Wasser fotografieren - Tolle Effekte mit diesen Tipps
Egal ob ein Fluss, das Meer oder in einem Springbrunnen, Wasser umgibt uns und kann ein tolles Element in deinen Fotos sein. Damit du am Ende auch ein schönes Bild erhälst, ist die Wahl der passenden Kameraeinstellung für den gewünschten Effekt entscheidend. Ich zeige dir, worauf du jeweils achten solltest:
1. Wasser glatt und verschwommen fotografieren
Besonders wenn Wasser in Bewegung ist, kann die Energie und das Gefühl des Moments am besten eingefangen werden, wenn man das Wasser glatt oder verschwommen fotografiert.
Hierbei ist der manuelle Modus (meist mit “M” auf der Kamera bezeichnet) dein bester Freund, denn dieser erlaubt dir die größte Kontrolle über das Bild.
Fotografierst du im Automatikmodus, wird deine Kamera versuchen das Wasser möglichst scharf darzustellen, obwohl du für diesen Effekt das Wasser bewusst unscharf werden soll.
Um dies zu erreichen, solltest du eine möglichst lange Belichtungszeit wählen, fang am besten erst einmal mit 0.5 Sekunden an und steigere diese dann nach und nach. Je länger du belichtest, desto glatter und verschwommener wird das Wasser.
Hier kommt es ganz auf deine persönliche Präferenz an, die Dauer der Belichtung wählst du so, wie es dir am Ende am besten gefällt.
Aufgrund der langen Belichtungszeiten solltest du aber auf jeden Fall dafür sorgen, dass deine Kamera einen stabilen Stand hat. Manchmal findest du vor Ort eine passende Oberfläche, auf der du deine DSLR abstellen kannst. In den meisten Fällen empfiehlt es sich aber, direkt ein Stativ zu nutzen.
Dieses sorgt für die notwendige Stabilität und verhindert unerwünschte Wackler an der Kamera zu verhindern. Wenn du noch kein Stativ besitzt, dann kann ich dir dieses sehr empfehlen*. Für jeden der es etwas kleiner und noch flexibler mag, ist vielleicht auch die Anschaffung eines Gorillapods* eine Überlegung wert, da dieser noch flexibler an den Untergrund angepasst werden kann und zudem bequem in den Rucksack passt.
Bonustipp: Viele Kameras besitzen einen Selbstauslöser Modus. Bei Langzeitbelichtungen kann dieser sehr hilfreich sein, da du hier kleine Miniwackler beim betätigen des Auslösers verhindern kannst und dadurch ein noch schärferes Bild erhälst. Mit Selbstauslöser hat deine DSLR ein paar Sekunden Zeit, nach Betätigung des Auslösers zur Ruhe zu kommen, ehe dann tatsächlich das Bild aufgenommen wird.
Aufpassen solltest du darauf, dass du dein Foto am Ende nicht überbelichtest. Denn durch die lange Belichtungszeit trifft verhältnismäßig viel Licht auf deinen Sensor, weshalb du am Ende ein viel zu helles Bild mit großen weißen Flecken bekommen kannst.
Mit einigen wenigen Einstellungen kannst du diesem Effekt aber entgegenwirken. Als erstes solltest du auf deinen ISO Wert achten, dieser sollte so gering wie möglich sein. Bei den meisten Kameramodellen sollte dies ein Wert von ISO 50 oder ISO 100 sein.
Am meisten Einfluss auf die Belichtung wirst du aber über die Wahl der Blende nehmen können. In den meisten Fällen möchtest du das sowohl der Vorder- als auch der Hintergrund des Fotos scharf aufgenommen wird. Daher ist die Wahl einer Blende von f8 bis f11 generell empfehlenswert, da dies bereits zu einer guten Tiefenschärfe führt.
Als Faustregel kannst du dir merken: Je höher deine gewählte Blende ist, desto dunkler wird dein Bild. Eine Aufnahme mit f22 wird also dunkler sein, als eine mit f8, wenn ansonsten alle Einstellungen gleich geblieben sind.
Jetzt wäre es natürlich erst einmal naheliegend deine Blende einfach so weit wie möglich nach oben zu stellen (also “abzublenden”) um eine möglichst lange Belichtungszeit zu ermöglichen und die schön verschwommenen Effekte im Wasser zu erhalten. Besonders wenn du noch eher ein Anfänger bist ist dies auch erst einmal die beste und sinnvollste Variante, da es zunächst darum geht, die Wasserfotografie zu lernen.
Wenn du jedoch etwas professioneller vorgehen möchtest, dann kann auch der Einsatz von ND-Filtern (auch als “Graufilter” oder “Neutral-Density-Filter” bekannt) sinnvoll sein. Denn viele Objektive bekommen Probleme bei extremen Abblenden und es entstehen kleine Fragmente oder Unschärfe im Bild. Die ideale Blende für maximale Schärfe und Bildqualität liegt bei den meisten Objektiven im oben bereits empfohlenen Bereich von f8 bis f11.
Nutzt du nun einen ND-Filter, dann kannst du trotz einer niedrigen Blende dennoch eine längere Verschlusszeit wählen. Die beste Beschreibung die ich für einen solchen Graufilter gehört habe ist, dass er “wie eine Sonnenbrille für deine Kamera” funktioniert und einfach einen Teil des Lichts, das auf deinen Sensor trifft schluckt.
Bei der Wahl des richtigen Filters sollte man nicht unbedingt direkt zur günstigsten Variante greifen, da diese oftmals minderer Qualität sind und zu einem unschönen Farbstich führen können. Empfehlen kann ich die Filter von Haida* da diese ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Achte beim Kauf aber darauf, die passende Filtergröße für dein Objektiv auszuwählen.
2. Wasserspritzer & Partikel einfrieren
In manchen Fällen möchte man jedoch kein verschwommenes Wasser aufnehmen, sondern lieber klare und scharfe Partikel oder Tropfen fotografieren. Hier macht man so ziemlich genau das Gegenteil von dem oben beschrieben Vorgehen.
Wichtigster Faktor ist hier zwar wieder die Verschlusszeit, diese sollte nun jedoch nicht möglichst lang, sondern so kurz wie möglich sein. Denn da einzelne Partikel oder Wassertropfen in Ihrer Form nur kurz zu sehen und dazu meist in schneller Bewegung sind, hat man nur den Bruchteil einer Sekunde um diesen Moment einzufrieren. Lange Belichtungszeiten machen daher einfach keinen Sinn.
Als Richtwert würde ich dir hier einen Wert von ca. 1/500 sek empfehlen. Je nachdem was du fotografierst kann es sein, dass du noch kürzer belichten musst. Grundsätzlich soll dir der Wert ja nur als Orientierungshilfe dienen.
Da du nun nur noch sehr kurz belichtest solltest du idealerweise an einem hellen Ort fotografieren, damit dir noch ausreichend Licht für ein tolles Bild zur Verfügung steht.
Hilfreich ist es zudem, mit einem lichtstarken Objektiv zu fotografieren. Dieses sollte am Besten eine Blende von 2.8, besser noch 1.8 oder 1.4 besitzen. Je niedriger der Wert ist, desto mehr Licht wird durch das Objektiv zum Sensor geleitet und desto leichter tust du dir mit der richtigen Belichtung.
Ob du immer mit kompletter Offenblende (also dem kleinstmöglichen Blendenwert des Objektivs) ist situationsabhängig. Denn hierdurch ist auch nur ein kleiner Bereich vor dem Objektiv im Schärfebereich. Du hast also nur einen sehr kleinen Fokusbereich wo du überhaupt erstmal scharfe Partikel fotografieren könntest. Blendest du ab, vergrößert sich dieser Bereich dann immer mehr, dafür brauchst du dann aber auch mehr Licht.
Du siehst also, wichtig ist es die richtige Balance zu finden. Als Bonustipp kann ich dir empfehlen mit manuellem Fokus und im Serienbild zu fotografieren. Egal wie gut der Autofokus deiner Kamera ist, die Wasserspritzer werden sich einfach zu schnell bewegen, als dass der automatische Fokus diese rechtzeitig erfassen, scharfstellen und auslösen kann. Fokussiere daher manuell den gewünschten Bereich in dem sich die Wassertropfen grob befinden werden und nimm dann Serienbilder auf. So hast du am Ende genug Auswahl und sicherlich ein Foto, das dir auch gefällt!
3. Reflexionen & Spiegelungen auf dem Wasser
Reflexionen sind eine tolle Möglichkeit ein zusätzliches Element in dein Foto einzubauen. Zudem verstärken diese die Wirkung deines Motives und bieten einen tollen Fokuspunkt, an dem sich das Auge des Betrachters orientieren kann.
Technisch musst du hierfür sogar verhältnismäßig wenig beachten, theoretisch könntest du sogar tolle Fotos im Automatikmodus aufnehmen, ohne die groß mit deinen Kameraeinstellungen rumschlagen zu müssen. Die schnellsten Lerneffekte wirst du jedoch immer haben, wenn du im manuellen Modus fotografierst.
Um die Reflexion einzufangen sollte sich dein Objektiv möglichst nah an der Wasseroberfläche befinden, da du in diesem Fall die beste Spiegelung erhalten wirst.
Am besten eignet sich hierfür ein Weitwinkelobjektiv, da du hiermit den größtmöglichen Sichtwinkel erhältst und mehr von der Spiegelung einfangen kannst. Teleobjektive erzeugen meist zu viel Kompression für wirklich gute Aufnahmen einer Reflexion, möglich ist es hiermit aber theoretisch trotzdem, du machst es dir nur etwas schwerer. Aber eine kleine Herausforderung kann im Zweifel ja auch nicht schaden ;)
4. Künstlerische & minimalistische Ansätze
Wenn du dann etwas fortgeschrittener bist, kannst du dich auch mit etwas künstlerischen Ideen ausprobieren. Eine beliebte Methode ist z.B. Super-Langzeitbelichtungen am Meer durchzuführen.
Hierbei rede ich jedoch nicht von Verschlusszeiten von einigen Sekunden, oftmals wird das Bild hier mehrere Minuten belichtet. Dafür nutzt du dann auch eine Sonderform des manuellen Modus, den so genannten “Bulb-Modus”. Was genau er ist und wie man ihn am besten anwendet erklärt Pixolum auf ihrem Blog sehr gut!
Aufgrund der langen Belichtung ist es auch nahezu unverzichtbar einen (starken) ND-Filter zu verwenden, da diese Belichtungszeiten ansonsten nicht erreicht werden könnten ohne ein viel zu helles Foto aufzunehmen.
Aufgrund dieser langen Zeit verschwindet der Wellengang und Gischt nahezu völlig aus deinem Foto, am Ende bleibt nur eine glatte Wasseroberfläche übrig. Ein faszinierender Effekt, der eine völlig neue Perspektive auf das sonst so aufgewühlte Meer bietet.
Oftmals werden diese Fotos dann noch in Schwarz-Weiß bearbeitet um den minimalistischen Aspekt weiter zu verstärken.
Wenn du ein etwas erfahrenerer Fotograf geworden bist kann dies eine willkommene Abwechslung für dich darstellen. Als blutiger Anfänger musst du hier jedoch einige (technische) Details beachten, weshalb sich diese Disziplin nicht unbedingt als leichter Einstieg in das Thema eignet.
Zusammenfassend
Wasser lässt sich wirklich auf viele verschiedene Arten fotografieren. Mit den richtigen Kameraeinstellungen lassen sich tolle Effekte erzielen, die jeden Betrachter zum Staunen bringen können. Es ist ein Gebiet der Fotografie das sich sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene eignet und dir einige Möglichkeiten gibt, dich kreativ austoben zu können. Deshalb wünsche ich dir jetzt ganz viel Spaß dabei, wenn du einige dieser Ideen umsetzen gehst!
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