Timo Nausch

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Laowa Argus 28mm f/1.2 Testbericht | Mein Eindruck vom Objektiv

Das Laowa Argus 28mm f/1.2 Weitwinkelobjektiv* verspricht, hervorragende Lichtstärke zum kleinen Preis. Wir schauen uns genauer an, wo die Stärken und Schwächen dieser Linse liegen und ob sich der Kauf lohnt.

Technische Details & Handhabung

Dieses Objektiv kommt mit einer beeindruckenden F/1.2 Blendenöffnung und ist verfügbar für Sony E-Mount, Nikon Z-Mount, Canon RF-Mount und L-Mount.

Somit hast du eine breite Kompatibilität mit fast allen spiegellosen Vollformat-Kameras.

Die Verarbeitung des Objektivs ist erstklassig – komplett aus Metall, inklusive der Fokusringe.

Das manuelle Fokussieren ist dank der Metallhelikoiden butterweich, und der Blendenring lässt sich wahlweise mit oder ohne spürbare Klicks einstellen.

Für Videoarbeiten finde ich die Möglichkeit, auf eine stufenlose Blende umzuschalten, besonders nützlich. So kann ich die Blende fließend verändern, ohne dabei störende Geräusche zu verursachen.

Trotz der robusten Metallkonstruktion ist das Objektiv mit seinen 562 Gramm überraschend leicht, was den ganzen Tag über angenehmes Arbeiten ermöglicht.

Es verfügt über ein Filtergewinde von 62mm, kommt jedoch mit einer stylischen, quadratischen Gegenlichtblende, die allerdings nicht gleichzeitig mit Filtern verwendet werden kann.

Daher muss ich die Gegenlichtblende abnehmen, wenn ich Filter auf das Objektiv schrauben möchte.

Ein weiteres Highlight ist die Blende mit 13 Lamellen, die selbst bei voller Öffnung eine fast perfekt runde Öffnung erzeugt, was für ein schönes Bokeh sorgt.

Dies verspricht, besonders in der Porträtfotografie oder bei Aufnahmen mit geringer Tiefenschärfe, fantastische Ergebnisse.

Allerdings gibt es auch ein paar Einschränkungen, die man beachten sollte.

Da das Objektiv keine elektronische Verbindung zur Kamera hat, funktionieren manche gewohnten Sachen aber nicht mehr so reibungslos. Das Objektiv übermittelt zum Beispiel keine Korrekturdaten für Abbildungsfehler wie chromatische Aberration oder Verzeichnung an die Kamera.

Das bedeutet, dass ich diese Korrekturen manuell in der Nachbearbeitung vornehmen muss, was zusätzliche Zeit kostet.

Neben den fehlenden Kontakten fällt auch auf, dass es absolut keinen Wetterschutz gibt. Bei Regen oder Schnee würde ich mit diesem Objektiv daher besonders aufpassen!

Optische Qualität

Das wichtigste bei einem Objektiv ist aber meiner Meinung nach vor allem die Bildqualität. Denn egal wie gut (oder schlecht) ein Objektiv in anderen Bereich abschneidet, am Ende will ich eine gute Bildqualität haben.

Zunächst fällt auf, dass bei voller Blendenöffnung von f/1.2 die Bildmitte recht scharf ist, allerdings ist der Kontrast eher niedrig, und es zeigt sich ein wenig Ghosting sowie Farbsäume an kontrastreichen Kanten.

Wenn ich die Ecken des Bildes betrachte, ist dort zwar noch etwas Auflösung erkennbar, der Kontrast bleibt jedoch gering und die Farbsäume werden stärker.

Wenn ich die Blende leicht auf f/1.4 anpasse, bleibt die Eckenqualität gleich, aber in der Bildmitte ist sofort eine deutliche Verbesserung der Schärfe und des Kontrasts spürbar.

Bei f/2 erreicht die Bildqualität in der Mitte dann Perfektion, während die Ecken heller und kontrastreicher werden.

Bei weiterem Abblenden auf f/2.8, f/4 und f/5.6 verbessert sich die Schärfe schrittweise und führt zu einer exzellenten Bildschärfe, obwohl leider die Farbsäume an kontrastreichen Kanten weiterhin recht stark bleiben.

Das Objektiv bleibt bis hinunter zu f/16 scharf, wo dann allerdings ein wenig Weichheit durch Beugung einsetzt.

Obwohl die optische Leistung bei f/1.2 enttäuschend ist, zeigt das Objektiv bei leicht abgeblendeter Blende schnell große Verbesserungen.

Das ist besonders wichtig für diejenigen unter euch, die vielleicht bei Porträts oder in schwach beleuchteten Situationen arbeiten möchten, wo das Spielen mit der Tiefenschärfe ein großer Faktor ist.

In Bezug auf das Handling im Feld habe ich festgestellt, dass das Objektiv trotz seiner robusten Metallkonstruktion und dem relativ geringen Gewicht von 560 Gramm leicht zu handhaben ist.

Das manuelle Fokussieren ist dank der präzisen Mechanik einfach und angenehm.

Abschließend kann ich sagen, dass das Laowa Argus 28mm f/1.2 ein Objektiv mit einigen Herausforderungen, aber auch mit vielen Stärken ist.

Es bietet insgesamt eine solide Leistung, insbesondere wenn man bereit ist, ein wenig in der Blende zu spielen. Ein Weltklasse Objektiv hast du hier jedoch nicht.

Besonders für den Preis war dieses Ergebnis jedoch zu erwarten. Daher denke ich, es ist eine faire Preis-Leistung und wer Top-Qualität sucht muss wahrscheinlich einfach tiefer in die Tasche greifen.

Die besten Einsatzgebiete

Da die optische Qualität eher durchwachsen ist, kommt es meiner Meinung nach stark darauf an wofür du diese Linse einsetzen willst.

Für manche Anwendungen finde ich es nämlich völlig ungeeignet, andere Genre sind aber schon eher möglich.

Beginnen wir mit den Porträts bei schlechten Lichtverhältnissen. Hier fühlt sich das Laowa Argus 28mm f/1.2 wie zu Hause.

Die Offenblende von f/1.2 ermöglicht es mir, auch in dunkleren Umgebungen ohne zusätzliche Beleuchtung auszukommen, was besonders in spontanen oder ungestellten Situationen unglaublich nützlich ist.

Ich habe festgestellt, dass das Bokeh schön rund und weich ist, was hilft, das Motiv vom Hintergrund zu trennen, ohne dass die Unschärfebereiche ablenkend wirken.

Für Umweltporträts ist dieses Objektiv ebenfalls eine gute Wahl. Da es ein 28mm-Objektiv ist, erlaubt es mir, nicht nur das Motiv selbst, sondern auch dessen Umgebung einzufangen.

Dies ist perfekt für Bilder, bei denen der Kontext eine Rolle spielt oder wo der Hintergrund zur Geschichte des Porträts beiträgt.

Grundsätzlich kann man es daher auch super für die Streetfotografie einsetzen. Da du bei Street jedoch selten mit Offenblende f/1.2 fotografierst und zusätzlich selten Zeit hast hierfür den manuellen Fokus perfekt einzustellen, sehe ich es für Straßenfotografie eher ungeeignet.

Für Street gibt es kleinere Objektive, die für ähnliches Geld bessere Ergebnisse erzielen, da du die Lichtstärke selten brauchen und/oder einsetzen kannst.

In Videoanwendungen hat das Laowa Argus jedoch ein paar mehr Stärken. Die manuelle Fokussierung ist weich und präzise, was in Verbindung mit der verstellbaren Blende sehr hilfreich ist, wenn man die Belichtung während der Aufnahme anpassen muss.

Trotz einiger optischer Eigenheiten wie sichtbarem Fokus-Breathing und einer leichten Farbverschiebung bei verschiedenen Blendenöffnungen, finde ich, dass diese Merkmale dem Videomaterial Charakter verleihen können, besonders wenn man gegen helle Lichtquellen filmt.

Leider eignet sich das Objektiv aufgrund der schwachen Eckenleistung und optischen Mängel wie Koma meiner Meinung nach nicht gut für die Astrofotografie.

Bei der Aufnahme von Sternenhimmeln oder anderen nachthimmelbezogenen Szenarien finde ich es wichtig, eine gleichmäßige Schärfe und wenig Vignettierung über das gesamte Bild hinweg zu haben.

Das Laowa 28mm f/1.2* ist daher also besonders gut für Porträt- und Umweltporträtfotografie sowie für kreative Videoaufnahmen geeignet, wo seine optischen Charakteristika genutzt werden können, um einzigartige Effekte zu erzielen.

Wer jedoch eine Linse für technisch anspruchsvollere Disziplinen wie die Astrofotografie sucht, sollte besser weiter suchen.

Abschließendes Fazit - Ein gutes Objektiv?

Ich finde das 28mm eine fantastische Brennweite, die eine interessante Mischung aus Weitwinkel und der Möglichkeit bietet, Umgebungen ohne allzu starke Verzerrung einzufangen.

Allerdings gibt es auf dem Markt nicht allzu viele gute Festbrennweiten in diesem Bereich, was das Laowa Argus zu einer willkommenen Ergänzung macht.

Das Objektiv hat zweifelsohne Charakter. Wenn du aber schon länger fotografierst weißt du, dass das die nette Umschreibung dafür ist, dass das Objektiv einige optische Mängel hat, die nicht jedermanns Sache sind.

Das Bokeh beispielsweise ist recht unruhig mit deutlichen Umrisslinien bei Lichtreflexen, was für manche reizvoll sein kann, für mich jedoch eher ablenkend wirkt.

Außerdem tritt trotz der hohen Lichtstärke von f/1.2 chromatische Aberration auf, die zwar bei Abblendung auf f/2 verschwindet, aber bei Offenblende durchaus präsent ist.

Ich habe das Objektiv sowohl bei Nachtaufnahmen als auch in der Straßenfotografie und für Porträts eingesetzt.

In diesen Bereichen kann ich seine Stärken wirklich schätzen, da die optischen Eigenheiten kreativ genutzt werden können.

Für Videoanwendungen finde ich die besonderen optischen Merkmale ebenfalls interessant, da sie dem Filmmaterial einen einzigartigen Look verleihen können.

Allerdings ist das Laowa Argus 28mm f/1.2 nicht für jeden geeignet. Wenn du auf der Suche nach einem Objektiv für Landschaftsaufnahmen, Astrofotografie oder Architektur bist, würde ich eher abraten.

Die optischen Schwächen, wie weiche Ecken, niedriger Kontrast und ernsthafte Vignettierung bei Offenblende, wären für mich hier zu große Probleme.

Wenn du die Blende etwas schließt, verbessert sich die Leistung zwar, aber perfekt ist es immer noch nicht.

Insgesamt ist das Laowa Argus 28mm f/1.2 ein Objektiv für Künstler und kreative Fotografen, die bereit sind, mit seinen Schwächen zu arbeiten und sie vielleicht sogar in ihren fotografischen Stil zu integrieren.

Wenn du jedoch zu denjenigen gehörst, die jedes Detail pixelgenau analysieren, ist dieses Objektiv wahrscheinlich nichts für dich. Aus diesem Grund werde ich die Linse auch nicht behalten sondern wieder zurück schicken.

Falls du dich dennoch selbst von dem Objektiv überzeugen möchtest, kannst du es über einen der hier verfügbaren Links kaufen um mich zu unterstützen!


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