Timo Nausch

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Mit der richtigen mentalen Einstellung zu besseren Street Fotos

Neben den eigenen Fähigkeiten und der passenden Ausrüstung gibt es noch einen weiteren Aspekt, den ein erfolgreicher Streetfotograf braucht: Die richtige mentale Einstellung.

Aber was genau meine ich damit und wie erreichen wir hier ein gutes Level? Das schauen wir uns im Folgenden genauer an!

1. So bequem wie möglich unterwegs sein

Mach es dir so bequem wie möglich, wenn du auf Street-Fotografie-Tour gehst. Du willst lange unterwegs sein, viele Fotos schießen und dabei nicht von unbequemen Schuhen oder schwerem Gepäck ausgebremst werden.

Auch wenn man das Gefühl bekommt das Fotografen ein Fußfetisch haben ist es dennoch ein wichtiger Punkt: Trag gute Schuhe.

Ich mache manchmal 20.000 bis 30.000 Schritte am Tag. Das sind enorme Strecken, die ich zurücklege (und manche Fotografen schaffen sogar noch deutlich mehr), aber je mehr ich herumlaufe, desto mehr sehe ich.

Bequeme Schuhe sind dabei ein absolutes Muss. Einmal hatte ich Schuhe, die ich für bequem hielt, aber nach einer Weile bekam ich schreckliche Schmerzen im Fuß.

Der Grund? Die Einlegesohle war durchgelaufen und bot keinen Halt mehr. Ich konnte kaum noch gehen und musste meine Fototouren abbrechen.

Auch dein Gepäck spielt eine große Rolle. Früher habe ich einen schweren Rucksack mit zwei Kameras und mehreren Objektiven herumgeschleppt. Aus Angst, ich könnte das eine Objektiv brauchen, das ich zu Hause gelassen habe.

Das war ein Fehler. Das schwere Gepäck machte mich müde und ich konnte mich nicht mehr auf die Fotografie konzentrieren.

Heute nehme ich nur noch einen leichten Rucksack mit meiner Sony-Kamera und ein oder zwei leichten Objektiven mit.

Am liebsten habe ich eigentlich nur eine Kamera mit einer Festbrennweite und gar keinem Rucksack.

So bin ich den ganzen Tag unterwegs, ohne dass mir der Rücken oder die Schultern schmerzen.

Wenn du bequem unterwegs bist, findest du keine Ausreden, um frühzeitig nach Hause zu gehen. Du wirst länger draußen bleiben, mehr Fotos machen und bessere Ergebnisse erzielen.

Es geht nicht nur um den Komfort, sondern darum, dir selbst die besten Bedingungen zu schaffen, um kreativ zu sein, dich auf deine Umgebung konzentrieren zu können und deine Street-Fotografie in vollen Zügen zu genießen.

2. Experimentiere regelmäßig

Experimentiere regelmäßig, um deine Street-Fotografie spannend und kreativ zu halten. Immer mit dem gleichen Objektiv unterwegs zu sein, führt schnell zu Routine und Langeweile.

Ich selbst merke, dass Abwechslung wichtig ist, um neue Perspektiven zu entdecken und sich weiterzuentwickeln.

Stell dir vor, du fotografierst immer nur mit einem 50mm-Objektiv. Du kennst die Brennweite in- und auswendig und weißt genau, wie deine Fotos aussehen werden.

Das hat seine Vorteile, denn du kannst schnell und effektiv arbeiten. Aber irgendwann fehlt die Herausforderung.

Ich wechsle deshalb oft meine Objektive. Mal nutze ich ein 85mm Objektiv, dann wieder ein 35mmObjektiv, das breitere Szenen einfängt.

Manchmal nehme ich auch ein 24mm oder 50mm Objektiv mit. Jedes Mal, wenn ich die Brennweite ändere, sehe ich die Welt anders und mache andere Fotos.

Der Trick dabei ist, nicht dein Lieblingsobjektiv mitzunehmen. Das führt nur dazu, dass du wieder darauf zurückgreifst, wenn es schwierig wird.

Du musst dich selbst herausfordern, um neue Blickwinkel zu finden.

Das gilt nicht nur für die Ausrüstung. Du kannst auch die Themen variieren, die du fotografierst.

In letzter Zeit übe ich viel das Fotografieren aus der Hüfte. Das hilft mir, mehr auf Menschen zu fokussieren und spontane Momente einzufangen.

Früher habe ich mehr Szenarien in Schwarz-Weiß oder Silhouetten fotografiert. Diese Techniken rücken derzeit eher in den Hintergrund, aber es lohnt sich, sie wieder auszuprobieren.

Durch solche Veränderungen schaffst du Abwechslung und bleibst kreativ. Wenn du dich gerade ausgebrannt oder uninspiriert fühlst, bringt das Experimentieren neuen Schwung.

Versuche es einfach mal. Nimm ein anderes Objektiv oder suche dir neue Fotothemen. Du wirst überrascht sein, wie viel Spaß es macht und wie sehr es deine Fotografie bereichert.

3. Mache dir keine Gedanken über deine Fotoausbeute

Wenn du durch die Straßen gehst und fotografierst, hör auf, dich um deine sogenannte „Trefferquote“ zu sorgen.

Vielleicht fragst du dich, was eine Trefferquote ist. Es ist ganz einfach: Sie beschreibt das Verhältnis zwischen der Anzahl der Fotos, die du an einem Tag machst, und der Anzahl der Fotos, die du als gut genug empfindest, um sie zu behalten oder mit der Welt zu teilen.

Aber ehrlich gesagt, warum kümmern sich Fotografen so sehr darum? Ist es wirklich wichtig, wie viele Fotos du machen musst, um ein paar gute dabei zu haben?

Schau dir die großen Fotografen an – sie haben tausende und abertausende Bilder gemacht, um zu den wirklich guten Aufnahmen zu kommen.

Es gibt ein berühmtes Zitat von Henri Cartier-Bresson: „Deine ersten 10.000 Fotos sind deine schlechtesten.“

Das bedeutet, dass du diese Fotos einfach machen musst, um sie hinter dir zu lassen.

Je schneller wir aufhören zu denken, dass wir weniger Bilder machen müssen, die aber alle gut sein sollten, um unser Talent zu beweisen, desto schneller erlauben wir uns selbst, zu spielen und zu experimentieren.

Und genau das, glaube ich, ist der Schlüssel, um ein besserer Fotograf zu werden.

Ich sage mir das regelmäßig, weil ich manchmal dazu neige, meine Bilder zu kontrollieren und zu vorsichtig zu sein.

Ich gehe um eine Ecke und denke: „Das ist nicht gut genug, ich kann das besser.“ Fast so, als ob ich besser wäre als die Szene selbst.

Aber ich habe gelernt, dass, wenn mich irgendetwas an der Szene oder dem Bild anspricht – selbst wenn es ein Klischee oder einfach etwas Kitschiges ist – ich mir jetzt immer erlaube, dieses Bild zu machen.

Vielleicht werde ich es nie teilen, aber später kann ich mir die Bilder anschauen und mich fragen: „Warum hat mich das angesprochen? Was gibt es hier zu lernen?“

Dieses Bild könnte kein „Keeper“ sein, also kein Bild, das ich mit der Welt teile, aber es gibt mir etwas, das ich in mein allgemeines Wissen über das Fotografieren einfließen lassen kann.

Das ist der Rat, den ich jedem neuen Fotografen gebe, der mich fragt, wie er besser werden kann: Mach einfach eine Menge Bilder.

Erlaube dir, alles und jedes zu fotografieren, was auch nur ein bisschen in dir Resonanz findet.

Schau, was du daraus lernen kannst. Jedes Mal, wenn du den Auslöser drückst, lernst du ein kleines bisschen dazu.

4. Lerne zu beobachten (auch ohne Kamera)

Wenn du lernen möchtest, die Welt um dich herum besser zu beobachten, gibt es eine einfache Methode, die du jederzeit anwenden kannst – auch ohne Kamera.

Streetfotografie ist nämlich nicht nur das Festhalten von Momenten mit einer Kamera, sondern vor allem das Sehen und Wahrnehmen dieser Momente.

Du gehst durch deine Stadt, aber anstatt nur von A nach B zu eilen, nimmst du dir bewusst Zeit, deine Umgebung genau zu betrachten.

Während du gehst, schaust du dir deine Umgebung genau an und denkst darüber nach, wie du bestimmte Szenen fotografieren könntest.

Welche Menschen, Gebäude oder Lichtverhältnisse fallen dir auf?

Vielleicht bemerkst du eine besonders interessante Lichtstimmung, die durch die Fenster eines alten Hauses scheint, oder eine Person mit einem einzigartigen Kleidungsstil.

Diese Momente und Details kannst du dir im Kopf abspeichern, auch wenn du keine Kamera dabei hast.

Ein anderer Fotograf hat eine tolle Übung für angehende Street-Fotografen. Er lässt die Teilnehmer seiner Workshops in Paaren durch die Straßen gehen, ohne ihre Kameras.

Sie zeigen sich gegenseitig interessante Dinge, die ihnen auffallen: „Schau mal, diese Lichtreflexion dort ist faszinierend!“ oder „Die Farbkombination dieses Gebäudes mit dem Auto davor ist spannend.“

Diese Übung hilft, das visuelle Wahrnehmen zu trainieren und schärft den Blick für Details, die später auf Fotos festgehalten werden können.

Du kannst das auch alleine oder mit einem Freund ausprobieren. Gehe einfach spazieren und spiele das „Sag, was du siehst“-Spiel.

Zeigt euch gegenseitig interessante Dinge und sprecht darüber. Das schärft nicht nur deine Wahrnehmung, sondern macht auch Spaß und zeigt dir, wie unterschiedlich Menschen ihre Umgebung wahrnehmen können.

Auch alltägliche Situationen eignen sich perfekt zum Beobachten. Im Supermarkt könntest du dich fragen, ob es hier spannende Szenen oder Personen gibt, die auf einem Foto gut aussehen würden.

Beim Spaziergang durch den Park kannst du nach interessanten Szenen Ausschau halten, und auf dem Weg zur Arbeit kannst du überlegen, welche deiner Mitmenschen sich gut für ein Streetfoto eignen würden.

Durch das regelmäßige Üben dieser Beobachtungstechniken wirst du feststellen, dass du immer mehr interessante Details wahrnimmst.

Und wenn du dann tatsächlich deine Kamera zur Hand nimmst, wirst du schon viele Ideen und Inspirationen gesammelt haben, um großartige Bilder zu machen.

5. Lass dich in deiner Umgebung treiben

Lass dich in deiner Umgebung treiben und folge deiner eigenen Neugier.

Wenn du eine neue Stadt besuchst, verzichte darauf, vorab im Internet nach den besten Fotospots zu suchen oder Empfehlungen von anderen einzuholen.

Denn wenn du nur den gängigen Wegen folgst, wirst du die Stadt nur durch die Augen anderer sehen und deine Bilder werden denen anderer ähneln.

Stattdessen empfehle ich dir, dich einfach treiben zu lassen. Wähle einen zentralen Punkt in der Stadt und beginne zu laufen.

Geh weit und geh schnell, ohne dir vorher eine bestimmte Route zurechtzulegen. Folge deinem Bauchgefühl, biege in kleine Gassen ein und erkunde Wege, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken.

Natürlich verirrst du dich nicht wirklich, denn mit einem Smartphone kannst du jederzeit den Weg zurück finden.

Aber indem du intuitiv und ohne festen Plan durch die Straßen gehst, entdeckst du die verborgenen Schätze der Stadt.

Auf diese Weise findest du die Motive, die wirklich einzigartig sind und die von anderen oft übersehen werden.

Die besten Komplimente, die ich als Straßenfotograf bekommen habe, kamen von den Menschen, die in der Stadt leben, die ich gerade besucht habe.

Ich habe gehört, dass sie ihre eigene Stadt durch meine Fotos aus einem neuen Blickwinkel sehen konnten und dass sie Orte entdeckt haben, die ihnen vorher nicht aufgefallen waren.

Dieser Ansatz funktioniert nur, wenn du dich darauf verlässt, was du siehst und fühlst, statt dich auf die Meinung anderer zu stützen.

Es geht darum, deiner Intuition zu vertrauen und die Stadt auf deine eigene Weise zu erkunden.

So schaffst du Bilder, die eine persönliche Note haben und die die wahre Essenz der Stadt einfangen.


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