Welche Brennweite sollte man für Portraits verwenden?
Wir schauen uns an, welche Brennweite sich für Portraits eignet und welche Eigenarten jedes einzelne Brennweite hat.
Zum besseren Verständnis habe ich dir von Fotografen oft verwendete englische Worte mit in Klammern geschrieben, damit du Experte auf dem Gebiet der Portraitbrennweiten wirst!
Verständnis der Brennweite
Was bedeutet eine hohe bzw. niedrige Brennweite?
Einfach gesagt, beschreibt die Brennweite eines Objektivs, wie viel von der Szene erfasst wird.
Je kleiner die Brennweite (Focal Length), desto mehr nimmt das Objektiv auf – das ist der Weitwinkelbereich.
Bei einer höheren Brennweite wird hingegen weniger von der Umgebung eingefangen, was zu einer Zoomwirkung führt.
Unterschied zwischen Vollformat- und Crop-Sensoren
Nun ist es wichtig, den Sensor deiner Kamera zu berücksichtigen.
Ein Vollformatsensor entspricht dem traditionellen 35mm-Filmformat, während Crop-Sensoren kleiner sind.
Die Brennweite eines Objektivs (Lens) ändert sich nicht, aber der sogenannte Crop-Faktor beeinflusst die sichtbare Szene.
Wenn du beispielsweise ein 50mm-Objektiv auf einer Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5 verwendest, entspricht das einer effektiven Brennweite von 75mm auf einer Vollformatkamera.
Hier findest du einen ausführlichen Artikel zu dem Thema Vollformat vs. APS-C.
Tiefenschärfe, Kompression, Verzerrung
Die Wahl der Brennweite beeinflusst nicht nur, wie viel von der Szene erfasst wird, sondern auch andere Aspekte des Bildes.
Kurze Brennweiten erzeugen beispielsweise eine größere Tiefenschärfe und können zu mehr Verzerrungen führen.
Das ist besonders bei Porträts wichtig, da die Verzerrung (Distortion) eines Gesichts unerwünscht ist.
Mit einer längeren Brennweite können wir die sogenannte Kompression nutzen, die dazu führt, dass Hintergrundelemente näher und größer erscheinen, was zu kreativen Effekten führen kann.
Was ist die beste Brennweite für Porträts?
Ein enger Headshot, ein Halbkörper-Porträt oder ein Umgebungs-Porträt stellen verschiedene Anforderungen an die Brennweite. Daher solltest du deine Brennweite an die Situation anpassen.
Generell gilt, dass eine mittlere bis längere Brennweite (50mm und aufwärts auf einem Vollformat-Sensor) bei Porträts oft bevorzugt wird, um eine angenehme Kompression und minimale Verzerrung zu erreichen.
Ein paar der üblichen Verdächtigen schauen wir uns nun genauer an:
24mm-Objektive
Ein 24mm-Objektiv fällt in die Kategorie der Weitwinkelobjektive (Wide-Angle).
Mit diesem Weitwinkel-Blick kann man viel von der Umgebung in das Bild einbeziehen.
Das macht sie ideal für Umgebungsporträts, wo du nicht nur den Menschen, sondern auch seine Umgebung zeigen möchtest.
Bei Verwendung einer so kurzen Brennweite solltest du jedoch vorsichtig sein, da es zu Verzerrungen kommen kann, insbesondere wenn du sehr nah am Subjekt bist.
Dies kann das Gesicht des Subjekts unnatürlich aussehen lassen, insbesondere an den Rändern des Bildes.
Außerdem eignet es sich gut wenn du in engen Räumen fotografierst, oder für Gruppenfotos.
35mm-Objektive
Ein 35mm-Objektiv ist ein großartiger Allrounder und sehr vielseitig. Es bietet eine natürlichere Perspektive als ein 24mm-Objektiv und ist oft eine gute Wahl für die Street- und Dokumentarfotografie.
In der Porträtfotografie kann es verwendet werden, um sowohl das Subjekt als auch einen Teil seiner Umgebung einzufangen.
Es bietet mehr Fläche für dein Subjekt als ein 24mm-Objektiv und hat weniger Verzerrung, aber du musst immer noch vorsichtig sein, um dein Subjekt nicht zu nahe an den Rändern des Rahmens zu platzieren.
Sowohl ein 24mm als auch 35mm sind eine gute Wahl, um dein Model schlank zu fotografieren.
Hier findest du eine Übersicht der besten 35mm Festbrennweiten für Sony.
50mm-Objektive
Die 50mm-Brennweite, oft als "Normalobjektiv" bezeichnet, ist einer der Klassiker in der Porträtfotografie.
Sie bietet eine Perspektive, die der des menschlichen Auges sehr ähnlich ist, und eignet sich gut für eine Vielzahl von Porträtstilen.
Sie kann für Kopf- bis hin zu Ganzkörperaufnahmen verwendet werden, und ihre geringe Verzerrung macht sie zu einer sicheren Wahl für die Porträtfotografie.
Mit einer offenen Blende können 50mm-Objektive auch eine schöne Hintergrundunschärfe oder Bokeh erzeugen, was das Subjekt hervorheben kann.
Es ist tendenziell ein guter Allrounder, der jedoch keinen Aspekt brilliant beherrscht, sich aber in vielen Situationen behaupten.
Hier findest du einen Vergleich der besten 50mm für Sony.
85mm-Objektive
Ein 85mm-Objektiv ist bei vielen Porträtfotografen sehr beliebt. Durch seine mittlere Telebrennweite bietet es eine hervorragende Balance zwischen Leistung und Handhabbarkeit.
Es bietet eine geringe Verzerrung, was zu natürlicher aussehenden Gesichtern führt. Zudem erzeugt es eine schöne Hintergrundunschärfe, was dazu beiträgt, das Subjekt hervorzuheben.
Es eignet sich besonders gut für Kopf- und Schulterporträts, da es das Gesicht des Subjekts schön einfängt, ohne zu viel von der Umgebung zu zeigen.
Dadurch eignet es sich perfekt für Einzelpersonen, gerät jedoch in Situationen mit größeren Gruppen schnell an seine Grenzen.
Nichtsdestotrotz ist es meiner Meinung nach die beste Brennweite für Portraitfotografie.
135mm-Objektive
Ein 135mm-Objektiv ist ein weiteres beliebtes Objektiv für die Porträtfotografie.
Es gehört zur Kategorie der Teleobjektive (Telephoto). Es bietet eine noch stärkere Kompression und eine geringere Tiefenschärfe als ein 85mm-Objektiv.
Diese Eigenschaften ermöglichen es, das Subjekt wirklich aus dem Hintergrund hervorzuheben.
Allerdings erfordert es auch mehr Raum und ist weniger vielseitig als kürzere Brennweiten und hat eher einen situativen Anwendungsbereich, dafür aber auch eine beeindruckende Bokeh Leistung.
Hier findest du die Review zum Sony 135mm GM!
200mm-Objektive
Ein 200mm-Objektiv ist das längste, das wir hier besprechen.
Es bietet die stärkste Kompression und die geringste Tiefenschärfe, was zu einem sehr starken Bokeh-Effekt führt.
Dies kann dazu beitragen, das Subjekt wirklich vom Hintergrund zu isolieren.
Allerdings ist es auch das am schwierigsten zu handhabende Objektiv dieser Gruppe.
Du benötigst viel Platz, um dein Subjekt zu rahmen, und das Objektiv kann aufgrund seiner Größe und seines Gewichts schwierig zu halten sein. Das macht es alles in allem zu einer recht unhandlichen und untypischen Wahl für die Portraitfotografie.
Trotzdem kann es in der richtigen Situation atemberaubende Ergebnisse liefern.
Sind Festbrennweiten oder Zoom-Objektive besser für Porträts?
Ob man sich für ein Festbrennweiten-Objektiv (Prime Lens) oder ein Zoom-Objektiv entscheidet, hängt von vielen Faktoren ab, darunter dem eigenen Stil, den Vorlieben und den Umständen der Aufnahme.
Festbrennweiten sind oft lichtstärker, was sie zu einer hervorragenden Wahl für Situationen mit schlechten Lichtverhältnissen oder wenn man eine sehr geringe Tiefenschärfe für einen Bokeh-Effekt erzielen möchte.
Sie sind normalerweise auch schärfer und leichter als Zoom-Objektive, was sie ideal für Fotografen macht, die viel unterwegs sind.
Auf der anderen Seite bieten Zoom-Objektive mehr Flexibilität, da sie eine Reihe von Brennweiten in einem einzigen Objektiv abdecken.
Dies kann besonders nützlich sein, wenn man in einer sich schnell ändernden Umgebung fotografiert oder einfach nicht die Möglichkeit hat, die Objektive häufig zu wechseln.
Welches Objektiv passt zu dir?
Abhängig von deinen Motiven wirst du andere Objektive nutzen wollen.
Ein Zoom Objektiv macht den meisten Sinn, wenn du in oft wechselnden Situationen bist und die maximale Flexibilität und Geschwindigkeit brauchst und dafür auf etwas Bildqualität verzichtest.
Die meisten Portraitfotografen nutzen jedoch eine Festbrennweite, insbesondere 85mm Objektive.
Jedoch sind auch 50mm oder 35mm eine beliebte Wahl, weshalb es auf dich und deine Fotografie Vorlieben ankommt.
Inkludierst du gerne viel von der Umgebung ist ein Wide Angle eine gute Wahl, während du mit den 85mm und 135mm Objektiven viel einfacher einen unscharfen Hintergrund und bezauberndes Bokeh aufnimmst.
Einen Vergleich der besten Portrait Objektive für Sony findest du hier.