5 Lektionen aus 5 Jahren Streetfotografie
Viele kennen mich wahrscheinlich nur über die Streetfotografie. Dabei fotografiere ich in diesem Genre erst seit ca 5 Jahren, seitdem ich nach München und in die Großstadt gezogen bin.
5 Jahre sind für manche vielleicht eine lange Zeit. Aber wenn ich sehe, dass andere Streetfotografen seit Jahrzehnten auf der Straße nterwegs sind, dann habe ich noch viel zu lernen.
Dennoch will ich mit dir meine wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten 5 Jahren teilen.
1. Zeit ist der wichtigste Faktor
Die Zeit spielt in der Streetfotografie eine riesige Rolle. Und damit meine ich nicht nur die Momente, in denen du tatsächlich auf den Auslöser drückst, sondern vor allem die Zeit, die du draußen auf der Straße verbringst.
Je mehr Zeit du in die Streetfotografie investierst, desto größer wird dein Erfolg sein. Es ist wirklich so einfach.
Wenn du nur einmal in der Woche 30 Minuten rausgehst, wirst du vermutlich nicht viele Bilder machen, die dich wirklich umhauen.
Aber wenn du jeden Tag mehrere Stunden unterwegs bist, hast du nicht nur mehr Gelegenheiten, interessante Momente einzufangen, sondern entwickelst auch ein besseres Auge für die kleinen Details.
Es ist, als würde die Kamera ein Teil von dir werden. Du reagierst schneller, siehst mehr und fängst Szenen ein, die du vorher übersehen hättest.
Natürlich hat nicht jeder Zeit, täglich stundenlang durch die Straßen zu streifen. Das verstehe ich. Aber es geht darum, die Zeit, die du hast, sinnvoll zu nutzen.
Wenn du dich darauf einlässt und wirklich dranbleibst, wirst du sehen, dass Streetfotografie eine Art Kreislauf ist. Je mehr du investierst, desto mehr bekommst du zurück. Und das gilt nicht nur für die Quantität deiner Bilder, sondern auch für die Qualität.
Ich selbst bin ehrlich gesagt oftmals auch zu faul, so viel Zeit zu investieren, wie ich sollte. Aber ich sehe den Unterschied bei anderen.
Fotografen, die regelmäßig und ausdauernd unterwegs sind, bringen einfach beeindruckendere Ergebnisse mit nach Hause. Die Streetfotografie belohnt Geduld und Hingabe wie kaum ein anderes Genre der Fotografie.
2. Habe immer eine Kamera dabei
In der Streetfotografie ist es super wichtig, immer eine Kamera dabei zu haben. Warum? Weil du nie weißt, wann ein besonderer Moment passiert.
Manchmal bist du nur schnell auf dem Weg zum Supermarkt, aber dann siehst du, wie das Licht am Abend perfekt auf eine Szene fällt. Vielleicht läuft jemand genau richtig durch den Rahmen, und alles passt zusammen.
In solchen Momenten will ich nicht nur denken: „Ach, das wäre ein tolles Foto gewesen.“ Ich will es festhalten können.
Deshalb habe ich mir angewöhnt, meine Kamera immer mitzunehmen. Es muss nicht gleich das große, schwere Equipment sein.
Ich habe mir extra eine kleinere Kamera zugelegt, die problemlos in eine Jackentasche oder einen kleinen Brustbeutel passt. So habe ich immer eine dabei, ohne dass es mich stört.
Es ist irgendwie ein Teil meines Alltags geworden – egal, ob ich spazieren gehe, einkaufe oder einfach nur unterwegs bin.
Natürlich könnte ich auch mein Smartphone nutzen. Das hat ja jeder immer dabei, und die Kameras in den Dingern werden immer besser. Aber für mich fühlt sich das anders an.
Wenn ich Streetfotografie mache, will ich eine richtige Kamera in der Hand halten. Das gibt mir ein anderes Gefühl, einen anderen Fokus. Es macht die Erfahrung intensiver.
Am Ende geht es darum, Momente nicht zu verpassen. Wenn ich eine Kamera dabei habe, kann ich innehalten, fünf Minuten Zeit nehmen und die Szene festhalten. Ohne Kamera laufe ich einfach weiter, und der Moment ist verloren. Und das will ich nicht.
Streetfotografie lebt von diesen spontanen Augenblicken, und die passieren, wann immer sie wollen – nicht nur dann, wenn du darauf vorbereitet bist. Deswegen habe ich meine Kamera einfach immer dabei.
3. Weniger ist mehr
In den letzten 5 Jahren habe ich außerdem gelernt, dass weniger einfach mehr ist.
Am Anfang wollte ich immer auf alles vorbereitet sein und habe viel zu viel Ausrüstung mitgenommen. Ich hatte mehrere Objektive im Rucksack – ein 85mm, ein 70-200mm und manchmal sogar ein 24-70mm.
Das klingt erstmal praktisch, weil man für jede Situation gerüstet ist. Aber es macht keinen Spaß, den ganzen Tag so viel Gewicht mit sich herumzuschleppen. Es ist anstrengend, und das merkt man irgendwann auch bei der Motivation.
Deshalb setze ich inzwischen auf Minimalismus. Statt viele schwere Objektive mitzunehmen, nutze ich nur noch eine Kamera und ein einziges Objektiv.
Ich habe mich bewusst für ein leichtes und dezentes Setup entschieden. So fühle ich mich freier und weniger belastet, und ich bin länger motiviert, unterwegs zu sein.
Auch der Wechsel von schweren Zoom-Objektiven zu kompakten Festbrennweiten war ein Gamechanger. Sie sind leichter, unauffälliger und lenken weniger Aufmerksamkeit auf mich.
Diese Einfachheit hilft mir, länger unterwegs zu bleiben und mich voll auf die Fotografie einzulassen. Ich merke, wie sich das positiv auf meine Ergebnisse auswirkt.
Weniger schleppen bedeutet mehr Energie für das Wesentliche – und das sind die Bilder.
4. Du wirst nie jeden mit deinen Fotos zufriedenstellen
Es gibt etwas, das mir in den letzten Jahren der Streetfotografie immer wieder klar geworden ist: Du wirst niemals alle mit deinen Fotos zufriedenstellen können.
Es gibt Leute, die ein Bild von dir sehen und es als wunderbar ästhetisch bezeichnen. Andere betrachten genau dasselbe Bild und können überhaupt nichts damit anfangen. Manche gehen sogar so weit, dich als Person zu kritisieren, als wärst du kein guter Fotograf.
Das kann hart sein, vor allem wenn du deine Arbeit im Internet teilst, wo Meinungen laut und ungefiltert sind.
Am Anfang zweifelt man vielleicht an sich selbst. Man fragt sich, ob man etwas falsch macht oder ob man seine Art zu fotografieren ändern sollte.
Aber das Problem ist, wenn du versuchst, es allen recht zu machen, verlierst du etwas Entscheidendes: den Spaß an der Fotografie.
Es macht keinen Sinn, Bilder zu schießen, die darauf ausgelegt sind, möglichst wenig Kritik zu erhalten. Gerade bei der Streetfotografie geht es für mich darum, Momente einzufangen, die mich interessieren. Die Freude an der Dokumentation und das Entdecken spannender Szenen stehen im Vordergrund.
Natürlich hoffe ich, dass andere meine Fotos auch mögen. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann ist es eben so.
Kritik wird immer kommen, manchmal auch sehr laut. Aber mit der Zeit lernst du, das Ganze nicht zu nah an dich heranzulassen. Es ist wie ein Hintergrundrauschen, das zwar da ist, aber nicht wirklich wichtig wird.
Stattdessen konzentriere ich mich auf meine eigenen Projekte und Ziele. Was am Ende zählt, ist, dass ich mit meinen Bildern zufrieden bin. Alles andere, sei es Lob oder Kritik, ist nur Nebensache.
Letztendlich geht es darum, dass deine Fotos deine Geschichte erzählen. Und ob jemand anderes sie mag oder nicht, ist nicht das, was deine Leidenschaft bestimmen sollte.
5. Wer sich anständig verhält, bekommt auch keine Probleme
Als ich mit der Streetfotografie angefangen habe, hatte ich den Gedanken, ob ich dabei Probleme bekommen könnte.
Es schien erst mal so, als ob es viele schwierige Situationen geben könnte, aber über die Zeit merkt man, dass es vor allem darauf ankommt, wie du dich verhältst.
Wenn du dich nämlich respektvoll und freundlich gibst, entstehen eigentlich fast keine Probleme.
Schauen wir der Realität ins Auge: 99% der Leute wissen überhaupt nicht, was Streetfotografie ist. Wenn jemand sieht, dass ich fotografiere, versuche ich offen und entspannt zu bleiben.
Sollte mich jemand ansprechen, reagiere ich ehrlich und höflich. Wenn jemand fragt, ob ich ein Foto gemacht habe, zeige ich es gerne und erkläre, warum ich es gemacht habe. Viele Menschen sind überrascht oder freuen sich sogar.
Einige wollen aber nicht fotografiert werden. Wenn das passiert, lösche ich das Bild einfach ohne Diskussion. Für mich ist es den Stress nicht wert, darüber zu streiten. Es gibt so viele andere Momente, die ich festhalten kann.
Ich achte auch darauf, wo und was ich fotografiere. Wenn ein Ort oder eine Situation ein schlechtes Gefühl bei mir auslöst, verlasse ich ihn lieber.
Mein Bauchgefühl leitet mich dabei ziemlich gut, und ich bleibe lieber in Gegenden, wo ich mich sicher fühle.
Außerdem habe ich klare Grenzen, was ich fotografiere. Ich halte mich von sensiblen Themen fern, wie etwa Obdachlosen, Bettlern, Kindern oder anderen Personen in verletzlichen Situationen.
Solche Szenen dokumentiere ich nicht, weil es für mich wichtig ist, mit Respekt zu arbeiten.
In all der Zeit, in der ich auf der Straße fotografiere, werde ich nur selten angesprochen. Wirklich ernste Probleme hatte ich noch nie.
Mein Fazit ist klar: Solange du dich anständig verhältst, respektvoll mit Menschen umgehst und dir selbst Grenzen setzt, kommst du auch selten in unangenehme Situationen.
Die Sorgen, die man am Anfang hat, lösen sich schneller auf, als man denkt.
Wer sich als Streetfotograf so verhält, wie er es sich von anderen auch wünschen würde, der geht damit auch automatisch vielen Problemen aus dem Weg.