Erfolgreich bei Nacht fotografieren: Dein kompletter Guide
Das Spiel mit Licht und Schatten, die sternenübersäte Leinwand des Nachthimmels oder die funkelnden Lichter der Stadt - all das macht die Nachtfotografie zu einem aufregenden Feld für jeden Fotografie-Enthusiasten.
Aber keine Sorge, obwohl die Dunkelheit ihre Herausforderungen mit sich bringt, mit ein bisschen Wissen und ein paar Tipps im Ärmel, wirst du schnell deine eigenen, beeindruckenden Nachtaufnahmen erstellen können.
Wenn du mehr visuelle Beispiele willst, schau dir auch gerne mein Youtube Video zu dem Thema an:
Grundlagen der Nachtfotografie
Um in der Nachtfotografie erfolgreich zu sein, musst du ersteinmal die technischen Grundlagen verstehen.
Langzeitbelichtung
Die Langzeitbelichtung ist eine Technik, bei der ich die Belichtungszeit oder Verschlusszeit meiner Kamera verlängere, um genügend Licht auf den Sensor zu lassen.
Das ist in der Nachtfotografie unerlässlich, denn das vorhandene Licht ist oft begrenzt.
Indem ich die Belichtungszeit verlängere, kann ich den Effekt von Bewegung in meinen Bildern betonen, was zu tollen Effekten wie weichen Wasserfällen, vorbeiziehenden Wolken oder den Lichtspuren von Autos führt.
Hier findest du eine ausführliche Anleitung zur Langzeitbelichtung.
Rauschen
Mit "Rauschen" meine ich das digitale Bildrauschen, das bei hohen ISO-Einstellungen auftritt.
Rauschen ähnelt dem Körnigkeitseffekt in der analogen Fotografie und ist in der Regel unerwünscht, da es das Bild unscharf erscheinen lässt und Details verloren gehen können.
Das Rauschen wird umso stärker, je höher der ISO-Wert ist, und tritt besonders in dunklen Bereichen und Schatten auf.
ISO
ISO bezeichnet die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors. Eine höhere ISO-Zahl bedeutet eine höhere Lichtempfindlichkeit, was dazu führt, dass deine Kamera bei schwachem Licht mehr Informationen aufnehmen kann.
Aber sei vorsichtig! Wie bereits erwähnt, kann eine hohe ISO auch zu mehr Rauschen führen.
Elemente der Nachtfotografie
Was bedeutet all das für die Nachtfotografie? Es geht alles um das Spiel mit Licht.
Ohne Licht keine Fotografie, und in der Nacht ist Licht ein kostbares Gut.
Die Fähigkeit, das vorhandene Licht zu maximieren und gleichzeitig das Bildrauschen zu minimieren, ist ein Balanceakt.
Dabei helfen dir Kameraeinstellungen wie Belichtungszeit und ISO, sowie die Verwendung eines Stativs zur Stabilisierung während der Langzeitbelichtung.
Mit dem richtigen Verständnis und einer sorgfältigen Anwendung dieser Konzepte kannst du atemberaubende Nachtfotos erstellen
Benötigte Kameraausrüstung
Kamera, Objektiv und Stativ
Zunächst einmal ist eine gute Kamera natürlich unerlässlich.
Ich empfehle eine DSLR oder spiegellose Kamera, die manuelle Kameraeinstellungen zulässt.
Dadurch kannst du Belichtungszeit, ISO und Blende nach Belieben einstellen, um das perfekte Nachtfoto zu erzielen.
Das Objektiv ist ebenso wichtig. Ein lichtstarkes Objektiv (mit einer niedrigen Blendenzahl, z.B. f/1.8 oder f/2.8) ist ideal, da es mehr Licht einfängt.
Ein Weitwinkelobjektiv eignet sich hervorragend für Landschaftsaufnahmen oder die Fotografie des Sternenhimmels. Hier findest du eine Auswahl an Sony-Vollformat und Sony APS-C Objektiven.
Das Stativ ist dein bester Freund in der Nachtfotografie. Da du mit längeren Belichtungszeiten arbeitest, ist die Stabilisierung der Kamera absolut notwendig, um Unschärfe zu vermeiden.
Ein robustes und gut verarbeitetes Stativ ist also eine sinnvolle Investition.
Spezialausrüstung: Fernauslöser und Filter
Neben der Grundausstattung gibt es noch einige Extras, die deine Nachtfotografie auf das nächste Level heben können.
Ein Fernauslöser zum Beispiel ist ein nützliches Hilfsmittel. Mit ihm kannst du deine Kamera auslösen, ohne sie zu berühren, was wiederum das Risiko von Kamerawacklern reduziert.
Einige Fernauslöser bieten sogar die Möglichkeit, mehrere Aufnahmen oder Langzeitbelichtungen automatisch auszulösen - perfekt für Sternspuren!
Außerdem kannst du überlegen, ob du bestimmte Filter für die Fotografie haben willst.
Einen ND-Filter haben viele Fotografen, da es in der Nacht aber bereits recht dunkel ist, musst du nur bei sehr langen Belichtungen über mehrere Minuten oder Stunden auf einen solchen Filter zurückgreifen.
Es gibt jedoch auch Filter, die Lichtsterne erzeugen, oder gewisse Farben Filtern. Gerade bei Nacht hast du in der Stadt oft ein sehr orangenes Licht, dass du so rausfiltern könntest.
Mehr zu den verschiedenen Filtertypen, und wozu du sie einsetzen kannst, findest du in meinem Fotofilter-Vergleich.
Die richtigen Kameraeinstellungen
Für die Fotografie bei Nacht müssen wir auf bestimmte Funktionen zurückgreifen. Hier sind einige Tipps zur optimalen Einstellung deiner Kamera für atemberaubende Nachtaufnahmen.
Belichtungszeit, ISO und Blende: Das magische Trio
Wenn es um die Nachtfotografie geht, sind drei Kameraeinstellungen entscheidend: die Belichtungszeit (oder Verschlusszeit), die ISO und die Blende.
Belichtungszeit: Dies bezieht sich darauf, wie lange der Sensor deiner Kamera dem Licht ausgesetzt ist. Bei Nachtaufnahmen benötigst du in der Regel eine längere Belichtungszeit, um genügend Licht einzufangen. Aber denk daran, dass eine längere Belichtungszeit auch Bewegungsunschärfe verursachen kann, also ist ein Stativ hier unerlässlich.
ISO: Die ISO-Einstellung bestimmt, wie empfindlich der Sensor deiner Kamera auf Licht reagiert. Eine höhere ISO-Zahl lässt deine Kamera mehr Licht einfangen, aber sie erhöht auch das Rauschen im Bild, was zu einer geringeren Bildqualität führen kann.
Blende: Die Blende deines Objektivs bestimmt, wie viel Licht durch das Objektiv auf den Sensor fällt. Eine niedrigere Blendenzahl bedeutet, dass mehr Licht eingefangen wird, was ideal für die Nachtfotografie ist. Aber denk daran, dass eine niedrigere Blendenzahl auch zu einer geringeren Schärfentiefe führt, was bedeutet, dass weniger deines Bildes scharf sein wird.
Nun, du fragst dich wahrscheinlich: "Aber welche spezifischen Einstellungen soll ich verwenden?"
Hier sind einige Startpunkte:
Belichtungszeit: Hier kommt es auf dein Genre drauf an. Fotografierst du stationäre Objekte? Probier's mal mit 10-30 Sekunden, je nachdem wie viel Licht vorhanden ist und welchen Effekt du erzielen möchtest. Bist du mobil auf den Straßen einer Stadt unterwegs und fotografierst aus der Hand? Dann solltest du schauen, dass du mindestens mit 1/125 Sekunden belichtest, um scharfe Fotos aufnehmen zu können.
ISO: Grundsätzlich sollte die ISO so gering wie möglich sein, aber auch so hoch wie nötig. Ein guter Ausgangspunkt könnte ISO 800 oder 1600 sein. Denk aber daran, das Rauschen im Auge zu behalten.
Blende: Eine Offenblende (zum Beispiel f/2.8, f/1.8 je nachdem, was dein Objektiv zulässt) ist ein guter Ausgangspunkt. Diesen solltest du eigentlich auch nur im Extremfall erhöhen, da andernfalls deine Belictungszeit oder ISO zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird.
Manueller Modus und RAW-Format
Ich empfehle dir dringend, im manuellen Modus zu fotografieren. Auf diese Weise hast du die volle Kontrolle über Belichtungszeit, ISO und Blende und kannst diese an die speziellen Lichtverhältnisse der Nacht anpassen.
Die Automatik deiner Kamera ist für diese speziellen Bedingungen oft einfach nicht gut genug oder wird die falschen Einstellungen wählen.
Einzige Ausnahme: Du nutzt einen Halbautomatischen Modus (Blendenautomatik, Zeitautomatik) und kannst deine Kamera so einstellen, dass sie fast so agiert wie im manuellen Modus.
In meinem Youtube Video zu meinen Kameraeinstellungen gehe ich darauf ausführlicher ein:
Und noch ein Tipp: Fotografiere im RAW-Format.
RAW speichert viel mehr Informationen als das JPEG-Format, was dir in der Nachbearbeitung mehr Flexibilität gibt, insbesondere wenn es darum geht, Rauschen zu reduzieren oder die Belichtung anzupassen.
Lichtquellen in der Nacht
Die Nacht ist voller Licht, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint.
Künstliche Lichtquellen, wie Stadtlichter oder Autolichter, können ein wahrer Segen für die Nachtfotografie sein, wenn du weißt, wie du sie zu deinem Vorteil nutzen kannst.
Hier findest du eine Auswahl an Lichtquellen, die du in der Nacht zur Verfügung haben könntest:
Stadtlichter: Straßenlaternen, beleuchtete Fenster, Neonreklamen, Verkehrssignale - in der Stadt gibt es viele künstliche Lichtquellen, die du nutzen kannst.
Autolichter: Die Lichter von vorbeifahrenden Autos können interessante Effekte erzeugen, besonders wenn du eine lange Belichtungszeit verwendest.
Natürliches Mondlicht: Der Mond kann eine schöne, sanfte Beleuchtung für deine nächtlichen Aufnahmen liefern. Und vergessen wir nicht die Möglichkeit, den Mond selbst zu fotografieren!
Sternenlicht: Es ist erstaunlich, was eine Kamera bei einer Langzeitbelichtung einfangen kann. Unter einem klaren, dunklen Himmel können Sterne und die Milchstraße eine atemberaubende Kulisse bieten.
Lichter von Gebäuden: Nicht nur die Lichter innerhalb der Gebäude, sondern auch Sicherheitsbeleuchtung, Werbetafeln und architektonische Beleuchtung können zur Beleuchtung deines Motivs beitragen.
Lichtmalerei: Mit einer Taschenlampe, einem Leuchtstab oder einem anderen tragbaren Licht kannst du deinen eigenen Lichtpfad oder -effekte in deine Szene zeichnen. Das ist besonders effektiv bei Langzeitbelichtungen.
Feuer und Flammen: Lagerfeuer, Fackeln oder Kerzen können ein warmes, einladendes Licht liefern und eine schöne Atmosphäre schaffen.
Leuchtende Objekte: Dinge wie leuchtende Laternen, Feuerwerke oder Wegweise (bspw. Notausgangsschilder) können interessante und einzigartige Lichtquellen sein.
Reflektiertes Licht: Vergiss nicht das Licht, das von Oberflächen wie Wasser, Glas oder Metall reflektiert wird. Reflektionen können farbenfrohe und unerwartete Lichteffekte erzeugen.
Blitzgeräte: Selbst wenn sie häufiger in der Studiofotografie verwendet werden, können externe Blitze und kontinuierliche Lichter dir helfen, Licht in die Szene zu bringen oder bestimmte Aspekte hervorzuheben.
Künstliche Lichtquellen: Stadtlichter und Autolichter
In urbanen Gebieten sind Stadtlichter deine Hauptlichtquelle. Straßenlampen, beleuchtete Fenster, Neonreklamen - all diese Lichtquellen können dein Motiv auf faszinierende Weise hervorheben.
Es ist jedoch wichtig, die Belichtungszeit sorgfältig zu wählen, um Überbelichtung zu vermeiden.
Lange Belichtungszeiten können zu sehr hellen und überstrahlten Bereichen in deinem Bild führen, die Details verloren gehen lassen.
Autolichter bieten eine andere Art von künstlichem Licht, das du nutzen kannst.
Mit einer längeren Belichtungszeit kannst du die Lichtpfade von vorbeifahrenden Autos einfangen, die dynamische, strahlende Linien in deinem Bild erzeugen.
Es ist eine Art von Fotografie, die etwas Übung erfordert, aber die Ergebnisse können wirklich beeindruckend sein.
Nutze Lichtquellen zur Verbesserung deiner Aufnahme
Licht kann Stimmung, Textur und Tiefe in dein Bild bringen, wenn es richtig eingesetzt wird.
Silhouetten und Gegenlicht: Ein hell beleuchtetes Objekt vor einem dunklen Hintergrund kann eine starke Silhouette erzeugen und deinem Bild ein dramatisches Element verleihen. Hier findest du eine ausführliche Anleitung zur Silhouetten Fotografie.
Schatten: Künstliches Licht in der Nacht erzeugt oft lange, tiefe Schatten. Spiele mit ihnen und nutze sie, um Formen hervorzuheben und einen Sinn für Tiefe zu schaffen.
Reflexionen: Licht reflektiert auf vielen Oberflächen - Wasser, Glas, Metall. Diese Reflexionen können Farbe und Helligkeit in dunkle Bereiche deines Bildes bringen und gleichzeitig interessante Muster und Texturen schaffen.
Spezialtechniken
Bist du einmal mit der Nachtfotografie vertraut, gibt es auch noch einige Spezialtechniken, die du für deine Fotos nutzen kannst, um einen einzigartigen Look zu erzeugen.
Fangen wir mit Sternspuren an. Um diese magischen, drehenden Sterne zu erfassen, benötigst du eine klare Nacht, ein Stativ und etwas Geduld. Mit einer langen Belichtungszeit (manchmal bis zu mehreren Stunden) bewegen sich die Sterne über den Himmel und hinterlassen eine helle Spur auf deinem Foto. Es ist eine erstaunliche Technik, die den Lauf der Zeit und die Bewegung der Erde zeigt.
Als nächstes, das Light Painting. Es ist eine kreative und unterhaltsame Technik, bei der du mit einer Lichtquelle (wie einer Taschenlampe) in der Luft malst, während deine Kamera eine lange Belichtungszeit hat. Die resultierenden Lichtmuster können wirklich einzigartig und faszinierend sein.
Schließlich ist die Astrofotografie, eine Herausforderung, aber auch unglaublich lohnend. Der Schlüssel ist, einen dunklen Ort mit wenig Lichtverschmutzung zu finden. Dann, mit einer Kamera auf einem Stativ, einer offenen Blende und einer hohen ISO, kannst du das Unfassbare einfangen - die Weite des Universums, mit all seinen Sternen und Galaxien. Hier findest du eine ausführliche Anleitung zur Astrofotografie.
Bildbearbeitung
Ein Aspekt, den du nicht unterschätzen solltest ist die Nachbearbeitung deiner Fotos.
Gerade zur Rauschreduktion oder für die Anpassung der Farben sind einige Handgriffe in Adobe Lightroom oder Luminar Neo zu empfehlen.
Da du hoffentlich in RAW fotografierst hast, wirst du an dieser Stelle einiges an Flexibilität haben, um einen schönen Look in deine Bilder zu bearbeiten.
FAQ
Wie fotografiert man am besten bei Nacht?
Für Nachtaufnahmen verwende ein Stativ und eine Kamera mit manueller Steuerung. Lange Belichtungszeiten und ggf. eine größere Blende (kleinere f-Zahl) helfen, genug Licht zu sammeln. Nutze außerdem künstliche oder natürliche Lichtquellen, um dein Foto heller zu machen.
Welche ISO-Einstellung bei Nacht?
Eine höhere ISO-Einstellung kann bei Nacht mehr Licht einfangen, führt aber auch zu mehr Bildrauschen. Die ISO sollte so niedrig wie möglich gehalten und mit längerer Belichtungszeit und größerer Blende ausgeglichen werden.
Wie kann ich mit dem Handy Nachtbilder machen?
Verwende den Nachtmodus deines Handys, wenn vorhanden. Stabilisiere dein Handy auf einer festen Oberfläche oder einem Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden. Experimentiere mit unterschiedlichen Belichtungszeiten.
Was für einen Weißabgleich bei Nacht?
Bei Nachtfotografie wird oft der Weißabgleich auf "Tungsten" oder "Incandescent" gestellt, um den gelben oder orangefarbenen Ton künstlicher Lichtquellen auszugleichen. Bei normalen Licht können deine Fotos dann aber recht kühl wirken.
Welche Blende bei Nacht?
Eine größere Blende (kleinere f-Zahl) ist bei Nacht hilfreich, um mehr Licht einzufangen. Aber bedenke, dass dies auch zu einer geringeren Tiefenschärfe führt. Eine Offenblende (bspw. f/2.8 oder f/1.8) ist ein guter Ausgangspunkt.