Timo Nausch

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Die 5 wichtigsten Skills für erfolgreiche Streetfotografie

Von Fotografen bekommt man ständig Tipps & Tricks. Daher will ich heute mal einen anderen Blickwinkel nutzen.

Was sind eigentlich die wichtigsten Skills in der Streetfotografie? Und warum solltest du diese Fähigkeiten haben um auf der Straße zu fotografieren?

1. Ausdauer

Wenn du erfolgreich in der Streetfotografie sein möchtest, ist Ausdauer ein unverzichtbarer Begleiter. Ohne sie wirst du irgendwann frustriert aufgeben.

Ausdauer bedeutet aber nicht nur, dass du körperlich fit sein solltest, sondern auch, dass du mental stark bleibst, selbst wenn es schwierig wird.

In der Streetfotografie gibt es Tage, an denen du stundenlang durch die Straßen läufst, ohne ein einziges gutes Foto zu machen. Aber egal wie anstregend und enttäuschend es ist, eine der wichtigsten Fähigkeiten ist, dass man einfach weiter macht.

Es geht dabei nicht nur darum, viele Schritte zu machen, obwohl das definitiv ein großer Teil davon ist. Manchmal läufst du tausende Schritte und kommst trotzdem mit leeren Händen nach Hause. Das ist völlig normal und gehört dazu.

An einem guten Tag mache ich leicht 10.000 oder mehr Schritte.

Andere Streetfotografen schaffen sogar noch mehr, manchmal bis zu 30.000 oder 40.000 Schritte an einem besonders produktiven Tag. Das erfordert definitv eine gewisse körperliche Fitness.

Mental musst du aber genauso ausdauernd sein. Es kann durchaus passieren, dass du an einer Stelle stehst, die vielversprechend aussieht, aber nichts passiert.

Du wartest und wartest, bis das Licht richtig ist, bis die Menschen sich so bewegen, dass das Bild perfekt wird. Manchmal dauert das nur Sekunden, manchmal aber auch eine gefühlte Ewigkeit. Und dann kann es sein, dass der Moment einfach nicht kommt und du es an einem anderen Tag noch einmal versuchen musst.

Das ist definitiv frustrierend. Aber genau hier kommt deine mentale Ausdauer ins Spiel. Du musst in der Lage sein, geduldig zu bleiben und nicht aufzugeben, auch wenn es so aussieht, als ob nichts passiert.

Manchmal hast du eine lange Durststrecke, in der dir kein einziges gutes Foto gelingt. Du beginnst, an dir selbst zu zweifeln und fragst dich, ob das, was du tust, überhaupt einen Sinn hat.

Auch das ist normal und gehört zum Prozess dazu. In diesen Momenten ist es wichtig, dass du an dich selbst glaubst und weitermachst.

Du musst die Ruhe bewahren und weiter suchen, denn oft kommen die besten Bilder genau dann, wenn du es am wenigsten erwartest.

Ausdauer bedeutet also, dass du dich nicht nur körperlich forderst, sondern auch mental stark bleibst. Es geht darum, die Fähigkeit zu entwickeln, weiterzumachen, auch wenn es schwer wird.

Wenn du das schaffst, wirst du in der Streetfotografie erfolgreich sein und am Ende mit Bildern belohnt werden, die deine Ausdauer und Geduld widerspiegeln.

2. Empathie

Streetfotografie bedeutet nicht nur, den perfekten Moment einzufangen, sondern auch, das Umfeld und die Menschen um dich herum zu verstehen.

Empathie ist dabei sozusagen deine unsichtbare Schutzweste, die dir hilft, in schwierigen Situationen klarzukommen und Konflikte zu vermeiden.

Wenn du durch die Straßen ziehst und mit deiner Kamera auf der Jagd nach interessanten Motiven bist, ist es extrem wichtig, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie sich die Menschen um dich herum fühlen.

Stell dir vor, du siehst jemanden, der einen richtig schlechten Tag hat – die Körpersprache ist angespannt, der Blick finster.

Jemandem, der sowieso schon genervt oder traurig ist, einfach die Kamera ins Gesicht zu halten, wird der generellen Stimmung in den allermeisten Fällen nicht zuträglich sein.

Das führt nicht nur dazu, dass du ein Bild machst, das vielleicht nicht besonders schön ist, sondern ist auch Zündstoff für mögliche Auseinandersetzungen. Und das ist etwas, was du sicher vermeiden willst.

Ich reise viel durch die Welt und habe schon in den verschiedesten Städten der Welt fotografiert.

Gerade, wenn du in einer Umgebung fotografierst, in der du die Sprache nicht beherrschst, wird die Fähigkeit, Körpersprache zu lesen, umso wichtiger.

Wenn du die Stimmung der Menschen nicht durch Worte erfassen kannst, bleibt dir nur, auf ihre nonverbalen Signale zu achten.

Empathie hilft dir dabei, zu erkennen, ob jemand offen dafür ist, fotografiert zu werden, oder ob es besser ist, die Kamera lieber in der Tasche zu lassen.

Natürlich stellt sich auch die Frage der Moral: Ist es richtig, jemanden zu fotografieren, der offensichtlich nicht in bester Laune ist?

Das muss jeder für sich selbst entscheiden, aber aus meiner Erfahrung heraus solltest du versuchen, Situationen zu vermeiden, in denen du jemanden noch weiter belastest.

Die besten Bilder entstehen meiner Erfahrung nach sowieso, wenn die Menschen, die du fotografierst, sich wohlfühlen oder sogar Spaß an einer Kamera in ihrer Umgebung haben.

Empathie macht dich also nicht nur zu einem besseren Fotografen, sondern sorgt auch dafür, dass du respektvoll mit den Menschen umgehst, denen du auf der Straße begegnest.

So habe ich es bislang auch selbst vermeiden können, in irgendwelche wirklich “gefährlichen” Situationen zu kommen.

3. Übersicht

Wenn du draußen unterwegs bist und versuchst, die besonderen Momente des Alltags einzufangen, merkst du schnell, wie schnell diese Situationen vergehen. Oft hast du nur den Bruchteil einer Sekunde, um das perfekte Bild zu machen, bevor sich die Szene verändert und der Moment verloren geht.

Deshalb ist es wichtig, dass du ein gutes Gespür für deine Umgebung entwickelst und lernst, Situationen schnell zu erfassen und zu verstehen. Und dafür brauchst du Übersicht.

In einer belebten, hektischen Stadt hilft es extrem, wenn du eine Szene auf den ersten Blick zu lesen kannst. Du musst erkennen, was gerade passiert und auch abschätzen können, was als Nächstes passieren könnte.

Stell dir vor, du siehst einen interessanten Lichtfleck auf dem Boden. Gleichzeitig bemerkst du, dass jemand mit einem auffälligen Kleidungsstück oder Hut die Straße entlangläuft.

Jetzt geht es darum, diese beiden Elemente in einem Bild zu vereinen. Du beobachtest, in welche Richtung sich die Person bewegt, und positionierst dich so, dass sie genau im richtigen Moment in das Licht tritt.

Auf diese Weise kannst du ein Bild machen, das sowohl die Person als auch das besondere Lichtspiel perfekt einfängt.

Natürlich ist es auch möglich, spontan auf Situationen zu reagieren. Doch wenn du die Fähigkeit entwickelst, die nächsten Sekunden vorauszusehen, gibst du dir selbst mehr Zeit, um auf das Geschehen zu reagieren.

Dadurch erhöhst du die Chancen, ein wirklich außergewöhnliches Foto zu machen. Diese Vorausplanung und Antizipation sind Schlüsselqualitäten in der Streetfotografie.

Sie erlauben es dir, Momente einzufangen, die anderen entgehen, und verleihen deinen Bildern eine besondere Tiefe und Aussagekraft.

Wenn du lernst, in den kurzen Augenblicken, die dir zur Verfügung stehen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wirst du schnell merken, wie deine Fotos an Qualität gewinnen.

4. Reaktionsgeschwindigkeit

In der Streetfotografie ist auch eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit extrem wichtig.

Wenn du draußen unterwegs bist und die Momente festhalten willst, die das Leben in der Stadt so einzigartig machen, musst du immer bereit sein, schnell zu handeln.

Die Szenen, die sich vor deinen Augen abspielen, sind sehr flüchtig und verschwinden im nächsten Augenblick.

Du kannst nicht alles gleichzeitig erfassen, und manchmal werde auch ich einfach von einer Situation überrascht.

Genau dann kommt es darauf an, wie schnell du deine Kamera bedienen und den Auslöser drücken kannst.

Eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit erlaubt es dir, authentische und echte Momente auf der Straße einzufangen.

Ich habe selbst erlebt, wie sehr das Training in der Streetfotografie meine Reaktionsfähigkeit verbessert hat.

Zum Beispiel, wenn ich Portraits mache, erhalte ich oft das Feedback, dass ich schneller arbeite als viele andere Fotografen.

Das liegt daran, dass ich es gewohnt bin, in der Streetfotografie keine Zeit zu verlieren. Sobald alle Elemente für ein Bild zusammenkommen, drücke ich den Auslöser, weil ich nicht weiß, wie lange diese perfekte Kombination bestehen bleibt.

In der Streetfotografie kannst du dir nicht fünf Minuten Zeit nehmen, um das perfekte Foto zu “basteln”. Du musst schnell entscheiden und handeln, weil die Szene sich jeden Moment ändern kann.

Vielleicht siehst du eine besonders schöne Lichtstimmung auf einem Geschäft, und plötzlich läuft ein Kind vorbei, das sehnsüchtig in die Auslage schaut. Dieser Moment hat eine tiefere emotionale Wirkung und macht das Bild besonders.

Aber du hast nur eine Sekunde, um diesen flüchtigen Augenblick einzufangen, bevor das Kind weiterläuft und die Szene sich verändert.

In solchen Momenten ist es deine schnelle Reaktion, die den Unterschied macht und dafür sorgt, dass du das richtige, beeindruckende Foto bekommst.

Deshalb ist es so wichtig, dass du deine Reaktionsgeschwindigkeit immer weiter trainierst. Je schneller du wirst, desto besser wirst du in der Lage sein, die einzigartigen Momente festzuhalten, die die Streetfotografie so spannend und lohnend machen.

5. Schauspielerei

Schauspielerei spielt eine überraschend wichtige Rolle in der Streetfotografie.

Im ersten Moment denkt man sicherlich, dass diese beiden Welten nichts miteinander zu tun haben.

Aber die Wahrheit ist, dass du als Streetfotograf ein paar Schauspieltricks draufhaben solltest, um authentische und ungestellte Momente einzufangen.

Du musst dabei nicht zum Profi-Schauspieler werden, aber es hilft ungemein, ein wenig schauspielerisches Talent zu entwickeln.

Wenn du auf der Straße fotografierst, möchtest du in den meisten Fällen unauffällig bleiben, um die natürlichen Momente nicht zu stören oder Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.

Es geht darum, im Hintergrund zu bleiben, um echte Szenen einzufangen, ohne die Menschen um dich herum aus ihrem Alltag zu reißen.

Und genau an diesem Punkt hilft dir ein bisschen Schauspielerei. Du kannst lernen, dich so zu verhalten, als ob du gar nicht fotografieren würdest. Genau zu diesem Thema habe ich dir auch schon einmal ein Youtube Video gemacht:

Zum Beispiel könntest du so tun, als würdest du etwas an deiner Kamera einstellen, während du in Wirklichkeit gerade ein Bild aufnimmst.

Ein anderer Trick ist es, in eine Richtung zu schauen und in eine andere zu fotografieren. Dadurch lenkst du die Aufmerksamkeit der Leute weg von dir und kannst authentische Momente einfangen.

Oder du tust so, als ob du etwas Interessantes hinter deinem Motiv entdecken würdest. Du hältst die Kamera länger am Auge und erzeugst den Eindruck, dass das eigentliche Fotoobjekt nicht die Person ist, die du gerade fotografierst, sondern etwas im Hintergrund.

Es gibt auch Fotografen, die sich so positionieren, dass sie beiläufig ein Bild machen können, während sie so tun, als würden sie einfach nur ihre Kamera überprüfen.

Diese kleinen Tricks helfen dir, näher an dein Motiv heranzukommen, ohne dass die Leute sich beobachtet fühlen. Das sorgt für natürlichere Bilder, die die echte Atmosphäre der Straße einfangen.

Natürlich musst du kein Oscar-reifer Schauspieler sein, um das hinzubekommen. Die meisten Menschen achten in der Hektik des Alltags gar nicht so genau auf die anderen um sie herum.

Solange du es schaffst, nicht direkt die Alarmglocken bei jemandem auszulösen, wirst du mit Leichtigkeit faszinierende Streetfotos machen können.

Es ist daher gar nicht so unwichtig, sich ein wenig mit Schauspielerei zu beschäftigen und diese Fähigkeiten in dein Repertoire aufzunehmen.


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