografie ins Spiel. Denn diese Sachen helfen dann eben dabei, störende Elemente zu entfernen oder zu verstecken.
Wie alles in der Fotografie sind das aber auch Sachen, die Übung brauchen. Denn viele dieser Entscheidungen treffe ich inzwischen instinktiv und ohne gezielt darüber nachzudenken, einfach weil ich weiß, wie mein Foto dadurch besser wirkt.
Wenn du also noch nicht so vertraut mit dem Konzept bist ist es gar nicht schlimm, wenn du zu Beginn etwas überfordert bist und nicht die perfekten Framing Elemente findest oder immer noch zu viel Chaos in deinem Foto ist. Dafür ist ja dann auch die Nachbearbeitung da, durch die du kleine Fehler gerade biegen kannst.
Aber wie du an meinen Beispielen gesehen hast, nehme ich ja auch heute nach wie vor immer noch genügend Fotos auf, die nicht so funktionieren, wie ich mir das vorgestellt habe. Und das ist ok. Denn nicht jede Aufnahme wird perfekt werden.
Aber gezielt erkennen zu können, was die wichtigen Elemente deines Fotos sind und alles unwichtige zu entfernen ist schon einmal ein großer Schritt in die richtige Richtung und macht aus meiner Sicht die Fotografie 10x einfacher.