Timo Nausch

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Wie ich meine Fotoreisen plane (Als Vollzeit reisender Fotograf)

Seit inzwischen mehreren Jahren habe ich den Luxus, als digitaler Nomade & Fotograf durch die Welt zu reisen. Doch wie genau plane ich diese Reisen?

Hier findest du mein Vorgehen beschrieben, wie ich eine Fotoreise plane. So kannst du dir für deine eigene Reise eventuell noch ein paar Tipps und Tricks entdecken.

1. Vorbereitung & Recherche

Alle meine Reisen beginnen mit einer intensiven Recherchephase.

Dabei vermeide ich es, nach beliebten Orten auf Instagram oder TikTok zu suchen. Meiner Erfahrung nach sind 90 % dieser Instagram-Hotspots enttäuschend und überfüllt mit rücksichtslosen Menschen.

Außerdem trägt man selbst dann zum Massentourismus dieser Hotspots bei. Falls ich doch auf etwas Interessantes auf Instagram stoße, speichere ich es vielleicht als Lesezeichen, falls ich zufällig in der Nähe bin. Aber Social Media ist selten Grundlage für gute Empfehlungen für mich.

Die meiste meiner Recherche erledige ich über Google und verschiedene Blogs. YouTube vermeide ich meistens, weil es zeitaufwendig ist und nur wenige YouTuber schnell auf den Punkt kommen.

Ich beginne damit, verschiedene Gegenden zu recherchieren, um ein Gefühl für den Ort zu bekommen. Zum Beispiel frage ich mich, ob es eine extrem belebte Gegend wie Shibuya ist oder eher ein ruhigerer und lokalerer Ort wie Yanaka, wenn wir Tokio als Beispiel nehmen.

Ebenso finde ich heraus, welche Gegenden ich besser meiden sollte. Sobald ich ein paar Favoriten habe, gehe ich tiefer und schaue, was es dort gibt.

Manchmal nutze ich auch Google Maps, um eine grobe Vorstellung zu bekommen. Dabei möchte ich jedoch nie alles im Voraus wissen, weil das den Spaß am Entdecken verdirbt. Der beste Teil am Erkunden neuer Orte ist es, überrascht zu werden.

Natürlich gibt es auch einige Must-Visit-Locations, die ich, selbst wenn sie touristisch sind, mit auf die Liste setze.

Eine andere Option ist es, am ersten Tag eine Tour mit einem Einheimischen zu buchen und ihn nach Empfehlungen zu fragen. Meistens wird sowas als “Free Walking Tour” vermarktet, bei der du deinem Guide ein Trinkgeld gibst, je nachdem wie gut er war.

Dadurch erhältst du nicht nur tolle Tipps, sondern unterstützt auch lokale Unternehmen.

Außerdem frage ich auch Einheimische, die ich während meiner Reise treffe. Einige meiner besten Tipps habe ich von ihnen bekommen. Um alle Orte zu speichern, benutze ich persönlich Google Maps und erstelle für jede Stadt eigene Reiseführer.

Beim Packen versuche ich, mich der jeweiligen Situation anzupassen. Für eine Städtereise lohnt es sich selten, mein großes und schweres 100-400mm Objektiv mitzunehmen. Andererseits brauche ich bei einer Landschaftsreise selten Festbrennweiten.

Was alles in meinem Fotorucksack ist, erfährst du in diesem Video:

2. Die Reisetage

Reisetage – ein oft unterschätztes Element beim Planen von Fotoreisen.

Ich finde, dass es sich lohnt, diese Tage gesondert zu betrachten und nicht als Teil der eigentlichen Reisezeit zu sehen. Ja, ich weiß, das ist ein Luxus, den ich mir als Selbstständiger leisten kann. Aber selbst wenn ich weniger Urlaub hätte, würde ich versuchen, das genauso zu machen - Urlaub vom Urlaub quasi.

Nichts ist schlimmer, als nach einem langen Flug anzukommen und sich sofort ins Abenteuer zu stürzen.

Reisetage sind meistens eher stressig und selten hast du davor wirklich gut geschlafen. Meistens kommt man an, will schauen ob mit der Unterkunft alles passt und dann einfach nur etwas essen und runter kommen.

Daher achte ich inzwischen selten auf gewisse Ankunftszeiten und widme den ganzen Tag ausschließlich dem Reisen. Wenn ich dann noch Zeit habe, um ein wenig die Gegend zu erkunden, ist das ein netter Bonus. Aber das plane ich nicht fest ein.

So habe ich einen großen Teil vom Stress rausgenommen und die Reise selbst wird zum Teil des Erlebnisses.

Ein großer Vorteil dieses Ansatzes ist, dass ich jetzt die Reisetage tatsächlich genieße - so gut wie das eben geht.

Früher sah ich das Reisen nur als notwendiges Übel an, um ans Ziel zu kommen. Jetzt betrachte ich es als wichtigen Bestandteil meiner Fotoreise. Hilfreich ist dabei aber wahrscheinlich auch, dass ich über meine Kreditkarte* kostenlos in Flughafen Lounges komme und so der Abflug deutlich angenehmer wird.

Diese entspanntere Herangehensweise hilft mir, den Kopf frei zu bekommen und mich schon während der Reise auf das, was kommt, zu freuen.

3. Ausflüge & Erkundung am Urlaubsort

Vielleicht hast du auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass man im Urlaub zu viel plant und sich am Ende mehr gestresst als erholt fühlt. Genau das versuche ich zu vermeiden.

Wenn ich meinen Tag plane, versuche ich immer, eine Aktivität für den Morgen und eine für den Abend einzuplanen.

Das klingt vielleicht erst mal wenig, aber es gibt dir zwischen den Aktivitäten genug Zeit, um dich treiben zu lassen und wirklich in die Umgebung einzutauchen.

Besonders wenn ich touristische oder sehr bekannte Orte besuchen möchte, versuche ich das so früh wie möglich am Morgen zu machen.

Das hat den Vorteil, dass es dort noch nicht so voll ist und man die Stimmung des Ortes viel besser genießen kann. Gerade an Orten, die häufig von Kreuzfahrtschiffen angesteuert werden, ist das ein echter Geheimtipp. Du hast den Platz fast für dich allein und fühlst dich nicht wie ein Teil der Touristenmassen.

Was die Wahl der Orte angeht, die ich besuchen möchte, so recherchiere ich zwar bestimmte Spots, aber ich bevorzuge es, ganze Stadtviertel zu erkunden.

In Madrid gab es z.B. einen Straßenflohmarkt “El Rastro”, aber das ganze Viertel drum herum war ein altes Handwerksviertel und sehr sehenswert!

Meist habe ich dabei meine liebsten Fotos und schönsten Erlebnisse auch eher durch Zufall entdeckt, während ich einfach durch die Straßen geschlendert bin.

Wenn du dich mehr auf ein Gebiet konzentrierst, anstatt auf ein paar spezifische Orte, bekommst du auch ein viel besseres Gefühl für die Gegend und machst insgesamt bessere Erfahrungen – und Fotos!

Was das Essen und Trinken angeht, plane ich nicht viel voraus. Ich bin kein großer Feinschmecker und habe keine hohen Anforderungen an meine Mahlzeit, solange sie gesund ist.

Meine Lieblingsrestaurants habe ich häufig durch Zufall entdeckt, während meine enttäuschendsten Mahlzeiten meistens aus Instagram-Empfehlungen stammten. Auch hier sind die Empfehlungen der Einheimischen in der Regel Gold wert!

Am Anfang meiner Reise suche ich mir meistens einen lokalen Supermarkt und ein Café. Der Rest ergibt sich dann von selbst.

Ein wichtiger Punkt in meiner Reiseplanung ist, immer genug Zeit einzuplanen, um sich verlaufen zu können und die Gegend zu erkunden.

Es gibt nichts Schlimmeres als einen strikten Reiseplan, bei dem man genau weiß, was man wann tun wird. Für manche mag das funktionieren, aber für mich wäre das die Hölle. So etwas tötet meine gesamte Kreativität und Neugierde.

Ich lasse immer Zeit, um mich treiben zu lassen, sei es für ein paar Stunden zwischen den geplanten Aktivitäten oder sogar für einen ganzen Tag.

4. Deine Reisefotos teilen

Denke sorgfältig darüber nach, ob es sinnvoll ist, den genauen Standort deiner Motive preiszugeben. Leider gibt es viele Beispiele dafür, dass schöne Orte durch Geotagging auf Social Media überlaufen werden und darunter leiden.

Wenn ein Ort viral geht, zieht es Touristenmassen dorthin, die weder den Platz noch die Einheimischen respektieren und nur für das perfekte Foto dort sind. Das möchte ich vermeiden.

Wenn ich in einer großen Stadt unterwegs bin, die ohnehin schon viele Besucher hat, teile ich gern eine bestimmte Straße oder einen Aussichtspunkt, solange diese Orte leicht zugänglich und bekannt sind.

In solchen Fällen finde ich, dass es in Ordnung ist, weil die Stadt ohnehin gut besucht ist und die zusätzlichen Besucher keinen großen Unterschied machen.

Anders sieht es aus, wenn ich einen ruhigen, versteckten Ort in einer weniger bekannten Gegend finde. In solchen Fällen teile ich vielleicht das Viertel, aber nicht den genauen Standort.

Besonders in der Natur teile ich nie die exakten Orte. Mir ist bewusst, dass das anderen Reisenden nicht wirklich hilft, aber ich glaube, wer will und sich Mühe gibt, kann den Ort trotzdem entdecken.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, mit wem ich diese Informationen teile. Meinen Verwandten oder engen Freunden gebe ich natürlich genauere Hinweise und mehr Informationen als Fremden auf Social Media.

Mach dir Gedanken darüber, welche Auswirkungen unsere Posts auf die Umgebung haben und ob wir diese Entwicklungen unterstützen möchten.

Persönlich habe ich entschieden, den Massentourismus, der nur für ein Foto entsteht, nicht zu unterstützen. Deshalb halte ich mich bei speziellen Orten eher bedeckt.

Wenn du deine Urlaubsfotos teilst, überlege dir also, ob es wirklich nötig ist, den genauen Standort anzugeben. Manchmal ist es besser, einen Ort geheim zu halten und ihn vor zu vielen Besuchern zu schützen.


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