Timo Nausch

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Wie du zur Mittagszeit in hartem Sonnenlicht fotografieren kannst (Reise- & Streetfotografie)

Oft hört man von Fotografen, dass man das grelle Licht der Mittagssonne meiden soll und lieber bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, der sogenannten goldenen Stunde, fotografieren sollte.

Es gibt sogar einen Fotografie Spruch dafür: “In der grellen Mittagssonne sind die Fotos für die Tonne”.

Nicht zur Mittagszeit zu fotografieren klingt zwar schön, ist aber nicht immer machbar.

Für viele von uns passt das einfach nicht in den Alltag – sei es wegen der Arbeit, der Familie oder weil man einfach kein Frühaufsteher ist.

Wenn du dich nicht für Sonnenaufgang aus dem Bett quälen oder bis Sonnenuntergang warten möchtest, kannst du trotzdem tolle Bilder machen.

Hier sind einige Tricks, die dir helfen können, auch bei starkem Sonnenlicht schöne Fotos zu schießen.

1. Arbeite mit dem Kontrast & Kämpfe nicht gegen das Bild

Du wirst auf zwei Hauptsituationen stoßen:

  • eine hochkontrastreiche Szene und

  • eine kontrastarme Szene.

Eine hochkontrastreiche Szene entsteht, wenn zum Beispiel ein Lichtstreifen durch Gebäude fällt, sodass Teile des Bildes fast schwarz sind, während andere perfekt beleuchtet sind.

Eine kontrastarme Szene tritt hingegen auf, wenn die Sonne mittags alles gleichmäßig beleuchtet, was häufig zu einem recht ausgewaschenen Look führt.

Wichtig ist, dass du nicht versuchst, eine hochkontrastreiche Szene in eine kontrastarme zu verwandeln oder umgekehrt. Das führt oft zu unschönen Ergebnissen.

Wenn du versuchst, den Kontrast einer kontrastarmen Szene zu erhöhen, sieht das Bild meistens unnatürlich aus. Ebenso wird eine hochkontrastreiche Szene, die du weichzeichnen möchtest, eher matschig. Beides also Ergebnisse, die wir nicht wollen.

Stattdessen arbeite mit dem natürlichen Look der Szene. Bei einer kontrastarmen Szene kannst du den Kontrast weiter senken, die Sättigung erhöhen oder mit der Tonkurve spielen, um einen filmischen Look zu erzielen.

Wenn du eine hochkontrastreiche Szene hast, nutze diesen Kontrast. Du kannst ein Highlight- und Schattenspiel erzeugen, das Bild in Schwarzweiß umwandeln oder die Highlights perfekt belichten und die Schatten tiefschwarz lassen, um ein künstlerisches Foto zu machen.

Experimentiere mit verschiedenen Einstellungen und finde heraus, was am besten funktioniert. Bei kontrastreichen Szenen kannst du die Belichtung so einstellen, dass die Lichter und Schatten betont werden.

In kontrastarmen Szenen kannst du die Farbsättigung und die Tonkurve anpassen, um interessante Effekte zu erzielen.

Denke daran, dass das Licht dein Freund ist, auch wenn es hart ist. Nutze es zu deinem Vorteil, indem du den natürlichen Kontrast und die Belichtung in deiner Fotografie hervorhebst.

Indem du den Charakter der Szene respektierst und mit ihm arbeitest, statt gegen ihn, wirst du beeindruckende Ergebnisse erzielen.

2. Vereinfache deine Fotos

Das Licht ist Mittags intensiv und wirft scharfe Schatten, was deine Bilder sehr detailreich und unruhig wirken lässt.

Deshalb ist es wichtig, deine Motive und Bildaufbau so einfach wie möglich zu halten.

Zunächst solltest du dir überlegen, was wirklich wichtig in deinem Bild ist. Wenn du viele Details in deiner Aufnahme hast, kann das bei hartem Licht schnell überladen und chaotisch wirken.

Versuche also, deine Motive zu reduzieren und nur die wesentlichen Elemente im Bild zu behalten.

Denke dabei an minimalistische Fotografie: Weniger ist mehr. Indem du unnötige Ablenkungen vermeidest, machst du deine Fotos angenehmer für das Auge.

Dabei kannst du zum Beispiel eine längere Brennweite verwenden. Weitwinkelobjektive werden in diesem Licht zu viele Details einfangen und die Unruhe verstärken.

Mit einem längeren Objektiv, etwa 50mm, 85mm oder sogar 135mm, kannst du dein Motiv besser isolieren und die störenden Elemente aus dem Bild verbannen. Das hilft dir, einen klareren und saubereren Look zu erzielen.

Ein weiterer Tipp ist, den Bildausschnitt bewusst zu wählen. Suche nach klaren Linien und einfachen Formen, die das Auge des Betrachters leiten.

Weniger komplexe Szenen wirken ruhiger und harmonischer. Dadurch erhält dein Foto eine klare Struktur und das harte Licht stört weniger.

Übrigens ist auch Schwarz-Weiß eine guter Technik zur Vereinfachung deines Fotos. So kannst du dich rein auf den Kontrast in deinem Foto konzentrieren und diesen zusätzlich betonen.

3. Arbeite mit Farbe (wenn du nicht Schwarz-Weiß fotografierst)

Einer der besten Tipps ist, mit der Farben zu arbeiten, wenn du nicht in Schwarz-Weiß fotografierst. Farben können dir nämlich dabei helfen, deine Fotos lebendiger und interessanter zu gestalten.

Zuerst einmal solltest du die Farben innerhalb deines Bildrahmens genau beachten und sie zu deinem Vorteil nutzen.

Es gibt zwei Dinge, die mit Farben passieren können.

Zum einen kann es sein, dass die Farben im Bild nicht ausgeglichen sind. Stell dir vor, du hast eine eher neutrale Szene mit einem hellblauen Himmel, der alles überstrahlt.

Hier könntest du den Himmel anpassen, indem du den Kontrast reduzierst, die Sättigung verringerst und vielleicht sogar etwas Türkis hinzufügst. Dadurch wirkt der Himmel harmonischer und passt besser zur restlichen Szene.

Ein weiterer Tipp ist, nach leuchtenden, kräftigen Farben Ausschau zu halten.

Besonders wenn du in einer Gegend fotografierst, die vom harten Mittagssonnenlicht getroffen wird, werden die Farben generell etwas ausgewaschen wirken.

Wenn du jedoch nach lebhaften, strahlenden Motiven suchst, erzielst du bessere Ergebnisse. Vermeide es, nur neutrale, steinfarbene Objekte zu fotografieren, da diese im grellen Sonnenlicht eher langweilig und flach aussehen.

Auch wenn nicht jeder Ort dir solche leuchtenden Farben bieten kann, bemühe dich, farbenfrohe Elemente in dein Bild einzubauen. Noch besser ist es natürlich, diese dann sogar zu deinem Hauptmotiv zu machen, wenn dies zu deinem Foto passt.

Solltest du dennoch Schwarz-Weiß fotografieren, kannst du das Problem fehlender Farben umgehen.

Doch auch hier ist es wichtig, auf die Gesamttonalität des Bildes zu achten. Manchmal kann der Himmel in Schwarz-Weiß zu dunkel erscheinen.

In diesem Fall könntest du den Himmel maskieren oder die blauen Elemente im Bild auswählen und sie etwas aufhellen, um ein ausgewogeneres Bild zu erhalten.

4. Nutze natürliche Wege für weicheres Licht

Fotografieren bei hartem Sonnenlicht in der Mittagszeit erfordert Kreativität und ein bisschen Wissen.

Eine Möglichkeit, mit hartem Licht umzugehen, besteht darin, Spiegelungen zu fotografieren.

Spiegelungen findest du eigentlich überall: in Fenstern, auf glänzenden Oberflächen oder in Pfützen nachdem es geregnet hat.

Wenn du eine Spiegelung fotografierst, wird das Licht ein wenig gestreut, wodurch ein weicherer, künstlerischer Look entsteht.

Durch das Hinzufügen dieses extra Elements kannst du das harte Licht abmildern und kreative, interessante Bilder schaffen.

Ich habe zum Beispiel einmal in der Stadt fotografiert und zufällig eine Pfütze entdeckt, die das Bild eines Gebäudes perfekt spiegelte. Das Ergebnis war ein faszinierendes, fast surreal wirkendes Bild. Oder alternative auch eine eher abstrakte Spiegelung der Fassade auf einer Autokarroserie.

Alternativ kannst du auch schauen, ob du weicheres Licht findest. Diffuses Licht entsteht, wenn das Sonnenlicht durch ein Hindernis gestreut wird, wie zum Beispiel durch einen dünnen Vorhang, dem Schatten von Bäumen oder durch ein Zeltsegel.

Diese Art von Licht ist viel weicher und angenehmer für Fotos. Einmal habe ich in einem Park fotografiert und das Sonnenlicht wurde durch die Blätter der Bäume wunderbar gestreut. Das Licht war weich und gleichmäßig, was meinen Fotos eine besondere Stimmung verlieh.

Manchmal kann auch reflektiertes Licht helfen. Wenn das Licht zum Beispiel von einem Gebäude oder einer anderen Oberfläche zurückgeworfen wird, ist es viel weicher als direktes Sonnenlicht.

Besonders wenn du in einer modernen Stadt mit Wolkenkratzern fotografierst kannst du dir das zunutze machen.

Wenn du diese Techniken anwendest, wirst du feststellen, dass du selbst bei hartem Sonnenlicht tolle Fotos machen kannst.


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